Der Sieg nach dem Krieg
Army fürchtete man, die Soldaten könnten nach dem Sieg in der Etappe verweichlichen, und verordnete ihnen viel Sport. Das erforderliche Gerät wurde den Einheiten auf Anforderung geliefert. Jeden Monat bestellte der Captain
Boxhandschuhe, mindestens ein Dutzend, und hatte davon bald mehr als Untergebene, zu deren Ertüchtigung er sie hätte einsetzen können. Verdacht kam trotz bürokratischer Abwicklung mit besonderen Formularen nicht auf. Verwaltung verwaltet. Für das Erkennen von Unvernunft ist sie nicht zuständig. v
Solange der Schuhmacher nicht krank und der Captain nicht versetzt wurde , blühte das Geschäft. Es blühte, bis die Zeiten sich besserten. Der Captain kehrte in die USA zurück. Er nahm die jüngere Schwester mit und heiratete sie. Auch die Ältere heiratete, aber ihre Spur verlor sich. Die Jüngere kam ein Jahrzehnt später nach Deutschland und besuchte ihren alten Freund Jörg. Fotografien zeigten sie in geordneten Verhältnissen, mit drei netten Kindern und einem schönen Haus. Doch sie kam allein. Ihr Mann, der Captain, hatte es im Koreakrieg zum Major gebracht und war dort gefallen.
Anmerkung des Autors:
Ein zweiter Band voll fröhlicher Lebenstüchtigkeit aus der Zeit von der Währungsreform bis ins Wirtschaftswunder soll folgen.
Nachwort
M ein Dank gilt allen aus der alten Clique, die sich mit mir in Gesprächen erinnert haben. Anfängliche Befürchtungen, nichts mehr zu wissen, weil die Ereignisse zu weit zurücklägen, verflüchtigten sich rasch. Meist genügte der Name einer Person oder eines Schauplatzes, und die Vergangenheit klappte auf wie ein Fotoalbum.
Kann man Erinnerungen trauen? Oder droht nach Jahrzehnten Veteranenstolz die Realitäten zu überwuchern? Nimmt sich nicht gerade die Jugendzeit, nachdem Mühsal und Leid vergessen sind, wie eine Kette tolldreister Begebenheiten aus? Bei Schilderungen einiger weniger wäre Vorsicht geboten, nicht aber, wenn sich viele unabhängig voneinander bis in Details übereinstimmend äußern. Daß sie nichts vergessen haben, beweist Authentizität und Qualität ihrer Eindrücke. Manche Wollten nicht namentlich genannt werden, andere hatten nichts dagegen. Einhelliges Urteil aller im Nachhinein: Wir hatten eine besonders intensive, abenteuerlich schöne Jugend. Langeweile, Selbstmitleid, Resignation gab es nicht. Wir waren davongekommen, eine Generation der Todesangst, bei der jede Stunde im Freundeskreis zum Fest wurde, weil sie die letzte sein konnte. Lebensangst kannten wir nach der Befreiung trotz fehlender Zukunftsaussichten nicht. Alle haben ihren Weg gemacht und könnten notfalls — was Gott verhüten möge — noch einmal bei Null anfangen. Als gelernte liberale Schlawiner mit Manieren.
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