Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn des Kometen

Der Sohn des Kometen

Titel: Der Sohn des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
keinen Anteil am Untergang deines Volkes, das nicht einmal dein Volk ist, wenn ich Nyala recht verstanden habe. Ich fühle auch keine Schuld. Du überschätzt deine Wichtigkeit, wenn du denkst, dass ich dir um den Bart streiche. Und an den verrückten Ideen meiner Tochter habe ich keinen Anteil. Sie ist launisch. Sie hebt dich heute in den Himmel und lässt dich morgen fallen. Wäre sie nicht im Grunde ihres Wesens gut und gerecht, ließe ich ihr nicht diese Freiheit in so vielen Dingen. Aber es mag alles nur der Einfluss dieses unseligen Hauptmanns gewesen sein, mit dem sie herumspielte. Und jetzt bist du an der Reihe. ein himmlischer Held. Mit Geringerem gibt sie sich nicht mehr zufrieden. Ihre Mutter war nicht anders.«
    *
    Es war fast Mitternacht, als Mythor endlich aus der Gesellschaft des gesprächigen alten Mannes entlassen wurde. Mythor lernte eine ganze Menge über Tainnia, und er bekam den Eindruck, dass es ein großartiges Land war, in dem sich gut leben ließe, wären die Caer nicht dieser gleichen Ansicht gewesen. Mythor berichtete ihm über Churkuuhl und die Marn, über das einfache Leben in der Wanderstadt, über die Yarls, die sich seit Generationen nicht mehr lenken ließen und schließlich wie von Dämonen besessen ins Meer sprangen. Er erwähnte nichts von seiner nebelhaften Herkunft oder den Legenden der Marn, die Nyala so in Aufregung versetzt hatten.
    Er hatte vorgehabt, den Herzog zu bitten, ihm Zugang zur Gruft zu gewähren. Aber er bekam keine Gelegenheit dazu, und schließlich kam er auch wieder von dem Gedanken ab. Nyala würde sich übergangen fühlen, und er stand zu tief in ihrer Schuld, um sie zu hintergehen. Er wollte ihre Gunst nicht verlieren. Es war, als ob er die kurze Berührung ihrer Hände noch immer spüre. Es war mehr als nur Gunst. Und nach all den Schrecknissen war die Zuneigung dieser wunderschönen jungen Frau wie Balsam auf der Seele und ließ ihn die schmerzlichen Erinnerungen vergessen, die ihn immer wieder überfielen.
    Krude erschien Mythor als ein seltsamer Mann. Er wusste nie genau, wann der Herzog scherzte oder es ernst meinte. Er mochte lächeln mit grimmigem Blick, und er mochte fluchen mit lachenden Augen. Aber er war ein verträglicher Mann, der gern ein wenig Ruhe gehabt hätte, anstatt noch einmal in die Schlacht zu ziehen. Er hatte keine Furcht, nicht vor dem Kampf, nur diese Urangst vor dem Bösen, vor der Magie der Caer-Priester, die ihn mutlos zu machen drohte und die ihm immer wieder einflüsterte, dass Elvinon fallen würde.
    Er war ein alter, starker Mann, der angefangen hatte, mit dem Schicksal zu hadern.
    Als Mythor schließlich, geläutert von dieser Vielfalt tainnianischer Ansichten und Vorstellungen, den Audienzraum verließ und in jenen Teil der Burg zurückging, in dem seine Kammer lag, hatte er das Gefühl, dass ihm jemand nachschleiche. Die abgedunkelte Lampe erhellte kaum die Steinwände des Korridors neben ihm. Er spürte Unbehagen und Unsicherheit in dieser steinernen, hallenden Dunkelheit, wie er sie nachts in Churkuuhl nie gekannt hatte. Hier waren so viele Menschen, und sie waren alle fremd. In Churkuuhl war ihm jeder vertraut gewesen. Die grandiose Welt der Stadt hatte auch ihre düsteren Seiten.
    Er fand gleich darauf erleichtert die runde Treppe, die vom Turm nach unten in das langgestreckte Haus der Burg führte. Er fröstelte in der zugigen Kälte.
    Er hätte das Schwert behalten sollen, statt es den Wachen zu geben. Er brauchte eine Waffe in dieser unsicheren Welt. Zohmer Felzt mochte in jedem Winkel dieser Schwärze auf ihn lauern. In der verdunkelten Stadt konnte sich jeder Schurke frei bewegen.
    Als er sich seiner Kammer näherte, glaubte er eine erstickte Stimme aus Nyalas Räumen zu hören, wie ein unterdrücktes Rufen. Er blieb stehen und lauschte.
    Der Laut wiederholte sich nicht, aber hinter ihm erklang ein verräterisches Knirschen von kleinen Steinen unter festem Schuhwerk. Er hatte sich also nicht getäuscht. Jemand verfolgte ihn.
    Er hielt die Lampe hoch, in dem Augenblick, als eine Klinge aus der Schwärze herabfuhr.
    Mythor ließ sich fallen und warf die Lampe. Das Schwert verfehlte ihn um Fingerbreite. Die lange Kette der Lampe behinderte den Angreifer einen Augenblick. Er fluchte etwas, das Mythor nicht verstand.
    Mythor rollte am Boden herum, erst aus dem Schein der Lampe, dann auf den Angreifer zu und zwischen seine Beine.
    Der Unbekannte fiel und begrub die Lampe unter sich. Er kam jedoch rasch wieder auf die

Weitere Kostenlose Bücher