Der Schwur der Königin
und Fernandos Mutter gewesen, ein Umstand, der ihn zum Ziel von Villenas endlosen Intrigen gemacht hatte.
Ich erkannte auf den ersten Blick, dass er keine gute Nachricht überbrachte. Außerdem war mir sofort klar, dass es ihn schockierte, lediglich Inés an meiner Seite zu sehen. Eine Prinzessin hatte normalerweise ein bewaffnetes Gefolge, das sie bei jedem Schritt begleitete.
»Seine Eminenz, Erzbischof Carrillo, hat im Augustinerkloster Residenz bezogen«, klärte ich den Admiral auf, der zu höflich war, um seine Sorge direkt zu äußern. »Er hat wegen der Verlobung noch eine Reihe von Formalitäten zu erledigen.« Ich deutete auf zwei geschnitzte Stühle mit hoher Lehne vor dem mit Kräutern bedeckten Kochherd. »Habt Ihr schon gefrühstückt? Soll ich Euch Brot und Käse bringen? Wir haben auch frische Feigen.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, nein, Eure Hoheit. Danke. Das ist nicht nötig.«
Mit einem gezwungenen Lächeln sah ich zu, wie er sich auf dem Stuhl niederließ. Angesichts der Umstände rechnete ich schon mit dem Schlimmsten, doch als er endlich zu sprechen begann, musste ich an mich halten, um nicht zusammenzuzucken.
»König Enrique hat angeordnet, Euch in Haft zu nehmen. Er behauptet, Ihr hättet Ocaña gegen seinen Befehl verlassen, obwohl Ihr Gehorsam versprochen hättet. Seine Männer sind angewiesen worden, Euch in den Alkazar von Madrid zu bringen, wo man Euch einkerkern wird. Er beabsichtigt, unverzüglich aus Andalusien zurückzukehren, sobald er die Belagerung von Trujillo aufheben kann, wo Cádiz sich verschanzt hat.«
Ich gab mir alle Mühe, die Fassung zu wahren. War es denn mein Schicksal im Leben, dass mir nur immer ein paar Tage Atempause vergönnt waren, ehe die Hetzjagd auf mich weiterging?
»Eure Hoheit hat momentan nichts zu befürchten«, versicherte mir der Admiral, der mein Schweigen falsch interpretiert hatte. »Der Erzbischof und ich haben zusammen mehr als achthundert Männer unter Waffen stehen. So leicht werden Villenas Soldaten Euch nicht fassen können. Aber wie ich annehme, werdet Ihr wissen wollen, dass der König über Eure Schritte im Bilde ist und die feste Absicht hat, Euch zu stellen.« Er senkte die Stimme, obwohl wir bis auf Inés allein im Raum waren. »Es versteht sich von selbst, dass er Eure Verbindung mit Fernando von Aragón in mehreren Proklamationen als strengstens verboten bezeichnet hat und dass er Euren fortgesetzten Ungehorsam als Hochverrat behandeln wird.«
Es war ein Schock für mich, diese Worte zu hören, obwohl ich nicht von mir behaupten konnte, etwas anderes erwartet zu haben. »Ja«, sagte ich leise. »Danke. Für Eure Gewissenhaftigkeit stehe ich in Eurer Schuld.«
»Ach, es ist nicht Gewissenhaftigkeit, die mich zu Euch geführt hat«, erwiderte er unvermittelt in leichtem Ton. Er erhob sich und kehrte zu der Stelle zurück, wo er seinen Umhang abgelegt hatte. Aus einer Innentasche zog er eine mit blauem Samt bezogene, flache Schatulle. Als er sie mir reichte, vertiefte sich sein Lächeln, wodurch die Lachfalten um seine Augenwinkel noch ausgeprägter zum Vorschein kamen.
»Ein Geburtstagsgeschenk«, erklärte er. »Von meinem Enkel, Seiner Hoheit von Aragón.«
In der Schatulle schmiegte sich an das weiße Satinfutter eine Rubinhalskette, so herrlich, wie ich noch nie eine gesehen hatte. Die tiefroten facettierten Edelsteine verströmten ein Licht, als strahlten in ihren Tiefen winzige Sonnen, und an jedem der goldenen Kettenglieder baumelten große grau-rosa Perlen.
»Das ist ja … atemberaubend!«, hauchte ich ehrfürchtig.
»Und wirklich praktisch«, meldete sich Inés zu Wort. »Ihre Hoheit hat eben erst ihre Juwelen eingebüßt; da kommen die hier zur Hochzeit gerade recht.«
Ich sah, wie das Lächeln des Admirals erstarb, als ich die Schatulle schloss. »Am liebsten würde ich Prinz Fernando persönlich für sein Geschenk danken, aber Eure Miene verrät mir, dass ich dieses Vergnügen nicht so bald haben werde, wie ich hoffte.«
Er stieß ein bekümmertes Seufzen aus. »Es gibt Komplikationen. Die Franzosen haben die Stadt Girona gestürmt. Da er der Thronerbe ist, muss Fernando die Verteidigungstruppen befehligen.« Er zog unter seinem Wams ein versiegeltes Dokument hervor. »Er hat mich gebeten, Euch das hier zu bringen.«
Ich nahm das Papier entgegen. Komplikationen? Ich wusste, dass Aragón belagert wurde, aber was sollte ich in der Zwischenzeit tun? Wie sollte ich überleben? Fernando war doch sicher klar,
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