Der Smaragdenregen
Erdenmenschen abtastete.
Plötzlich wurden diese Farbflecken kräftiger und kompakter, ihr Wechselspiel beschleunigte sich zusehends.
Viola und Kostja begriffen, daß Prim in Kontakt mit den Erdenbewohnern getreten war. Gleich darauf ging mit dem Kraken eine merkwürdige Veränderung vor sich: Er erhob sich auf seinen Tentakeln, wobei er die Schwimmhäute zwischen ihnen spannte, und blies seinen Körper so gewaltig auf, daß er an eine große Glocke erinnerte.
Nun strahlte er in einem kräftigen Rot, das jedoch im nächsten Moment erneut, und zwar rhythmisch wechselte. Bald glich er einem Leuchtturm in der Nacht, der zur Orientierung für die Schiffe draußen vor der Küste regelmäßige Lichtsignale aussendet. Damit ließ Prim die anderen wissen, daß es hier einen Jungen von der Erde gab, der Hilfe brauchte und Verbindung mit ihnen aufnehmen wollte.
So ging das einige Male: Signal – Empfang, Signal – Empfang. Die Kinder verfolgten die Manöver des Achtfüßers mit angehaltenem Atem, schließlich hing davon die Begegnung mit den Menschen ab.
Unvermittelt nahm Prim eine graubraune, leicht ins Bläuliche spielende Tönung an, er schrumpfte sehr schnell, fiel in sich zusammen wie ein Ballon, aus dem die Luft entweicht. Dann rollte er seine Tentakel ringförmig ein und wurde ganz still.
Kostja und Viola verstanden, daß der Kontakt beendet war. Prim erholte sich. Die beiden wechselten auch jetzt noch kein Wort miteinander, denn sie hatten Angst, den Freund zu stören.
Nach einiger Zeit, die den Kindern unendlich lang vorkam, erhob sich der Krake und kam mit leisen, gleitenden Schritten zu ihnen zurück. Die Bewegungen seiner Fangarme waren diesmal fast nicht zu sehen.
»Ich habe die Erdenmenschen aufgespürt und mit ihnen gesprochen«, sagte Prim. »Sie haben die Kunde von ihrem Landsmann, der sich hier eingefunden hat, mit Freude aufgenommen.« Und er fügte hinzu: »Sofern man sich in so einer traurigen Lage überhaupt freuen kann. Jedenfalls wird sich Kostja jetzt nicht mehr so einsam fühlen. Die Menschen, zwei Männer, haben mir erklärt, wo sie zu finden sind. Allerdings ist es ein ganzes Stück bis zu ihnen. Außerdem haben sie mich gewarnt: Hier sollen sich einige zwielichtige Wesen herumtreiben. Gleichfalls Menschen, doch keine von der Erde. Deshalb müssen wir drei immer schön zusammenbleiben und sehr vorsichtig sein.«
Nach diesen Worten verschwand der Krake erneut in seinem Kamin.
DER PLANET IRENA
Kostja und Viola sahen sich beunruhigt an: Die beiden Männer hatten von einer drohenden Gefahr gesprochen!
Das Mädchen begriff, daß es jetzt an der Zeit war, dem Freund Genaueres über ihren Heimatplaneten, die Irena, zu erzählen. Er mußte erfahren, wozu die Synchrotunnel dienten und was für Pläne ihre Landsleute mit der Erde hatten.
»Unser Planet besitzt große Ähnlichkeit mit eurer Erde«, begann sie. »Nach Meinung der Gelehrten ist die Irena ihr Doppelgänger, nur um vieles älter. Das hat einerseits sein Gutes, besitzt andererseits aber auch Nachteile. In der Wissenschaft haben wir euch meilenweit überholt, doch dafür sind die Bodenschätze der Irena und die Lebenskräfte ihrer Bewohner ziemlich erschöpft. Wir sterben nach und nach aus. Denn nicht nur die Menschen altern, sondern auch die Planeten und Zivilisationen…«
Kolja hing gebannt an Violas Lippen, und sie fuhr fort:
»In dieser Lage gibt es nun zwei Möglichkeiten. Entweder man findet sich damit ab und genießt in den noch verbleibenden Jahrtausenden friedlich den erreichten Wohlstand, oder man sucht sich einen neuen, jüngeren Planeten, der die gleichen Daseinsbedingungen aufweist und reich an Bodenschätzen ist; man verbindet sich mit seinen Bewohnern, vermittelt ihnen die eigenen Erfahrungen und Kenntnisse und bekommt im Austausch dafür einen Teil ihrer Lebenskraft und Energie. Bei dieser zweiten Variante gibt es aber wieder verschiedene Wege: So könnte es passieren, daß man sich diesem anderen Planeten total ausliefert; es wäre aber auch möglich, ihn mit Gewalt zu erobern. Um den richtigen Weg entbrannte auf der Irena ein heftiger Streit mit dem Ergebnis, daß sich zwei Lager herausbildeten. Die eine, friedlichere Gruppe der Irener waren die Vitanten, die anderen nannten sich Massaren…«
Das Mädchen unterbrach sich:
»Kannst du mir folgen, Kostja, oder erklär ich das alles zu umständlich?«
»Nein, nein, es ist alles klar, erzähl weiter«, bat der Junge, gefesselt von ihrem Bericht über diese fremde
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