Der Sohn des Kometen
dem jeder um das nackte Überleben kämpfte. Doch das war erst der Beginn.
Als der Schrei des Yarls verstummte, schob das Geschöpf sich vorwärts mit seinen Trümmern und Toten auf dem Rücken und glitt schlurfend und wankend über die Felsen auf die Klippen zu. Die übrigen Yarls hatten innegehalten. Ihre vorgestreckten Schädel waren auf das Meer gerichtet. Auch die Menschen waren verstummt, selbst jene, die Qualen litten, als spürten sie alle, dass noch Grauenvolleres bevorstand.
Und die inmitten der Trümmer noch sehen konnten, erblickten das Ende zweier ihrer Familien, als der Yarl sich scharrend über die Klippen schob und in die Tiefe stürzte.
Atemlose Augenblicke später vernahmen sie erneut das Heulen des Yarls, peinvoll diesmal, und sie hörten das Tosen von Wasser und Geräusche wie von einem gewaltigen Kampf. Dann Stille, nur die Brandung.
Aber gleich darauf schrie ein weiterer Yarl und schob sich auf die Klippen zu.
Da kam Bewegung in alles, was noch Kraft und Leben genug besaß, sich zu bewegen.
Die Menschen befreiten sich aus den Trümmern ihrer Häuser und Wehren und waren hilflos außerhalb der trügerischen Sicherheit, auf die sie so lange vertraut hatten, umso mehr, als es auch draußen keine Sicherheit gab. Zwischen den dicht zusammengedrängten Yarls war wenig Platz und wenig Schutz vor herabstürzenden Trümmern. Ihre mächtigen Beine mit den steinharten Krallen würden alles zermalmen, wenn sie in Bewegung kamen. Und in ihren lodernden Augen war deutlich genug zu lesen, dass sie jeden Augenblick losstürzen würden.
Mit neuem Schreien und Heulen setzte sich ein weiterer Koloss in Bewegung und schob sich zwischen einem halben Dutzend erstarrter Yarls hindurch, begleitet von donnerndem Krachen, als Panzer und Türme gegeneinanderstießen. Der Boden erzitterte. Männer und Frauen und Kinder sprangen in panischem Entsetzen aus den Häusern. Die meisten gerieten zwischen die Yarls, unter die stampfenden Beine und zwischen die Panzer, wo sie ein rasches Ende fanden. Die nicht den Mut fanden, in die Tiefe zu springen, riss der Yarl mit sich über die Klippen in die tosenden Fluten.
Bevor die Geräusche des Sterbens verklingen konnten, klangen neue auf, als ein dritter Yarl Anlauf in den Tod nahm. Es war einer aus der Mitte der Herde, und er pflügte einen Weg durch die Stadt wie ein Orkan, kroch mit Urgewalt über seinesgleichen hinweg.
Ein weiterer folgte, noch bevor er die Klippen erreicht hatte.
Dann zwei.
Drei.
Ein halbes Dutzend.
Es ging immer schneller. Die Kraft, die sie über die Klippen lockte, griff rasch um sich. Und dass es am lichten Tag geschah - die ersten Strahlen der Morgensonne tauchten die Klippen in blendendes Licht -, dass die Dämonen der Schatten die Macht besaßen, ihre Geschöpfe zu dieser Zeit zu rufen, machte es umso schrecklicher.
Der Stamm der Marn war viele Generationen lang auf diesen Yarls durch die Lichtwelt gewandert. Immer, seit die Yarls begonnen hatten, ihren eigenen Weg zu gehen, unbekümmert um die lenkenden Versuche ihrer menschlichen Parasiten, war ihr Schicksal ungewiss gewesen.
Nun gab es keine Ungewissheit mehr. Hier war ihr Weg zu Ende. Hier würden sie bleiben, begraben in den Trümmern ihrer eigenen Stadt, die sie nie verlassen hatten.
*
Es gab einige, die sich nicht mit diesem Schicksal abfanden.
Das war eine Gruppe junger Marn, die stets zu Mythor aufgeblickt hatten, die in ihm ein Idol sahen, auch wenn sie selbst nicht immer den Mut fanden, die Warnungen ihrer Eltern in den Wind zu schlagen und wie er Abenteuer auf der festen Erde zu suchen. Aber sie hatten seinen Erzählungen gelauscht, und manchmal hatten sie ihn sogar begleitet.
Sie besaßen ein wenig von seinem Geist, dem Geist des Abenteurers. Sie waren bereit, außerhalb Churkuuhls ein neues Leben aufzubauen, wie schwer es auch immer sein mochte.
Ein wenig mehr als zwanzig fanden sich bei den äußeren Yarls zusammen. Die dunkle Haut ihrer Gesichter war bleich vor Furcht.
Sie hatten ihre Yarls verlassen und folgten dem Plan, den Mythor mit ihnen noch während der Nacht besprochen hatte. Einige schafften Waffen und Vorräte zwischen die schützenden Felsen, andere sammelten Fliehende auf und versuchten, die Familien aus ihren Häusern zu treiben, solange ihre Yarls noch ruhig lagen. Viele ihrer Freunde, mit denen sie nachts noch Pläne geschmiedet hatten, fehlten. Manche mochten bereits tot sein. Es war ein waghalsiges Unterfangen, zu den inneren Yarls vorzudringen oder gar
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