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Der Seelenleser

Der Seelenleser

Titel: Der Seelenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Paul
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es war ihr plötzlich auch gleich, wie irrsinnig gut der Sex war. Während sie auf dem Bett lag und Teile ihrer Gedanken im Kopf eines anderen wusste, beschloss sie, dass sie genug hatte. Sie würde die Affäre beenden.
    Aber wie sollte sie es am besten machen? Wenn er sie das nächste Mal anriefe, würde sie nicht rangehen. Konnte es so einfach sein? Konnte es enden, einfach weil sie das Ende wollte? So lief das angeblich mit Affären. Beide hatten sie Decknamen verwendet. Das war das Erste gewesen, worauf sie sich geeinigt hatten. Robert und Mei.
    Hatte sie damals wirklich geglaubt, dass er nichts über sie wusste? Sie hatte sich an die Regeln gehalten, aber wusste sie das auch von ihm? Sie hatten vor jedem Treffen Ort und Zeit festgelegt. Das war seine Idee gewesen. Sie hatte nie sein Auto gesehen, hatte keine Ahnung, wo er lebte (obwohl er einmal Marin County erwähnt hatte), und wusste nur ungefähr, womit er seinen Lebensunterhalt bestritt (er hatte Immobilien genannt). Die Absprachen überdauerten die provisorischen Anfänge ihrer Beziehung und hatten sich zu den Regeln ihrer Affäre entwickelt. Und so galten sie noch immer.
    Aber sie konnte nicht einfach gehen, ohne zu wissen, wer er wirklich war. Nicht, wenn es das letzte Mal war. Wenn er sich so genau im Inneren ihres Kopfes auskannte, warum sollte sie dann nicht zumindest seine wahre Identität kennen?
    Sie setzte sich auf. Die Kleidung lag als Knäuel am Fußende des Bettes, der sichtbare Beweis ihres seelischen Hochs noch vor wenigen Stunden. Sie stand auf, ging halb um das Bett herum, bückte sich über die Kleidung und begann sie im schwachen Licht, das durch das Fenster hereinströmte, zu durchsuchen.
    Sie griff nach seinem Sakko und fand darin seine Brieftasche. Als ihre Finger sie berührten, hielt sie kurz inne und lauschte. Sein Atem hatte sich nicht geändert. Sie nahm die Brieftasche heraus, öffnete sie und versuchte, seinen Führerschein zu entziffern, der in einem durchsichtigen Etui steckte. Zu dunkel. Sie drehte sie leicht zum Fenster hin.
    Philip R. Krey. 2387 Leech, Mill Valley. Sie betrachtete das Foto und wiederholte den Namen und die Adresse mehrfach im Kopf, während sie den Rest der Brieftasche durchforstete. Sie holte das Geld heraus, blätterte kurz durch die Scheine und steckte es zurück. Sie überprüfte die Kreditkarten, die alle auf den Namen P. R. Krey ausgestellt waren. Sie fand einen Zettel mit Telefonnummern. Doch die würde sie sich nie merken können.
    Sie klappte die Brieftasche zu und steckte sie zurück in die Innentasche des Sakkos.
    » Gehst du schon?«
    Sie zuckte zusammen, schnappte sich ein paar Kleidungsstücke, richtete sich auf und hielt sie vor sich.
    » Ich muss«, sagte sie und ließ die Sachen auf das Bettende fallen. Sie war dankbar für das schlechte Licht. Nervös fummelte sie ihre Unterhose zurecht, die zu einer Schlaufe zusammengerollt war.
    » Willst du, dass ich dich diese Woche anrufe?«
    » Ich rufe dich an«, sagte sie in die Dunkelheit. » Mein Mann hat einige Geschäftsessen diese Woche. Das heißt, Verpflichtungen für mich, aber ich weiß noch keine Details. Noch nicht einmal an welchen Tagen.«
    Sie zog ihre Unterwäsche an. Verkehrt herum? Es war ihr egal. Kein Büstenhalter. Sie griff nach dem weißen Hemd und schlüpfte hinein.
    Er war ruhig. Ob er wieder am Einschlafen war?
    » Was ist los?«, fragte er.
    » Was soll los sein?«
    » Du klingst so… angespannt.«
    » Wie wäre es mit komplett geschaff t ?«
    » Vielleicht.« Er schaute zum Fenster hinüber. » Es ist so ruhig. Keine Musik.«
    » Es ist zehn nach halb vier, um Himmels willen«, sagte sie, während sie den letzten Knopf ihres Hemds schloss. Sie griff nach der Anzughose, zog sie hoch und knöpfte sie an der Taille zu.
    » Hast du es eilig?«, fragte er.
    » Ich muss los«, sagte sie und tastete gebückt nach ihren Schuhen.
    » Bist du zufrieden damit, wie es gelaufen ist?«
    Warum suchte er jetzt bloß noch nach Bestätigung? » Natürlich. Warum sollte ich nicht?«
    » Warst du überrascht?«
    » Oh ja, natürlich.«
    » Was hat dich am meisten überrascht?«
    » Alles. Ich glaube nicht, dass du irgendetwas ausgelassen hast, Robert. Wie ich gerade sagte, ich bin total erschöpft.«
    Sie hatte die Schuhe gefunden und schlüpfte hinein. Sie wollte nicht mit ihm darüber reden. Sie wollte nur noch weg von ihm, nicht mehr und nicht weniger. Sie fuhr sich mit den Fingern durch die zum Bob geschnittenen Haare und begann nach

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