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Der Sokrates-Club

Der Sokrates-Club

Titel: Der Sokrates-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Weidenfeld , Julian Nida-Ruemelin
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schwarzen Pulli.
    Wusste er es dann oder wusste er es nicht?

    Die Kinder sind unschlüssig.
    Wer sagt, er wusste es?
    Ein paar wenige Hände gehen in die Luft.
    Und wer sagt, er wusste es nicht?
    Alle anderen Hände gehen nach oben.
    Wann würdet ihr sagen, jemand weiß etwas, was ist Wissen? (Mehr wissen)
    » Also, Wissen ist im Gehirn gespeicherte Daten!«, sagt ein dunkelhäutiger Junge mit einem T-Shirt, auf dem die brasilianische Flagge abgebildet ist.
    Auch wenn sie falsch sind?
    Die Kinder schweigen.
    » Also, so richtig wissen kann man eigentlich nie was!«, sagt der Junge mit dem schwarzen Piratenpulli. (Mehr wissen)
    Und warum nicht?
    » Na ja, weil man nie alles wissen kann. Der Pulli von der Sarah zum Beispiel, der ist grün, aber ich kann ja nicht wissen, ob da nicht auch ein bisschen gelb drin ist, dass ich halt nur nicht sehe.«
    »Genau! Ich kann zwar glauben, dass ich blonde Haare hab, aber in Wirklichkeit hab ich auch ein paar braune!«, sagt ein Mädchen und zeigt dabei auf ihre blonden Zöpfe. »Vielleicht kann das so ein Wissenschaftler sagen, wenn der so ein Gerät hat, mit dem er sich die Haare ganz genau ansehen kann.« (Mehr wissen)
    Wahrheit ist also nicht unbedingt das, von dem ich überzeugt bin, dass es wahr ist. Können wir sagen: Wissen ist, wenn man von etwas überzeugt ist, das wahr ist, und ich außerdem gute Gründe für diese Überzeugung habe? (Mehr wissen)
    Die Kinder nicken.
    Aber jetzt gebe ich euch eine ganz schwierige Nuss zum Knabbern. Das Beispiel stammt übrigens nicht von mir, sondern von einem Philosophen namens Paul Gettier. Also hört gut zu. Nehmt einmal an, ihr seid mit euren Eltern auf einer Insel und wartet auf ein Schiff, das um sechzehn Uhr kommen soll. Nun steht ihr kurz vor vier oben auf einem Aussichtsturm und ihr seht ein Schiff, das auf den Hafen zufährt. Jetzt denkt ihr euch: Aha, da ist mein Schiff! Ihr nehmt eure Reisetasche, geht runter zum Hafen, und da ist auch das Schiff. Nun ist es aber so, dass das Schiff, das ihr vorhin gesehen hattet, nicht das Schiff war, das jetzt vor euch liegt. Es war irgendein anderes Schiff. Und jetzt meine Frage: Kann man sagen, ihr wusstet, dass das Schiff kommen würde?
    Die Kinder denken nach. Dann gehen ein paar Hände in die Luft.
    » Also, ich wusste nicht, welches Schiff das richtige war. Ich dachte nur, dass es das richtige war«, sagt ein Mädchen mit glatten braunen Haaren bestimmt.
    Aber jetzt steht das Schiff da, und ihr hattet ja recht, es zu erwarten.
    » Ja, aber ich hab mich ja dann doch geirrt!«, sagt ein Junge mit dunklen Haaren.
    Warum?
    Weil ich meinte, das Schiff, das ich gesehen habe, ist das, auf das wir warten. Aber es war ja ein anderes.
    Aber das Schiff kam ja wie erwartet, und es war doch nicht unvernünftig anzunehmen, dass es sich bei dem Schiff, das du kommen sahst, um gerade dieses handelt, auf das ihr wartet.
    Gut, ich habe mich dann nicht geirrt, dass das Schiff kommt, aber ich habe mich geirrt, dass es dieses Schiff ist.
    Man kann also sagen, dass ihr zwar mit der Erwartung recht hattet, dass das Schiff rechtzeitig kommt, aber eben aus den falschen Gründen. Das ist, wie wenn ein Mann, der zufällig beim Lotto die richtigen Nummern gezogen hat, behauptet, er habe gewusst, welche Zahlen gezogen werden. Er wusste nicht, wie die Zahlen sein würden, er hatte einfach Glück. Für Wissen reicht es also nicht aus, dass eine Überzeugung wahr ist, nicht einmal, dass man gute Gründe hat, sie für wahr zu halten, sondern es muss auch der richtige Zusammenhand, zwischen den Gründen und der Tatsache bestehen, in unserem Beispiel: es muss das richtige Schiff sein, das ich da sehe, damit wir sagen können: Ich wusste, dass das Schiff rechtzeitig kommt.
    Die Kinder überlegen. Einige nicken, das überzeugt sie, andere schauen etwas ratlos. Das Thema ist schwierig, trotzdem sind sie ganz bei der Sache.
    Wer von euch hat eigentlich schon einmal gelogen?
    Zaghaft gehen ein paar Hände in die Höhe. Dann werden es immer mehr.
    Und wer hat noch nie gelogen?
    Ein kleiner Junge meldet sich, als er aber sieht, dass er der Einzige ist, schaut er etwas unsicher und senkt seine Hand wieder.
    Manche Wissenschaftler behaupten, dass ein erwachsener Mensch zweihundert Mal am Tag lügt. Könnt ihr euch vorstellen, dass eure Lehrerin zweihundert Mal am Tag lügt?
    Die Kinder lachen.
    Was, würdet ihr sagen, ist eine Lüge?
    » Also, wenn mein kleiner Bruder sagt, dass er meinen Eisbären nicht in den Kühlschrank

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