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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Tür öffnete, gelangte er wieder in die geordnete Säuberlichkeit seines Wohnzimmers. Alles war noch genau so, wie er es zurückgelassen hatte – als ob nichts geschehen wäre, als habe er nicht die vergangenen vier Stunden im Zustand der Bewußtlosigkeit verbracht oder in einer anderen Welt, wo man seine Krankheit geheilt hatte, trotz der Tatsache, daß so etwas unmöglich war, einfach unmöglich. Seine Finger und Zehen waren kalt und gefühllos; ihre Nerven waren abgestorben. Das ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Sein Wohnzimmer – wie alle Räumlichkeiten im Haus – zeichnete sich durch planmäßige Ordnung aus, war ausgiebig mit Teppichen und Polstern ausgestattet, so daß er wenigstens versuchen konnte, sich vor den Gefahren des Prellens, Schneidens, Verbrennens und vor Quetschungen sicher zu fühlen, die ihn tödlich verletzen mochten, weil er dazu außerstande war, sie zu fühlen, ja auch nur zu bemerken. Auf dem Kaffeetisch vorm Sofa lag noch das Buch, in dem er am Vortag gelesen hatte. Während er um die Entscheidung rang, ob er einen Gang in den Ort wagen sollte, hatte er darin gelesen. Noch war die Seite aufgeschlagen, die vor nur vier Stunden eine ganz andere Bedeutung für ihn gehabt hatte.
    »... der zusammenhanglosen, abgründigen Materie Form zu verleihen«, stand dort, »aus der Träume bestehen, war die schwierigste Aufgabe, an die ein Mensch sich machen konnte ...« Und auf einer anderen Seite hieß es: »... die Träume der Menschen gehören Gott ...« Er vermochte es nicht zu ertragen. Er fühlte sich so erschöpft, als habe die Suche nach dem Stab des Gesetzes wahrhaftig stattgefunden – als habe er tatsächlich eine schwere Prüfung in den Katakomben und am Berghang durchgestanden, seine unfreiwillige Rolle dabei gespielt, Lord Fouls verrücktem Knecht den Stab zu entreißen. Aber zu glauben, solche Dinge seien wirklich geschehen, könnten auch nur geschehen, war für ihn der reinste Selbstmord. Sie waren ausgeschlossen, so wie die Heilung der Nerven, die er empfunden hatte, während sich rings um ihn oder in seinem Innern die Ereignisse abspulten. Sein Überleben war davon abhängig, daß er sich weigerte, an Unmögliches zu glauben. Weil er müde war und keine andere Möglichkeit zur Gegenwehr hatte, legte er sich ins Bett und schlief wie ein Toter, allein und traumlos.
    Danach schlurfte er in einer Art von Halbschlaf vom einen zum anderen Tag durch sein Leben. Er hätte nicht sagen können, wie oft sein Telefon klingelte, wie häufig anonyme Anrufer sich meldeten, um ihm zu drohen, ihn zu beschimpfen und zu schmähen, weil er es sich erlaubt hatte, als Aussätziger die Ortschaft zu betreten. Er wand Decken um sich wie einen Verband und tat nichts, dachte nichts und kümmerte sich um nichts. Er vergaß sein Medikament, vernachlässigte seine VBG (die Visuelle Beobachtung der Gliedmaßen – die Methode der disziplinierten ständigen Selbstüberwachung des Leprosekranken, von der nach den Aussagen der Ärzte sein Leben abhing). Die meiste Zeit brachte er im Bett zu. Auch wenn er sich nicht im Bett befand, blieb er im wesentlichen in einem schlafähnlichen Zustand. Während er durch die Zimmer wanderte, rieb er wiederholt seine Finger an Tischkanten, Türrahmen, Stuhllehnen und sonstigem Inventar und wirkte dabei, als versuche er, sich irgend etwas von den Händen zu schaben. Es verhielt sich so, als hätte er sich in ein Versteck zurückgezogen, wäre ein emotionaler Kälteschlaf die einzige Alternative zur Panik. Aber die Geierschwingen seines persönlichen Dilemmas durchflatterten die Luft in unermüdlicher Suche nach ihm. Die Anrufer benahmen sich immer wütender und erbitterter; seine gleichgültige Unansprechbarkeit narrte sie, betrog sie um die effektive Erleichterung des Freisetzens ihrer Feindseligkeit. Und tief im Kern seiner Schläfrigkeit begann sich eine Veränderung abzuzeichnen. Immer häufiger erwachte er in der dumpfen Überzeugung, etwas geträumt zu haben, an das er sich nicht entsinnen konnte, an das er sich eine Erinnerung nicht leisten durfte.
    Nach diesen zwei Wochen nahm seine Situation ihn plötzlich wieder unerbittlich in die Zange. Zum ersten Mal schaute er seinen Traum. Es handelte sich um ein kleines Feuer – ein paar Flammen ohne Standort oder Umgebung, irgendwie absolut und pur. Als er hineinstarrte, loderten sie empor, entfachte sich helle Glut. Und er selbst nährte das Feuer mit Papier – den Blättern seines Geschriebenen, sowohl des bereits

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