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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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als der Prüfer. In einigen der alten Geschichten um den ersten Besuch Covenants im Lande erwähnte man, der Zweifler habe eine Wahrheitsprobe bestanden, der man ihn im Holzheim Hocherhaben unterzog. Und später war Holzheim Hocherhaben vernichtet worden. Als Troy sich erhob, um im Anschluß an Elena der Schule der Lehre für das zu danken, was sie geleistet hatte, blickte er hinüber zu Covenant, um zu schauen, wie er Coriminis Neuigkeit aufnahm. Aus irgendeinem Antrieb stand der Zweifler jetzt auf den Beinen. »Lomilliar« , nuschelte er und wankte aus Furcht vorm Fallen unsicher hin und her. »Die Wahrheitsprobe. Wollt ihr solchem Mist vertrauen?«
    Eine hitzige Entgegnung rutschte Troy auf die Lippen, aber irgend etwas an Covenants Aussehen hielt sie dann doch zurück. Troy hob eine Hand zwischen sich und Covenant, rückte seine Schutzbrille zurecht und schaute noch einmal hin. Die Unregelmäßigkeit war noch vorhanden. Covenants Brust schien sich zu kräuseln wie aufgerührtes Wasser. Seine Gestalt war stofflich fest, aber durch irgendeinen Umstand geriet die Mitte seines Brustkorbs visuell in Unruhe, ließ sie wallen wie eine Luftspiegelung. Troy hatte einen derartigen Effekt schon einmal beobachtet. Hastig lenkte er seinen Blick hinüber zum Hoch-Lord. Elena musterte ihn mit stummer Fragestellung in den Augen. An ihr tat sich nichts. Die Unregelmäßigkeit zeigte sich sonst vor niemandem in der Viancome . Und Covenant war sich der Erscheinung allem Anschein nach auch nicht bewußt. Aber die Bluthüter rings um die Versammlung standen in Haltungen bis zum äußersten angespannter Wachsamkeit da, und Bannor befand sich in einer sprungbereit geduckten Weise dicht an Covenants Seite, die seiner ausdruckslosen Miene widersprach. Dann sah Troy die Verzerrungserscheinung sich von Covenant lösen und träge hinüber zum Hoch-Lord schweben. Als er sie das erste Mal bemerkt hatte, war sie so flüchtig gewesen, für ein nur so kurzes Momentchen sichtbar, daß er anschließend an eine Sinnestäuschung glaubte, eine geringfügige Störung seiner mentalen Sicht. Aber jetzt wußte er, um was es sich handelte. Troy verbeugte sich wohlüberlegt vor Corimini. »Verzeih die Unterbrechung. Ich habe vergessen, was ich zu sagen beabsichtigte.« Ohne dem Ältesten eine Gelegenheit zu einer Erwiderung zu geben, wandte er sich an Elena. Er hoffte, sie werde aus der betonten Gleichgültigkeit seines Tons ihre Schlußfolgerungen ziehen. »Warum machst du nicht erst mal weiter? Du wolltest der Schule der Lehren doch noch etwas vortragen.« Während er sprach, tat er einige Schritte in ihre Richtung, als wären sie ein natürlicher Ausdruck seiner Ehrerbietigkeit. Am Rand seines Blickfelds sah er die Erscheinung auf sie zuschweben. Er drehte sich, um sich dem Gebilde nähern zu können, wandte sich auf eine Weise Covenant zu, die es ihm gestattete, zwei weitere Schritte zu tun. »Weißt du«, sagte er mit Nachdruck, »es könnte sein, daß sich dein Weißgold jetzt doch als nützlich erwiesen hat.« Etwas von seiner Erregung floß seiner Stimme ein. Im nächsten Moment handelte er. Er vollführte drei schnelle Schritte und stürzte sich auf die Wallerscheinung in der Luft. Sie versuchte, ihm auszuweichen, aber er bekam sie noch rechtzeitig zu fassen. Er warf sich mit unwiderstehlicher Wucht auf sie und fiel auf den Netzwerkboden, das Etwas in den Armen. Es wehrte sich – er spürte unsichtbare Arme und Beine –, aber er behielt es in der Umklammerung. Er drückte fester zu, bis die unsichtbare Gestalt den Widerstand aufgab und reglos blieb. Als Troy sich wieder aufrichtete, hob er ihr geringes, erschlafftes Gewicht in seinen Armen mit sich hoch. »So, Freundchen«, knirschte er sie an. »Nun zeig dich! Oder soll ich den Hoch-Lord bitten, dich mit dem Stab des Gesetzes an den Rippen zu kitzeln?«
    Covenant starrte Troy an, als habe der Streitmark den Verstand verloren. Aber Lord Amatin beobachtete ihn in höchster Aufmerksamkeit, und der Hoch-Lord trat vor, wie um der Drohung Nachdruck zu verleihen.
    Ein helles, jugendliches Gelächter erscholl. »Ach, sei's drum«, sagte eine körperlose, aus Heiterkeit breiige Stimme. »Ich bin gefangen. Du besitzt ein bemerkenswertes Sehvermögen. Gib mich frei. Ich werde nicht entweichen.« Plötzlich entstand in der Luft eine Art von Strudel; dann war in Troys Umklammerung Amok sichtbar. Er war noch derselbe unpassend alte Jüngling, der zu Schwelgenstein vor den Großrat der Lords getreten war.

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