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Der siebente Sohn

Der siebente Sohn

Titel: Der siebente Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Manchmal habe ich die Augen geschlossen und mich ein paarmal umgedreht, damit ich mir nicht mehr sicher war, wo ich war. Ich muß den halben Tag weggewesen sein. Aber meinst du, irgendeine Menschenseele wäre gekommen, um nach mir zu suchen? Schließlich mußte ich kehrtmachen und wieder alleine nach Hause zurückfinden. Da hat niemand gesagt: Wo bist du den ganzen Tag gewesen, Cally? Mama hat einfach nur gesagt: Deine Hände sind so schmutzig wie der Hintern eines kranken Pferds, geh und wasch dich.«
    Alvin lachte wieder, fast stumm, mit bebender Brust.
    »Ja, für dich ist das lustig. Alle kümmern sich nur um dich.«
    Diesmal strengte Alvin sich sehr an, um ein Geräusch hervorzubringen. »Willst du mich forthaben?«
    Cally wartete lange Zeit, bis er antwortete. »Nein. Wer soll denn dann mit mir spielen? Nur die doofen, ollen Vettern. In dem Haufen gibt es nicht einen einzigen guten Ringer.«
    »Ich gehe«, flüsterte Alvin.
    »Nein, tust du nicht. Du bist der siebente Sohn, und sie werden dich niemals gehen lassen.«
    »Gehe.«
    »Allerdings, so wie ich das zähle, bin ich diese Nummer sieben. David, Calm, Measure, Wastenot, Wantnot, Alvin Junior bist du, und dann komme ich, das sind sieben.«
    »Vigor.«
    »Der ist schon lange tot. Das sollte jemand mal Ma und Pa erzählen.«
    Alvin lag da, müde von den wenigen Worten, die er gesagt hatte. Dann schwieg auch Cally. Er saß einfach nur da, so still, wie er nur sein konnte, und hielt Alvins Hand fest. Schon bald begann Alvin davonzuschweben, so daß er sich nicht ganz sicher war, ob Cally wirklich gesprochen hatte oder ob er es nur träumte. Aber er hörte Cally sagen: »Ich will dich nie tot haben, Alvin.«
    Und dann hatte er vielleicht gesagt: »Ich wünschte, ich wäre du.«
    Aber Alvin schwebte in den Schlaf hinein, und als er erwachte, war niemand bei ihm. Das Haus war still bis auf die Geräusche der Nacht und bis auf den Wind, der an den Läden klapperte.
    Einmal mehr tauchte Alvin in sein Inneres hinein und arbeitete sich bis zur Wunde vor. Nur daß er diesmal nicht viel mit der Haut und dem Muskel zu tun hatte. Jetzt arbeitete er an den Knochen. Es überraschte ihn, wie porös sie waren, überall von kleinen Löchern bedeckt, gar nicht fest wie der Mühlstein, aber schon bald hatte er sie verstanden. Nach einer Weile war es ein leichtes, die Knochen fest zusammenzufügen.
    Dennoch war irgend etwas mit diesem Knochen verkehrt. Irgend etwas in seinem schlimmen Bein würde nicht genauso werden wie im gesunden. Aber es war so klein, daß er es nicht deutlich erkennen konnte. Er wußte nur, daß es, was immer war, den Knochen im Inneren krank machte, nur ein winziger Fleck Krankheit, aber er bekam nicht heraus, wie er ihn heilen sollte. Es war, als wollte man eine Schneeflocke vom Boden aufheben: Immer, wenn er glaubte, daß er etwas zu packen bekommen hatte, stellte es sich als Nichts heraus oder vielleicht auch als zu klein, um es sehen zu können.
    Vielleicht würde es aber auch verschwinden. Wenn alles andere besser wurde, dann würde diese kranke Stelle seines Knochens vielleicht auch von allein besser werden.
    Eleanor kam erst spät vom Haus ihrer Mutter zurück. Brustwehr glaubte zwar daran, daß eine Ehefrau starke Familienbindungen haben sollte, aber nach Nachteinbruch nach Hause zu kommen, das war gefährlich.
    »Es wird davon geredet, daß wilde Rote vom Süden hierher kommen«, sagte Brustwehr Gottes. »Und du gehst noch im Dunkeln umher.«
    »Ich habe mich beeilt, nach Hause zu kommen«, erwiderte sie. »Ich kenne den Weg im Dunkeln.«
    »Es geht nicht darum, den Weg zu kennen«, erwiderte er streng. »Die Franzosen bezahlen für weiße Skalps inzwischen mit Gewehren. Das wird zwar die Leute des Propheten nicht in Versuchung führen, aber es gibt viele Choc-Taws, die nur zu gerne nach Fort Detroit hinaufkommen, um unterwegs auch noch Skalps einzusammeln.«
    »Alvin wird nicht sterben«, sagte Eleanor.
    Brustwehr verabscheute es, wenn sie so abrupt das Thema wechselte. Aber bei dieser Nachricht blieb ihm nichts anderes übrig, als nachzufragen. »Dann haben sie sich also entschieden, das Bein zu amputieren?«
    »Ich habe das Bein gesehen. Es kommt schon wieder in Ordnung. Alvin Junior war am späten Nachmittag wach, und ich habe mich eine Weile mit ihm unterhalten.«
    »Ich bin froh, daß er wachgeworden ist, Elly, aber ich hoffe doch, daß du nicht damit rechnest, daß dieses Bein heilt. Eine derart große Wunde mag zwar eine Weile lang so

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