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Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Titel: Zauber der Versuchung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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Prolog
     
    London, im Februar 1854
     
    »Alsdann.« Oberhausmitglied Nigel Cavendish, einziger Sohn des Viscount Cavendish, der sich unverwüstlicher Gesundheit zu erfreuen schien und wohl noch viele, viele Jahre leben würde, erhob sein Glas. »Auf die Liebe.«
    »Auf die Liebe«, pflichtete Oliver Leighton, Earl of Norcroft, ihm bei.
    Nach ihm stimmten auch die anderen beiden Herren des kleinen Zirkels ein, die sich in ihrem Lieblingsclub eingefunden hatten, um in aller Stille auf die Vermählung ihres gemeinsamen Freundes Jonathon Effington, Marquess von Helmsley, mit Olivers Cousine Fiona anzustoßen, die vor wenigen Stunden stattgefunden hatte. Wenngleich alle vier Herren ihre Gläser auf die Liebe erhoben, geschah es doch eindeutig mit unterschiedlich großer Begeisterung. Nicht dass irgendeiner von ihnen eine erklärte Aversion gegen zärtliche Gefühle an sich gehabt hätte. Vielmehr würde Oliver wetten, dass jeder der Anwesenden im Grunde seines Herzens ein Romantiker war – nun ja, möglicherweise mit Ausnahme von Daniel Sinclair. Der Amerikaner war neu in ihrem Kreis und eine recht interessante Bereicherung ihrer Gruppe überdies. Er verkörperte außerdem ihre gemeinsame Hoffnung, beträchtlichen Profit aus einem Eisenbahnunternehmen in Amerika zu schlagen.
    »Und auf den allgegenwärtigen Wunsch, das Unvermeidliche möge von Liebe statt von bloßer Pflicht erfüllt bleiben«, fügte Gideon Pearsall, Viscount Warton, hinzu.
    Sinclair hob eine Augenbraue. »Das Unvermeidliche wäre in diesem Zusammenhang die Ehe?«
    »Was sonst?«, erwiderte Warton achselzuckend.
    Obwohl Warton ebenfalls als Ausnahme gelten konnte, weil er als Einziger bereits einen Vorgeschmack auf die Ehe genossen hatte, würde man unter den gegebenen Umständen doch annehmen, dass er bei der Gelegenheit auch Liebe erfahren hätte. Folglich lag die zweite Annahme nahe, angesichts der Kürze sowohl der Ehe als auch zweifellos der Liebe, beides wäre nicht gut verlaufen. Allerdings sprach Warton nie davon, und seine Freunde fragten ihn auch nicht.
    »Hört, hört!« Cavendish nickte.
    Ja, und dann war da noch Cavendish, der viel zu beschäftigt damit war, sich mit möglichst vielen Damen zu vergnügen, als dass er sich auf eine Einzelne konzentrieren könnte. Liebe käme Cavendish zum gegenwärtigen Zeitpunkt alles andere als gelegen.
    Was Oliver betraf, hatte er nichts gegen Liebe oder Heirat, nur war er momentan weder auf das eine noch das andere sonderlich erpicht.
    Die Herren lehnten sich auf ihren Stühlen zurück, und Oliver blickte in die Runde. »Also, ich gehe davon aus, dass es keine Fragen mehr zu den Wettbedingungen gibt.«
    »Der Wetteinsatz«, merkte Sinclair an.
    »Dieser Einsatz«, wiederholte Cavendish und runzelte die Stirn. »Ich möchte ja nicht ungebil...«
    »Und dennoch«, murmelte Warton.
    Cavendish ignorierte ihn. »Wir alle zahlen eine festgelegte Summe ein...«
    »In diesem Falle lediglich einen Shilling«, sagte Oliver.
    »Die ich angesichts dessen, was auf dem Spiel steht, für erstaunlich gering halte«, fuhr Cavendish fort. »Wie dem auch sei, das tut im Augenblick nichts zur Sache. Und der Gewinner, sprich: der Letzte von uns, der sich des heiligen Bundes der Ehe erwehren kann...«
    » Fessel wäre wohl ein weit passenderer Ausdruck als Bund «, bemerkte Warton verbittert.
    Sinclair grinste. »Und ich dachte, das entscheidende Wort wäre erwehren .«
    »Treffend bemerkt.« Warton lächelte und stieß mit dem Amerikaner an.
    Cavendish blinzelte verärgert. »Wie ich bereits sagte, der letzte Überlebende von uns, der Letzte, der noch übrig ist, gewinnt die vier Shilling.« Er schüttelte den Kopf. »Ich finde nach wie vor, dass vier Shilling nicht genug sind.«
    »Das Geld ist unwesentlich«, erwiderte Oliver. »Es hat eine reine Symbolfunktion.«
    »Trotzdem«, sagte Sinclair nachdenklich. »Cavendish hat nicht ganz unrecht. Symbolik hin oder her, vier Shilling scheinen kein angemessener Lohn für den, der es schafft, die Ehe länger zu meiden als alle anderen von uns.«
    »Vielleicht nicht.« Warton überlegte. »Das hängt letztlich von der Charakterstärke eines jeden Einzelnen von uns ab. Der letzte Überlebende von uns könnte bereits am Stock gehen und eine Krankenschwester benötigen, die ihm seinen Whisky an die Lippen führt.«
    »Brandy«, korrigierte Oliver, ohne nachzudenken, dann sah er die anderen an. »Noch besser, Cognac. Sollte ich der letzte Überlebende sein, würde ich mein neu

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