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Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Titel: Der schwarze Schwan von Scheckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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hingebracht?“ hatte er den großen Ritter auf dem Korridor des Klassentrakts gefragt, als der, vom Rex kommend, in die letzte Unterrichtsstunde zurückkehrte.
    Dr. Waldmann empfing den sichtlich Erschöpften mit wohlwollendem Nicken und ließ ihn für den Rest der Stunde in Ruhe. Das Klingelzeichen machte Stephan wieder zum Mittelpunkt. Die Klassenkameraden umdrängten ihn. Wie ein Politiker im Rudel der Journalisten strebte er zu seinem Zimmer.
    „Mußtest du ins Polizeipräsidium?“ wollte Dampfwalze wissen.
    „Quatsch. Doch nicht weil der See stinkt!“ alberte Klaus.
    „Dazu war er auch nicht lang genug weg“, schloß Andi messerscharf.
    „Haben sie dich an den Lügendoktor gehängt?“ fragte der kleine Herbert, worauf sich der kleine Eberhard entrüstete: „Das war bei einem Ritter ja das Letzte!“
    „Mußtest du das Auto identifizieren?“ Die Frage kam von Beni und wurde, da Stephan nicht antwortete, allgemein als der wahrscheinlichste Grund für die Wegfahrt betrachtet.
    „Laßt ihn endlich in Ruh! Vielleicht darf er noch nichts sagen“, verteidigte Ottokar seinen Freund. Er schob ihn ins Zimmer und schloß die Tür.
    Stephan setzte sich auf seinen Platz. Den Kopf in die Hände gestützt, starrte er die Wand an. Walter und Fritz kamen herein. Wortlos legten sie ihre Schulbücher ab und verschwanden wieder. Ottokar stand am Fenster. Er wollte nichts fragen, nur dasein, falls er gebraucht würde. Denn so hatte er Stephan noch nicht erlebt.
    Dem gingen die letzten Worte des Rex nicht aus dem Kopf. Sofort nach Rückkehr hatten sie ihn zu dritt aufgesucht. Die beiden Beamten hatten sich kurz gefaßt. Die Ermittlungen seien abgeschlossen, der Zeuge habe ihnen die Arbeit sehr erleichtert. Er sei eine große Hilfe gewesen und an Umsicht der geborene Kriminalist.
    Das Lob hielt nicht lange vor. Nachdem sie sich verabschiedet hatten, mußte Stephan berichten. Er fing bei der Bouillon an und hörte bei der Autonummer auf.
    Lang schwieg der Rex, bis er nachdenklich sagte: „In der Sache warst du gut, in der Methode miserabel. Du hast deine Interessen gegen die der andern ausgespielt. Ich weiß nicht, ob sie dir das verzeihen, du schwarzer Schwan!“
    Das bedeutete, der Rex würde vorerst nichts sagen, die Lösung des Problems vielmehr ihm überlassen. Und das war das Problem.
    Der Gong zum Mittagessen hallte durch die Burg. Ottokar wollte zur Tür. Stephan hielt ihn fest. „Bleib, ich muß dir was sagen.“ In einer Zwei-Minuten-Fassung erzählte er ihm die andere Hälfte der Wahrheit.
    Für Sekunden war der Schulkapitän sprachlos. „Ach du braune Bockwurst!“ sagte er schließlich und faßte sich an den Kopf. „Da hast du dich schön in die Nesseln gesetzt!
    Da müssen wir sehr gründlich überlegen, wie wir da vorgehen. Bleib hier! Ich bring dir was runter. Sonst geht nur die Fragerei wieder los.“
    Stephan schüttelte den Kopf. „Ich kann nichts essen.“
    Die Tür fiel ins Schloß. Ottokars Worte hallten in ihm nach: Da müssen wir sehr gründlich überlegen, wie wir da vorgehen. – Wir! – Keine Frage warum, kein Vorwurf. So spricht nur ein Freund. Ich hätt’s ihm längst sagen sollen!
    Ein anderer Gedanke schob sich dazwischen und brachte ihn auf die Beine: Die Ritterschaft sitzt oben beim Essen. Mann! Das ist die Gelegenheit, zu telefonieren!
    „Sonja, bist du’s? Hier ist Stephan. Entschuldige, kannst du mir die Durchwahlnummer von Fräulein Böcklmeier geben?“
    Auch Sonja fragte nichts. Sie macht nur einen Scherz – ob er mit ihr vierhändig Klavier spielen wolle – und verband ihn weiter. Demnach wußte sie noch nichts – ein gutes Zeichen.
    „Böcklmeier, ja bitte“, meldete sich die dicke Lehrerin. „Hier spricht Stephan. Ich bin Ihnen noch eine Erklärung schuldig.“
    Das fand sie besonders nett, daß er deswegen extra anrufe. Nötig sei es aber nicht mehr. Sie wisse inzwischen Bescheid. Beatrix habe zwar sehr geheimnisvoll getan mit ihrem Umweltschutz, daß man nicht aus ihr schlau geworden wäre, doch dann sei Graf Schreckenstein gekommen, um Fräulein Dr. Horn für seine Bürgerinitiative zu gewinnen. Der Kappellsee solle Naturschutzgebiet werden! Die Leiterin habe sofort begeistert zugestimmt.
    Stephan legte auf. Das Mißverständnis war gründlich, aber hilfreich. So kann es auch gehen…
    Was Mauersäges überraschende Unternehmungslust tatsächlich bedeutete, ahnte weder die Horn noch Beatrix noch der Graf selber.
    Wie ein alter Kriminalist zählte Stephan in

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