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Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Titel: Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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immer mehr. Und das ganze Problem wurde mir immer klarer. Warum wäre es denn eine Sünde, wenn ein normaler Mann, sozusagen der Mormone von der Straße, sich zu mehreren Frauen hingezogen fühlt? Herrscht nicht auch in der Tierwelt, die den reinen unverwässerten Naturgesetzen gehorchte, Polygamie? Eigentlich ist das Ganze nur eine Frage der Einstellung, der Erziehung, der folkloristischen Gegebenheiten. Und vergessen wir nicht, daß wir Israelis im Orient zu Hause sind, wo die Institution des Harems ihren sicherlich nicht zufälligen Ursprung hat...
    »Wie man's nimmt«, äußerte ich unverbindlich. »Im Grunde hängt es von der Intelligenz der Beteiligten ab.«
    »Ganz richtig. Ich bin sicher, daß du dich nicht mit irgendeinem primitiven Weibchen abgeben würdest.«
    »Niemals. Das würde ich dir niemals antun. Schließlich müßtest du ja mit ihr unter einem Dach leben.«
    »Allerdings. Deshalb käme mir auch ein gewisses Mitspracherecht zu. Es dürfte also keine Rothaarige sein.«
    »Warum?«
    »Rothaarige machen immer soviel Lärm.«
    »Nicht immer. Das ist ein dummes Vorurteil. Aber bitte, wenn du unter gar keinen Umständen eine Rothaarige haben willst, dann eben nicht. Die Harmonie im Heim geht mir über alles.«
    »Ich habe auch nichts anderes von dir erwartet. Und mit ein wenig gegenseitigem Verständnis läßt sich alles regeln. Ich stehe am Morgen auf und kümmere mich ums Frühstück, während sie die Wohnung in Ordnung bringt und dir ein heißes Bad vorbereitet.«
    »Ein lauwarmes, Liebste. Im Sommer bade ich lauwarm.«
    »Schön, das ist dann ihre Sache. Ich will ihr nicht ins Handwerk pfuschen. Ich werde alles tun, um mit Clarisse gut auszukommen.«
    »Clarisse?«
    »Ich möchte gern, daß sie Clarisse heißt.«
    »Ist das nicht eine kleine Erpressung?«
    »Bitte sehr. Ich bestehe nicht darauf. Du bist der Herr im Haus. Wir teilen dich unter uns auf.«
    Das klang vielversprechend. Wieder einmal zeigte sich, daß ein überlegener Intellekt, der mir ja glücklicherweise gegeben ist, immer den richtigen Weg zu finden weiß... Und ich mußte meiner Frau das Zeugnis ausstellen, daß sie auf diesen Weg einging.
    »Liebling«, sagte ich und streichelte ihre Hand. »Damit hier kein Mißverständnis entsteht: Du bleibst natürlich die Favoritin. Du bleibst meine wirkliche und eigentliche Frau.«
    »Ach, darauf kommt's doch gar nicht an!«
    »Doch, doch. Wie kannst du so etwas sagen? Innerhalb der Familie gibt es eine festgelegte Hierarchie. Auch bei den Mormonen. Die zweite Frau muß sich klar darüber sein, daß sie nicht die erste Geige spielt, selbst wenn sie noch so jung und schön ist. Du wirst ihr ja auch im Alter voraus sein, nicht wahr?«
    »Das findet sich. Das ergeben die Umstände. Auf jeden Fall hat ein solches Arrangement viele Vorteile.«
    »Was für Vorteile?«
    »Zum Beispiel brauchen wir keinen Babysitter!«
    »Stimmt! Das erspart uns eine große Sorge. Und Geld. Wir werden abwechselnd bei den Kindern zu Hause bleiben...«
    Noch während ich sprach, kam mir das Neuartige der Situation zum Bewußtsein. »Die Kinder«, murmelte ich.
    »Welche... wessen Kinder...«
    »Deine. Warum?«
    »Ich dachte nur... da entstehen ja ganz neue Komplikationen... bezüglich... betreffend... die Kinder...«
    »Laß doch. Darüber werden wir nicht streiten.«
    Ich war sprachlos. So viel Lebensklugheit, so viel Souveränität hätte ich von meiner Frau nicht erwartet. Wären alle Amerikaner mit solchen Juwelen von Gattinnen gesegnet gewesen - nie hätten die Mormonen die Vielweiberei aufgeben müssen! Denn soviel steht fest: Man kann ein musterhafter, treuer Ehemann sein und trotzdem ab und zu für ein junges, gut aussehendes Geschöpfchen etwas übrig haben. Pedanten mögen das als »Polygamie« bezeichnen. Ich nenne es »erweiterte Monogamie«. So einfach liegen die scheinbar schwierigsten Probleme, so natürlich lösen sie sich, wenn man nur den guten Willen dazu hat... Und mit fröhlicher Stimme holte ich aus: »Dann ist ja alles in Ordnung!
    Und dann kann ich dir ja auch sagen, daß ich schon die längste Zeit an eine ganz bestimmte Frau denke, die -«
    »Was?! An wen?!« Das klang mit einemmal ganz spitz und scharf.
    Verwirrt suchte ich den Blick meiner Frau und fand statt dessen zwei wild rollende Augenbälle.
    »Ja, aber Liebste...«
    »Schweig! Und sag mir sofort, ob du am Ende gar im Ernst gesprochen hast?«
    »Ich? Im Ernst? Das kann nicht dein Ernst sein. Hast du plötzlich deinen Humor verloren?

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