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Der siebente Sohn

Der siebente Sohn

Titel: Der siebente Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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außerdem kitzelte die Wunde so stark, daß er sich kaum noch beherrschen konnte, um nicht an ihr zu kratzen. Doch nach einer Weile gelang es ihm, die Wunde zu finden und wieder beim Nachwachsen der Hautschichten zu helfen. Als er wieder einschlief, bedeckte eine dünne, vollständige Hautschicht die ganze Wunde. Darunter arbeitete der Körper immer noch daran, die Muskeln zu erneuern und die gebrochenen Knochen wieder miteinander zu verbinden. Doch nun würde es keinen Blutverlust mehr geben, keine offene Wunde, die sich infizieren konnte.
    »Schaut Euch das an, Geschichtentauscher. Habt Ihr so etwas schon einmal gesehen?«
    »Eine Haut wie ein Neugeborenes.«
    »Vielleicht bin ich ja verrückt, aber bis auf die Schiene sehe ich keinen Grund mehr, sein Bein noch verbunden zu lassen.«
    »Kein Anzeichen einer Wunde mehr. Nein, Ihr habt recht, ein Verband wird jetzt nicht mehr nötig sein.«
    »Vielleicht hat meine Frau recht, Geschichtentauscher. Vielleicht hat Gott es sich doch einfach nur anders überlegt und an meinem Jungen ein Wunder vollbracht.«
    »So etwas läßt sich nicht beweisen. Wenn der Junge aufwacht, dann weiß er vielleicht etwas darüber.«
    »Ganz bestimmt nicht. Er hat die ganze Zeit nicht einmal die Augen geöffnet.«
    »Eines ist sicher, Mr. Miller. Dieser Junge wird nicht sterben. Soviel hätte ich gestern noch nicht sagen können.«
    »Ich hatte mich schon darauf eingestellt, eine Kiste für ihn zu zimmern, um ihn unter die Erde zu bringen. Ich sah nicht die geringste Überlebenschance. Schaut Ihr Euch mal an, wie gesund er ist? Ich möchte gerne wissen, was ihn beschützt.«
    »Was immer ihn beschützt, Mr. Miller, dieser Junge ist jedenfalls stärker. Darüber muß man mal nachdenken. Sein Beschützer hat den Stein zwar splittern lassen, aber Al Junior hat ihn wieder zusammengefügt, und sein Beschützer konnte nicht das geringste dagegen ausrichten.«
    »Meint Ihr, daß er überhaupt wußte, was er tat?«
    »Er muß eine Vorstellung von seinen Kräften haben. Er wußte, was er mit dem Stein tun konnte.«
    »Ehrlich gesagt, habe ich noch nie von einem solchen Talent gehört. Ich habe Faith erzählt, was er mit diesem Stein angerichtet hat, wie er ihn an seiner Rückseite gefurcht hat, ohne auch nur ein Werkzeug zu benutzen, und da hat sie aus dem Buch Daniel vorgelesen und etwas über eine Erfüllung der Prophezeiung gerufen. Wollte gleich hier hereinstürzen und den Jungen vor tönernen Füßen warnen. Kann man sich so etwas vorstellen? Die Religion macht sie doch alle verrückt. Bin noch nie einer Frau begegnet, die nicht verrückt von Religion war.«
    Die Tür ging auf. »Verschwinde! Bist du so dämlich, daß ich es dir zwanzigmal sagen muß, Cally? Wo ist denn bloß seine Mutter, kann sie einen siebenjährigen Jungen denn nicht von…«
    »Seid nicht so streng mit dem Jungen, Miller. Er ist ja auch schon wieder verschwunden.«
    »Ich weiß wirklich nicht, was mit ihm los ist. Kaum liegt Al Junior darnieder, erblicke ich Callys Gesicht, wo immer ich hinschaue. Wie ein Beerdigungsunternehmer, der auf seinen Lohn hofft.«
    »Vielleicht erscheint es ihm seltsam, daß Alvin verletzt ist.«
    »So oft, wie Alvin dem Tod um einen knappen Zoll entgangen ist…«
    »Aber niemals verletzt.«
    Langes Schweigen folgte.
    »Geschichtentauscher.«
    »Ja, Mr. Miller?«
    »Ihr seid uns allen ein guter Freund gewesen, manchmal uns selbst zum Trotze. Aber ich schätze, Ihr seid noch immer ein Wandersmann.«
    »Das bin ich, Mr. Miller.«
    »Was ich jetzt sage, damit will ich Euch bestimmt nicht vertreiben, aber wenn Ihr irgendwann in nächster Zeit gehen solltet, und wenn Ihr zufällig in Richtung Osten geht, meint Ihr, daß Ihr vielleicht einen Brief für mich überbringen könntet?«
    »Das werde ich gerne tun. Und zwar ohne Gebühr für Sender oder Empfänger.«
    »Das ist wirklich gütig von Euch. Ich habe über das nachgedacht, was Ihr gesagt habt. Darüber, daß ein Junge von bestimmten Gefahren möglichst ferngehalten werden sollte. Und ich habe mir überlegt, wo es auf der Welt wohl Leute geben könnte, denen ich meinen Jungen anvertrauen kann. In New England haben wir keine nennenswerte Verwandtschaft – und außerdem will ich nicht, daß der Junge als Puritaner am Abgrund der Hölle aufgezogen wird.«
    »Ich bin erleichtert, das zu hören, Mr. Miller, denn ich selbst habe auch kein großes Verlangen danach, New England wiederzusehen.«
    »Wenn Ihr einfach dem Weg folgt, den wir auf unserem Zug

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