Der Smaragdenregen
zur Irena führte! Wenn das keine Sensation war! Zu Hause würde ihm niemand nur ein einziges Wort von dieser Geschichte glauben! Aber noch vor wenigen Tagen hätte er so was selber nicht für möglich gehalten, wenn er ehrlich war. Und was diese Massaren betraf – wirklich, das waren die reinsten kosmischen Piraten.
DIE MASSAREN
Kostja hielt es nicht mehr auf seinem Platz. Er stand entschlossen auf und sagte zu Viola und Prim:
»Es wird Zeit für uns! Wir müssen meine Landsleute finden!«
Der Krake wälzte sich bereitwillig aus seiner Grotte, und auch Viola sprang schnell von ihrer Bank auf. Prim führte die kleine Gruppe an, denn nur er wußte, welche Richtung sie einschlagen mußten. Viola ging in der Mitte, Kostja bildete den Schluß. Auf diese Weise konnten sie das Mädchen vor einer möglichen Gefahr schützen.
Der Weg war lang und voller Hindernisse. Sie tauchten in Gestalt vieler hier nicht vermuteter Gegenstände auf, die bei den verschiedensten Katastrophen durch den Synchrotunnel ins Elmenland gelangt waren.
Da gab es Tonscherben von altertümlichen Amphoren, Stücke von antiken Säulen, Gesteinsbrocken, abgerissene Segel, einen Schiffsanker, Wasserpflanzen, Baumäste, Autoteile und sogar das Steuerpult eines Flugzeugs. Diese Ansammlungen von Dingen zu umgehen, fiel ihnen selbst in Elmengestalt nicht leicht.
Von Zeit zu Zeit blieb der Krake stehen, lauschte auf die Signale, die er von den Erdenmenschen empfing, und korrigierte die Richtung. Ohne Prim hätten sich die Kinder nie und nimmer in diesem Chaos zurechtgefunden. Und wie zum Trotz befanden sich die größten Gerümpelhaufen an den Orten, die der Krake ansteuerte, indem er den Signalen folgte.
Das hat bestimmt nichts Gutes zu bedeuten, dachte Viola unruhig. Die beiden Männer haben sich entweder ins tiefste Hinterland zurückgezogen, oder die Massaren treiben bereits ihr Spiel mit uns, wollen verhindern, daß wir sie treffen.
Da hatte es der Krake bedeutend leichter. Seine acht Arme mit den Saugnäpfen überall erlaubten es ihm, mühelos jedes beliebige Hindernis zu überwinden.
Am schwersten war es für Kostja. Er hatte sich noch nicht an die Art der Fortbewegung hier im Elmenland gewöhnt und stieß alle naselang mit irgendwelchen Gegenständen zusammen. Manchmal blieb er auch regelrecht zwischen ihnen stecken.
Als der Junge wieder einmal in solch einem Gerümpelhaufen eingeklemmt war und Viola ihm die Hand reichte, um ihm herauszuhelfen, geriet das Gerümpel plötzlich in Bewegung und begann gleich darauf wild zu kreisen. Es riß die beiden in einen so mächtigen Strudel, daß sie alle Mühe hatten, sich weiter bei den Händen zu halten und nicht voneinander getrennt zu werden. Prim, der ein Stück vor ihnen gelaufen war, wurde zur Seite geschleudert; er sauste, sich an einen alten Schiffsanker klammernd, wie ein Blitz an ihnen vorüber. Kostja und Viola aber wurden wie kleine Kätzchen umhergewirbelt. Sie kreisten und trudelten umeinander herum, mit den Beinen nach oben, so daß sie am Ende schon nicht mehr wußten, welche Gliedmaßen zu wem gehörten.
Kostja wußte aus Erfahrung, daß man aus einem Wasserstrudel nur herauskam, wenn man bis auf den Grund tauchte, wo der Sog geringer war, und dann seitlich davon wieder nach oben schwamm. Das wollte er auch jetzt probieren:
»Los, wir versuchen abzutauchen!« rief er Viola zu.
Er packte das Mädchen fester bei der Hand und ließ sich mit ihr hinuntergleiten. Und seine Rechnung ging auf – nach einigen Mühen gelang es ihnen in der Tat, diesem irren Kreiseln zu entkommen. Als sie es geschafft hatten, glichen sie zwei gerupften Spatzen, die sich nach einer Balgerei erst mal das Gefieder zurechtzupfen und ein bißchen hübsch machen mußten.
Und wie jetzt weiter? fragte sich jeder der beiden. Sie hatten nach diesem Hexentanz völlig die Orientierung verloren und hofften nur eins, daß Prim sie wiederfand. Im Augenblick jedenfalls konnten sie nichts anderes tun als abwarten.
Die Kinder schauten sich um. Selbst Viola war noch nicht in diesem Teil des Elmenlandes gewesen, der an eine Wüstenlandschaft erinnerte. Weit und breit nichts zu sehen, nur Ödnis!
Plötzlich aber tauchten aus der Richtung, wo der Strudel sie erfaßt hatte, zwei Leute auf. Doch sie waren noch zu weit weg, um Genaueres erkennen zu können. Die Fremden kamen geradenwegs auf sie zu. Kostja und Viola gingen ihnen nach kurzem Zögern gleichfalls entgegen. Dem Jungen schlug das Herz vor Freude bis zum Hals, denn
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