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Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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Folgen haben kann.“
    „ Socke, du übertreibst maßlos! Ich will ja nicht den Sommer wegzaubern.“
    „ Genau das ist aber beim letzten Mal dabei rausgekommen. Ich will gar nicht daran denken. Ein paar Regenwolken sollten es werden. Dem Herrn war es zu warm. Und dann? Ein wochenlanger Schneesturm, der die Ernte fast völlig vernichtet hat. So machst du das ständig. Du zauberst einfach drauf los, ohne dir über die Folgen Gedanken zu machen!“
    Driftwood ließ den Kopf hängen. „Gar nicht“, schmollte er.
    „ Immer mit der Ruhe“, beschwichtige Rolo. „Drift, kriegst du den Zauber sauber hin oder nicht?“
    „ Nicht ohne Sockes Hilfe“, gestand Driftwood.
    „ Und mit Socke hast du ihn im Griff?“
    „ Schätze schon.“
    „ Du schätzt schon. Na super. Socke, was meinst du?“
    „ Ich finde das nicht richtig. Aber wenn wir in der Nacht unschuldigen Wachmännern und Wachhunden begegnen würden. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, wer dabei nicht wieder alles zu Schaden käme. Da wäre der Zauber wohl das kleinere Übel.“
    Driftwoods Miene hellte sich auf. Socke hob mahnend die Pfote. „Aber wir konzentrieren uns!“
    „ Wie immer“, versprach Driftwood und legte eine Pfote auf sein Herz.
    Socke schüttelte sich.
    „ Spitze. Was braucht ihr?“, fragte Rolo.
    „ Ein Stück Wald. Etwas Natur. Boden ohne diesen Beton drüber“, erklärte Driftwood.
    „ Gut. Suchen wir Boden ohne Beton drüber.“
     

    Nicht weit von der Zeche entfernt, stießen sie auf eine Reihenhaussiedlung mit Vorgärten.
    „ Die wären schon ganz okay“, verkündete Driftwood.
    Aber am helllichten Tag inmitten einer Wohnsiedlung zaubern? „Eher nicht“, entschied Socke.
    Sie fuhren weiter. Die Felder entlang der Landstraßen hatten denselben Nachteil. Zuviel Verkehr, zu viele neugierige Augen. Abseits der Straße, versteckt hinter hohen Pappeln, schien so etwas wie ein kleiner Park zu liegen. Kurz entschlossen lenkte Rolo den Wagen darauf zu.
    „ Das sieht gut aus.“ Driftwood rieb sich begeistert die Pfoten.
    Der Parkplatz lag im Schatten großer Pappeln. Der Kies knirschte unter den Reifen und trockener Staub wirbelte auf. Nur ein Wagen parkte hier. Socke sah das Schild als Erster. „Friedhofsordnung?“, stutzte er.
    Rolo schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad. „Mist!“
    „ Wo ist das Problem?“, beschwor Driftwood.
    „ Ist doch alles da, was wir brauchen.“
    „ Wir können doch nicht …“, stotterte Socke.
    „ Papperlapapp. Natürlich können wir“, fuhr Driftwood dazwischen.
    „ Aber weißt du nicht mehr, was …?“
    „ Hier ist Erde, hier ist Natur. Willst du bis ins Nachtschattental fahren? Wir haben einen Auftrag!“, erinnerte Driftwood.
    Rolo rümpfte die Nase. „Ich weiß nicht. Einen Friedhof sollte man mit Respekt behandeln.“
    „ Und nichts anderes habe ich vor.“ Driftwood nahm die Mütze ab. Dann stieg er aus und entledigte sich der Kleidung. Socke seufzte, und tat es ihm gleich.
    Die Schritte der Alben verursachten kein Geräusch im Kies.
    Von der Straße aus gaben die niedrigen Büsche den Blick auf den Friedhof frei. Mit einem gepflegten Rasen bewachsen, waren die einzelnen Grabstätten nur durch weiße Holzkreuze markiert. Sie standen wie Dominosteine in ordentlichen geometrischen Reihen. Es waren so viele, dass sie sich bis zum Horizont erstreckten. Ihre Zahl konnte Rolo nicht mal schätzen.
    Socke begann, laut zu zählen.
    „ Hut ab, Rolo. Ihr Menschen macht echt keine halben Sachen“, stichelte Driftwood.
    „ Vergiss es, Socke. Es sind viele. Sehr viele“, meinte Rolo und tat, als hätte Driftwood nichts gesagt.
    „ Aber wer hat … wie … kann … wann?“, ächzte Socke.
    „ Ich erzähl dir das, wenn wir Zeit haben. Lasst uns weitergehen.“
    Socke schwieg. Sie folgten den breiten Hauptwegen. Kotze trippelte voran. Rolo behielt aufmerksam die Umgebung im Auge. Sie schienen, zumindest für den Moment, die einzigen Besucher dieses unwirklichen Ortes zu sein.
    „ Totenstill hier“, witzelte Driftwood.
    Anscheinend versuchte er, die bedrückte Stimmung zu vertreiben. Rolo fiel es immer noch schwer, Driftwoods Launen zu erkennen. Für ihn glotzte der schwarze Nachtalb immer mit der gleichen starren Miene in eine Welt, die ihm völlig egal zu sein schien. So wirkte es zumindest.
    „ Und eine Stimmung. Wie auf einem Friedhof“, versuchte Driftwood es weiter.
    Socke wollte etwas erwidern, doch da blieb Driftwood plötzlich stehen. Er stoppte sie mit

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