GK162 - Duell mit dem Satan
Sie waren unzertrennlich.
Margie Scott, Randolph Tucker und George MacReady. Ganz Porlock — ein unscheinbares Nest am Bristol-Kanal — nannte sie »die Drillinge«. Es gab nichts, was sie nicht gemeinsam unternommen hätten. Die Leute von Porlock machten sich darüber schon lustig, doch das störte sie nicht. Margie fand dieses Verhältnis großartig. Geradezu ideal. Sie fühlte sich zu Randolph genauso hingezogen wie zu George. Sie liebte Randolphs Kraft und Georges Unerschrockenheit. Sie pendelte zwischen den beiden jungen Männern hin und her, ohne sich für einen von ihnen entscheiden zu können.
Natürlich wußte Margie Scott, daß es so nicht bis in alle Ewigkeit weitergehen konnte. Sie hoffte aber, daß der Tag, an dem sie endgültig ihre Wahl treffen mußte, noch in weiter Ferne lag. Margie wollte weder Randolph noch George wehtun. Eines Tages würde es sich nicht vermeiden lassen, doch davor verschloß das Mädchen vorläufig noch seine Augen.
Margie war neunzehn. Eine noch nicht ganz aufgeblühte Rose mit rötlichblondem Haar. Sie hatte Sommersprossen auf der Nase, trug gern Zöpfe und spielte, wenn sie unbeobachtet war, immer noch gern mit ihrer Puppe. Sie war eben noch nicht ganz fertig. Sie fand noch zu viele alberne Dinge schön, fühlte sich einer Ehe — entweder mit Randolph oder mit George — noch nicht gewachsen. Ein eigenes Haus haben. Sorgen haben. Kinder haben. Das war noch nichts für Margie. Sie wollte noch ihre Freiheit genießen. Wollte mit Randolph und George durch die Gegend ziehen, wollte einfach noch all den Spaß haben, den man nur haben kann, solange man jung ist.
Sie fand nichts dabei, gleidi zwei Männer auf einmal zu lieben. Für Margie waren die beiden eigentlich keine zwei Männer. Sie sah in ihnen bloß einen einzigen Mann. Den Mann ihrer Träume. Jeder hatte etwas von ihm. Die Eigenschaften von Margies Wunschmann waren in gleichem Maße auf Randolph und George aufgeteilt. Was der eine nicht hatte, hatte der andere. Und umgekehrt. Deshalb fiel es ihr so schwer, sich für einen von beiden zu entscheiden.
Sie waren in London gewesen, hatten ein Fußballlmatch gesehen.
Nun waren sie auf dem Heimweg. George MacReadys weißer Cortina schoß mit monoton brummendem Motor durch die Nacht. George hatte ein kantiges Gesicht, dichtes, zumeist struppiges Kraushaar, Muskeln wie ein Ringer und wasserhelle Augen.
Sie lachten viel, waren übermütig, erzählten Witze, erfanden selbst welche. George wollte Randolph übertrumpfen. Randolph versuchte das gleiche. Margie gefiel es, wie sich die beiden Freunde gegenseitig auszustechen versuchten. Sie lachte, bis ihr die Luft knapp wurde.
Die Ortstafel von Porlock tauchte aus der Dunkelheit auf. Die milchigen Lichtfinger der Scheinwerfer krochen über die Buchstaben. Kurz darauf kam Georges Haus. Der dreiundzwanzigjährige Junge wohnte hier allein. Seine Mutter war vor sieben Jahren, sein Vater vor drei Jahren gestorben. Er hatte keine Verwandten. Aber gute Freunde: Margie und Randolph.
»Ich bring’ euch noch nach Hause«, sagte George und wollte an seinem Haus vorbeifahren.
Randolph schüttelte den Kopf. Er war ein wenig größer als George, sah nicht so gut aus wie dieser, machte das aber mit einer geradezu erstaunlichen Schlagfertigkeit wett. »Kommt nicht in Frage!« sagte Randolph. »Den Rest des Weges können wir zu Fuß gehen.«
»Ihr beide allein?« grinste George mit einem mißtrauischen Flackern in den wasserhellen Augen.
»Warum nicht? wir fürchten uns nicht«, gab Randolph zurück.
George hob die Hand. »Ihr könntet auf dumme Gedanken kommen!«
Margie lachte hell. »Keine Sorge, George. Randolph ist zwar ein furchtbar netter Junge, aber dabei müßte ich doch auch mitspielen, oder?«
»Eigentlich ja.«
»Siehst du, und ich gebe dir mein Wort…«
George nickte. »Okay, Margie. Ihm würde ich ja nicht über den Weg trauen.«
Randolph spielte den Beleidigten. »Sag mal, hältst du mich etwa für den größten Gauner aller Zeiten?«
»Wenn es um Margie geht — ja.«
»Wenn es um Margie geht, bist du in der Wahl deiner Tricks auch nicht gerade zimperlich, mein Junge!« erwiderte Tucker vorwurfsvoll.
MacReady grinste. »Im harten Konkurrenzkampf um die Liebe eines so schönen Mädchens ist eben alles erlaubt. Wir beide wissen das, Randolph. Deshalb traue ich dir ja auch nicht.«
»Fangt jetzt bloß nicht zu streiten an!« rief Margie dazwischen. Sie stieg aus. Auch Randolph faltete sich aus dem Cortina. Margie
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