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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Knirschen und Bersten, Sandbrocken fielen von der Decke. Awin zog sein Sichelschwert und drehte sich um. Wenn die Dhane in einer Wand verschwinden konnte, dann kehrte sie vielleicht durch eine andere zurück. Zwischen den Gebeinen sickerte immer noch Blut aus den Wänden, aber es verschwand, als es den Boden berührte. Merege hatte ihr Schwert in der Hand. Sie beobachtete den Fußboden. Das Knacken verstummte, und selbst das ewige Rieseln schien innezuhalten. Curru hörte auf, Sand zu spucken, und nahm seine Axt in die Fäuste. Auch Eri schien seinen Krampf überwunden zu haben. Er zog seinen Dolch. Sie warteten. Das Knirschen kehrte zurück, leise zunächst, dann lauter sprang es über die Wände - und dann barsten sie, und die Knochen erwachten zum Leben.
    Für einen Augenblick glaubte Awin, die Toten würden aufstehen, aber es war schlimmer. Die Wand geriet in Bewegung, und eine riesige Schlange schälte sich aus dem gelben Stein. Sie zischte, obwohl sie doch selbst nur aus Sand war. Sie riss ihr Maul weit auf und stieß auf Curru herab. Awin sah entsetzt, dass ihr Blut aus dem Maul floss. Es sah aus, als wolle sie den alten Seher mit einem einzigen Biss verschlingen.
    »Hakul!« Curru stieß einen Kampfruf aus, schwang die Axt und ließ sie auf den Kopf der Schlange niedergehen. Er zerbarst in einer Explosion aus Sand, und der mächtige Leib fiel aufgelöst in hunderttausende einzelne Körner zu Boden. Es klirrte, und Awin sah mit Grauen, dass der Leib des Ungeheuers nicht nur aus Sand, sondern auch aus den Knochen und Waffen der unglücklichen Toten bestand, die eben noch in der blutenden Wand gesteckt hatten.

    »Ist das deine ganze Kunst, Maghai?«, schrie Curru.
    Es zischte wieder, vielstimmig. Aus allen Wänden züngelten jetzt Schlangen hervor. Manche mit Leibern so stark wie der eines Mannes, andere kaum dicker als Arme. Curru schwang seine Axt und stürzte sich auf die nächsten Gegner. Er brauchte nur wenige Augenblicke, um vier der Schlangen mit seiner Axt zu zerlegen. Awin folgte seinem Beispiel. Die Angreiferinnen waren langsam. Er schlug der ersten mit einem Schlag den Kopf ab, spaltete einer zweiten den Schädel. Sand zerspritzte bei jedem Treffer. Eine dritte schnappte nach seinem linken Arm. Sie streifte ihn an der Schulter. Sofort breitete sich dort lähmende Kälte aus. Awin schlug auch diesem Untier den Kopf ab. Er zerfiel zu Knochen und Sand. Er sprang zurück. »Lasst euch nicht berühren!«, rief er.
    »Von wem?«, antwortete Eri lachend. Awin sah sich um. Curru erledigte gerade die letzte ihrer Gegnerinnen. »Mehr hast du nicht zu bieten, Hexe?«, rief er laut.
    Awin schüttelte ungläubig den Kopf. Das war zu einfach. Es knackte wieder in der Wand, Sand rieselte von der Decke, und neue Gegner schälten sich zischend aus den Wänden, und dann strömten sie aus dem Gang in die Kammer, langsam, ungelenk, die Leiber mit schartigen Waffen, Knochen und verrosteten Rüstungen grotesk verunstaltet, aber es waren Dutzende, Aberdutzende. Blut tropfte aus ihren offenen Mäulern. Eris Lachen erstarb.
    »Nehmt euch Schilde, Rüstungsteile, irgendetwas. Aber lasst euch nicht berühren!«, rief Merege, die einen halb zerfallenen Holzschild aufgehoben hatte.
    Ein ungleicher Kampf begann. Keine dieser Schlangen war für sich genommen eine Gefahr, aber es waren so viele. Awin schlug um sich. Er hatte einen kleinen, verbeulten Bronzeschild gefunden, mit dem er die Angreiferinnen auf Abstand
hielt. Er schlug immer wieder zu, aber bald hatte er das Gefühl, dass für jede Schlange, die er auslöschte, zwei neue in die Kammer drängten. Sie kamen aus den Gängen und aus den blutenden Wänden, schließlich ließen sie sich sogar aus der Decke herab. Bald stand Awin mit den anderen Rücken an Rücken in der Mitte der Kammer, inmitten von Knochen und Sand, und schlug Welle um Welle zurück. Sie kämpften verbissen. Es war ein grimmiges Metzeln von Gegnerinnen, die langsam, aber unerbittlich ihren Weg zur Schlachtbank antraten, nach vorne drängten, vernichtet und ersetzt wurden. Awin keuchte. Die linke Schulter schmerzte immer noch von der einen kurzen Berührung. Allmählich wurde ihm klar, dass sie langsam, aber sicher untergehen würden. Bis zu den Knöcheln stand er schon im Sand. »Kannst du uns nicht hier herausbringen?«, rief er Merege zu, während er sich vor dem Angriff einer mächtigen Schlange zurückzog. Merege streckte ein Untier mit ihrer schlanken Eisenklinge nieder. »Nein, nicht alle vier«, rief

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