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Der Sohn des Kometen

Der Sohn des Kometen

Titel: Der Sohn des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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vor ihm lag, war es schwach und sank zu Boden.
    »Lass mich hier«, flehte sie, so leise, dass er sein Ohr an ihre Lippen bringen müsste, um sie zu verstehen. »Nicht weiter! Es ist der Hauch des Todes.«
    Sie versuchte sich aufzurichten. Mythor hob sie erneut hoch und trug sie ein Stück zurück den Hang hinab, bis er sah, dass Farbe in ihre Wangen zurückkehrte.
    »Ich werde auf dich warten, Mythor. Ich fühle, dass ich mich nicht irre.« Sie klammerte sich an seinen Arm. »Du spürst ihn nicht, den Hauch des Todes?«
    Er schüttelte verneinend den Kopf.
    »Weil du gewappnet bist. von den Göttern gewappnet. Geh jetzt! Du weißt, ich kann auf mich allein achtgeben.«
    Er beugte sich rasch hinab und küsste ihre kalten Lippen. »Ich komme zurück«, versprach er. Und fügte zu sich hinzu: »Wenn du recht hast mit deinen Träumen.«
    *
    Als er durch das tosende Wasser am Rand des Falles trat, umgab ihn eisige Kälte, die ihm den Atem verschlug. Einen panischen Moment lang dachte er an Nyalas Atem des Todes.
    Aber es war nur die eisige Nässe, die ihm selbst noch durch die Haut zu dringen schien.
    Dann war er durch, wie sie es gesagt hatte. Dahinter gähnte ein dunkler Schlund, eine dämmrige Tiefe, erhellt nur von dem gedämpften Licht, das durch die Wasserwand des Falles drang.
    Seine Schritte hallten auf dem Geröll des Höhlenbodens. Er sah auch gleich Spuren von Besuchern, die vor ihm dagewesen waren. Halb verbrannte Fackeln und Zunder.
    Frierend ließ er sich nieder und verbrachte eine Weile damit, eine der Fackeln zu entzünden.
    Verwirrung war in seinen Gedanken. Verwirrung und Aufregung. Er empfand keine Furcht. Was ihn beschäftigte, war nur Neugier. Konnte es wahrhaft sein, dass er Teil einer tainnianischen Legende war?
    Mit einemmal erschien ihm selbst der unbeirrbare Marsch der Yarls voller Bedeutung. Sie hatten seinen Weg gekreuzt und ihn zu seinem Bestimmungsort getragen, hierher, wo diese Gruft lag. Großer Quyl, welch ein verrückter Gedanke!
    Aber nein, da war auch die marnische Legende, das Licht und der Bitterwolf. Die Geheimnisse häuften sich um ihn. Lag hier die Lösung?
    Kaum. Er grinste ernüchtert, als er die Fackel hob. Viele waren vor ihm dagewesen. Auch sie hatte nur die Neugier getrieben. Oder Gier nach Reichtum. Nicht irgendeine himmlische oder höllische Bestimmung! Es war trotz allem nur der Traum eines Mädchens und seine eigene Sehnsucht nach großen Dingen, die ihm hinter den hölzernen Wehren der Marn verwehrt gewesen waren.
    Er schritt vorwärts in die Dunkelheit hinein. Und der Boden wurde glatt und schwarz, von einer funkelnden Schwärze, die das Licht seiner Fackel in tausend flackernden Punkten widerspiegelte.
    Mythor hielt den Atem an. Vor ihm lag eine Treppe, die in die Tiefe führte. Sie war aus schwarzem Stein gehauen. Das Rauschen des Wasserfalls klang plötzlich gedämpft, als sei er weit entfernt. Aber als er sich umwandte, konnte er ihn deutlich sehen. Ein kalter Lufthauch kam aus der Tiefe. Er begann hinabzusteigen, von Staunen und Ehrfurcht erfüllt. Eine Treppe wie diese müsste zu großen Dingen führen. Sein Herz pochte aufgeregt. Das Schwert in seiner Rechten war ein Stück der vertrauten Welt, an das er sich klammerte.
    Weißliche Gegenstände schimmerten auf den schwarzen Stufen. Als er näher kam, sah er, dass es Skelette waren. Dutzende. Bis hierher waren viele gelangt.
    Was hatte sie aufgehalten? Waren sie bereits auf dem Rückweg gewesen?
    Ein drohendes Knurren, das vielfach widerhallte, ließ ihn mitten im Schritt verhalten.
    Aus der Schwärze der Treppe löste sich ein noch schwärzerer Schatten von gewaltiger Größe und kam geduckt auf ihn zu. Augen glühten rötlich in einem großen schwarzen Schädel, und ein Rachen öffnete sich und ließ Zähne im Fackellicht aufblitzen, so groß wie die krummen Schwerter der Marn.
    Ein Atem von Tod schlug ihm entgegen, nicht kalt wie der, den Nyala verspürt hatte, sondern heiß und voll Hunger. Mythor wich zurück vor dem Tod. Und was wie eine Spiegelung auf dem schwarzen Stein ausgesehen hatte, wurde zu einer zweiten Bestie, die ebenfalls das Opfer erspäht hatte.
    Der Drang, sich umzudrehen und um sein Leben zu laufen, war fast übermächtig in Mythor. Aber das war es wohl, was auch die anderen getan hatten.
    So blieb er stehen, als sei er mit dem schwarzen Stein verwachsen, und starrte den geifernden Rachen der beiden Raubkatzen entgegen.
    Sie zögerten. Ein Grollen kam aus ihren Rachen. Geifer floss die

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