Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt
Leben zu haben. Den Respekt der Schildjungfrauen zu haben. Von ihrem Clan bewundert zu werden.
„Ja“, sagte Malen schließlich. „Wir haben zu lange gewartet und es gibt keine Anzeichen dafür, dass wir bei unserer Suche nach Lufttang unter dem Eis erfolgreich sein werden. Das Beste ist, wenn du zum Freivolk gehst und sie dazu bringst, uns Lufttang zu beschaffen. Ich werde dich begleiten.“
„Ich habe nicht…“
Milla wollte sagen: „Nicht genug Lufttang!“, doch sie sprach diese Worte nicht aus. Sie wusste, dass es genug Lufttang für zwei gab, wenn sie ihn nur mit Bedacht einsetzten. Außerdem sah Malen ihr fest in die Augen. Milla wusste, dass die Crone die Lüge erkennen würde.
„Also los“, sagte Milla missgelaunt.
Milla kletterte zum Eingang der Heiztunnels hoch, als die Schildjungfrauen wieder ihre Fäuste zusammenschlugen. Milla wusste, dass der Gruß dieses Mal eher der Crone galt. Sie ignorierte es und kletterte hinein.
KAPITEL ZWEI
Tal legte sich in den Sarkophag und spürte die Kälte des Steines an seinem Rücken. Alle paar Sekunden durchliefen ihn Wellen des Schauderns. Er sah das Licht seines Sonnenstein-Ringes, wie es in die Decke einschlug. Er sah, wie der Steinträger über der Tür einen Riss bekam und herunterfiel. Er sah den Dampf, der heulend aus der aufgebrochenen Mauer strömte.
Doch am genauesten erinnerte sich Tal an Crows entsetzten Blick, als plötzlich die Lawine aus Stein, Dampf und Staub auf ihn niedergeprasselt war.
Crows Gesicht verfolgte ihn, aber der Junge war nicht allein gewesen. Tal hatte mit ziemlicher Sicherheit Clovil und vielleicht noch andere aus Crows Untervölkler-Gruppe getötet. Doch das Allerfurchtbarste war, dass sein Großonkel Ebbitt darunter war. Sie alle hatten unter den fallenden Steinen und den siedend heißen Dampffontänen gestanden. Es war völlig unmöglich, dass sie den Einsturz der Decke und den heißen Dampf aus einer der größten Röhren des Schlosses überlebt haben konnten.
Das alles war erst eine Stunde zuvor geschehen, doch diese Stunde war eine der längsten, die Tal jemals durchgemacht hatte. Er hatte versucht, die fallenden Felsen und den Dampf aufzuhalten, war aber gestürzt. Er hatte um Hilfe gerufen, es war jedoch niemand gekommen. Alle Erwählten waren weg. Ihre Körper schliefen vielleicht in ihren Unterkünften, doch ihre Seelen, ihr eigentliches Ich, befand sich in der Geistwelt von Aenir. Es war also niemand da gewesen, der überhaupt etwas hätte unternehmen können. Irgendwann würden die Untervölkler auftauchen, doch die konnten nicht mehr als aufräumen… irgendwo weit unten den Dampf abstellen… und die Leichen aus dem Schutt bergen.
Eine dünne, quiekende Stimme riss Tal aus seinen furchtbaren Erinnerungen. Er senkte den Kopf, um nach dem Schlüsselstein zu sehen, den er flach auf der Brust in den Händen hielt. Er leuchtete in der Dunkelheit des Sarkophages. Tal konzentrierte sich auf den Stein, und das Bild von Lokar, der Wächterin des Roten Schlüssel-Steins, die darin gefangen war, wurde langsam scharf. Ihm wurde klar, dass sie mit ihm redete. Er musste sich auf das konzentrieren, was sie sagte.
„Tal! Hör mir zu… du musst mir zuhören! Wir müssen so nahe an die Enklave der Erwählten kommen wie möglich“, wiederholte Lokar. „Weißt du, wie du dich auf deinen Zielpunkt in Aenir konzentrieren musst?“
„Nein“, murmelte Tal. Er wusste, dass er sich auf Lokar konzentrieren musste, doch er konnte es nicht. Seine Gedanken kreisten um die Katastrophe, die er verursacht hatte. Lokar redete weiter auf ihn ein und sagte ihm, dass er sich auf seinen Sonnenstein konzentrieren sollte, damit sein Geist am richtigen Ort in Aenir übertreten würde.
Die Sonnensteine und die Geistschatten stammten von Aenir. Und, so dachte Tal voller Bitterkeit, Aenir war auch Quelle all seiner Schwierigkeiten. Er war unfreiwillig in einen jahrhundertealten Kampf zwischen den Menschen der Dunkelwelt – den Erwählten und den Eiscarls – und den seltsamen Kreaturen der Geistwelt Aenir geraten. Sein Feind Sushin handelte zweifellos im Auftrag der Schatten von Aenir, hielt Tals Vater im Orangefarbenen Schlüsselstein gefangen, hatte seine Mutter mit Gift in ein Koma versetzt, seinen jüngeren Bruder Gref eingesperrt und seine kleine Schwester Kusi in die ,Obhut‘ der grauenhaften Kusinen seiner Mutter, Lallek und Korrek, gegeben.
„So nah, so nah und doch so weit, so weit“, murmelte Lokar mit einer
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