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Die seltsame Welt des Mr. Jones

Die seltsame Welt des Mr. Jones

Titel: Die seltsame Welt des Mr. Jones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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I

     Die Temperatur in der Schutzkuppel schwankte zwischen 37,2 und 38,3 Grad Celcius. Stets hing träge wogender Dampf in der Luft. Heiße Geysire sprudelten, und der »Boden« war eine bewegte Oberfläche aus warmem Schlamm, der aus Wasser, aufgelösten Mineralen und Pflanzenbrei erzeugt worden war. Überreste von Flechten und Protozoen färbten und verdickten den feuchten Schaum, der überall herabtropfte, über die nassen Felsen, die schwammartigen Sträucher und die verschiedenen Versorgungsanlagen. Man hatte sorgfältig einen Hintergrund gemalt, eine langgestreckte Hochebene, die sich aus einem bleiernen Meer erhob.
     Louis bückte sich mißgelaunt, pflückte ein blaßgrünes Schwammgewächs und brach es auseinander. Unter der feuchten organischen Haut befand sich ein Geflecht aus Kunststoff von Menschenhand; das Gewächs war künstlich.
     »Wir könnten schlimmer dran sein«, sagte Frank, als Louis den Schwamm wegwarf. »Wir könnten das alles bezahlen müssen. Es muß Bureg Milliarden Dollar gekostet haben, das Ding hier aufzubauen.«
     »Bühnenkulissen«, sagte Louis bitter. »Wozu? Warum sind wir so geboren?«
    Frank grinste.
     »Wir sind überlegene Mutanten, hast du das vergessen? Haben wir uns darauf nicht schon vor Jahren geeinigt?« Er wies auf die jenseits der Kuppelwand sichtbare Welt. »Dafür sind wir zu rein.«
    Draußen lag das nächtliche San Francisco unter einer Decke aus kaltem Nebel. Vereinzelt krochen Autos dahin; Gruppen von Menschen tauchten aus unterirdischen Stationen der Einschienenbahn. Hier und dort sah man noch Licht hinter Bürofenstern… Louis drehte der Szenerie den Rücken zu. Es schmerzte zu sehr, das zu sehen, zu wissen, daß er hier drinnen steckte, daß er mit ein paar anderen hier in der Falle saß. Zu begreifen, daß es für sie nichts gab als das Sitzen und Starren, daß es nichts gab als die leeren Jahre in der Schutzkuppel.
     »Es muß einen Sinn haben«, sagte er. »Es muß einen Grund für unser Dasein geben.« Frank zuckte fatalistisch die Achseln.
     »Zeitvertreib im Krieg, erzeugt durch Strahlungsherde. Schädigung der Gene. Ein Unfall – wie Jones.«
     »Aber sie halten uns am Leben«, meinte Irma hinter ihnen. »All die Jahre hindurch pflegen sie uns und sorgen für uns. Sie müssen etwas davon haben. Sie müssen etwas beabsichtigen.«
    »Schicksal?« fragte Frank höhnend. »Unser kosmisches Ziel?«
     Die Schutzkuppel war eine heiße, dampfende Schüssel, die alle sieben von ihnen gefangenhielt. Ihre Atmosphäre war ein Gemisch aus Ammoniak, Sauerstoff, Freon und Spuren von Methan, stark durchsetzt mit Wasserdampf, ohne Kohlendioxid. Die Kuppel war 1977, vor fünfundzwanzig Jahren, errichtet worden, und die älteren Angehörigen der Gruppe erinnerten sich an ein vorangegangenes Dasein in getrennten mechanischen Inkubatoren. Das technische Können war hochgradig, und von Zeit zu Zeit nahm man Verbesserungen vor. Normale menschliche Arbeiter betraten in regelmäßigen Abständen, geschützt durch abgedichtete Anzüge, die Schutzkuppel und zogen ihre Geräte hinter sich her. Gewöhnlich war es die bewegliche Fauna, die defekt wurde und repariert werden mußte.
     »Wenn sie mit uns etwas vorhätten, würden sie uns das sagen«, erklärte Frank. Er persönlich vertraute den BuregBehörden, die diese Anlage betrieben. »Doktor Rafferty würde es uns sagen, das wißt ihr.«
    »Ich bin mir nicht so sicher«, sagte Irma.
    »Du meine Güte«, knurrte Frank wütend, »sie sind doch nicht unsere Feinde. Wenn sie wollten, könnten sie uns in einer Sekunde auslöschen, und das haben sie nicht getan, oder? Sie könnten die Jugendliga zu uns hereinlassen.«
     »Sie haben kein Recht, uns hier festzuhalten«, protestierte Louis. Frank seufzte.
     »Wenn wir da hinausgingen«, sagte er betont, als spreche er mit Kindern, »würden wir sterben.« Am oberen Rand der durchsichtigen Wand gab es eine Drucköffnung und eine Reihe von Sicherheitsventilen. Ein trübes Miasma ätzender Gase drang herein und vermischte sich mit der vertrauten Feuchtigkeit ihrer eigenen Luft. »Riecht ihr das?« fragte Frank. »So ist es draußen. Rauh, eisig und tödlich.«
     »Ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, daß das eindringende Zeug ein bewußter Schwindel sein könnte?« wollte Louis wissen.
     »Darauf kommen wir alle«, sagte Frank. »Alle paar Jahre. Wir kommen in unser Paranoia-Stadium und fangen an, den Ausbruch zu planen. Dabei brauchen wir gar nicht auszubrechen; wir

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