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Philadelphia Blues

Philadelphia Blues

Titel: Philadelphia Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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- Prolog -

    Es wäre möglich. Er würde zwar die ersten Jahre am Hungertuch nagen, aber mit einem Kredit auf sein Haus und dem, was er in den letzten Jahren von seiner Arbeit gespart hatte, wäre der Traum einer eigenen Autowerkstatt realisierbar. Colin überschlug im Kopf einige Zahlenreihen, während er das Radio etwas leise drehte, um nicht durcheinander zu kommen. Er würde eine Halle brauchen, in der er die Werkstatt einrichten konnte, und Material sowie Werkzeug zu besorgen, dürfte auch kein großes Problem sein. Die anfallenden Kosten für Miete, Steuern, Versicherungen und was mit einer eigenen Werkstatt sonst noch alles auf ihn zukommen würde, schob Colin fürs Erste beiseite, weil es es noch nicht geschafft hatte, Dominic anzurufen, um sich die Nummer von Adrian Quinlan geben zu lassen. Bevor er sich weiter in diese Idee stürzte, wollte er sich unbedingt den fachlichen Rat eines Anwalts holen, beziehungsweise Adrian fragen, ob der jemanden kannte, der ihm da helfen konnte.
    Der einsetzende Wetterbericht lenkte ihn ab und Colin drehte das Radio wieder lauter. Seit Tagen herrschte in und um Philadelphia Dauerfrost, denn der Winter hatte nochmal so richtig zugeschlagen. Da erzählte der Moderator nichts Neues und auch die ausgefallenen Heizungen und Stromleitungen in einem Außenbezirk der Stadt waren ihm nicht unbekannt. Das Stromnetz in diesem Land war wirklich ein Witz, deswegen hatte er in seinem Haus auch mit einem Generator für den Notfall vorgesorgt. Seine Wohngegend war nicht die Beste, geschweige denn die Sicherste, aber damit konnte er leben. Er fand die Vorstellung viel schlimmer, im Winter im Kalten zu sitzen, als die, möglicherweise in einen Überfall zu geraten. Dafür hatte er schließlich seine Fäuste und dass er sich mit denen vor einem Jahr gegen den Bruder seines besten Freundes Devin behauptet hatte, hatte seinem Selbstvertrauen einen gehörigen Schubs gegeben.
    Colin grinste und bog in die Straße zu seinem Haus ein, während er sich daran erinnerte, wie er sich mit Dominic in Tonys Schuppen geprügelt hatte. Ihm hatte noch eine Woche später jeder Finger und Knöchel in seinen Händen wehgetan, aber es war die Sache eindeutig wert gewesen, denn in den vergangenen Monaten hatten Dominic und er es geschafft, Freunde zu werden. Das war weit mehr, als Colin sich jemals erhofft hatte.
    „...und vergesst eure Mützen, Schals und vor allem die Handschuhe nicht, es wird eisig heute Nacht.“
    Colin nickte nur, bevor er das Radio ausschaltete und kurz darauf die Stirn runzelte, als er auf dem Gehweg vor seinem Haus jemanden entdeckte, der da garantiert nicht hingehörte. Jedenfalls nicht um diese Uhrzeit und in den Klamotten. Er parkte seinen alten Mustang vor der Garage und warf beim Aussteigen einen misstrauischen Blick auf den Teenager, der mit einer viel zu dünnen Lederjacke, einer löchrigen Jeans und ziemlich mitgenommen aussehenden Turnschuhen bei Minusgraden auf seinem Gehweg herumstand. Wer war das denn?
    „Hi, Onkel Colin. Hast du mal 'ne Kippe?“
    Colin wollte seinen Ohren nicht trauen. Diese Stimme kannte er und zwar verdammt gut. Er schlug die Wagentür zu und trat auf den Gehweg, um sicherzugehen. Ja, eindeutig. Das Gesicht passte zu der Stimme, auch wenn er sein Gegenüber zuletzt vor etwa fünf Jahren gesehen hatte und da war Kilian noch ein ganzes Stückchen kleiner gewesen. Jetzt war der Junge fast so groß wie er selbst und hatte das normale und meist typisch schlaksige Aussehen eines Teenagers. Allerdings stimmte der traurige Ausdruck in Kilians blauen Augen nicht mit dem fröhlichen Kinderblick überein, den er in Erinnerung hatte. Sein Neffe war eindeutig nicht hier, um 'Hallo' zu sagen. Vor allem hätte Gwen ihn niemals grundlos allein von Irland nach Philadelphia geschickt. Seine Schwester war zwar eindeutig zu früh Mutter geworden, aber sie liebte Kilian mehr als alles andere und kümmerte sich gut um ihn. Irgendetwas war hier im Busch.
    „Was ist passiert, Kilian?“, fragte er leise und trat auf Kilian zu, der die Schultern zuckte und seinem Blick auswich, bevor er in die Hocke ging und in einem Rucksack kramte, der zu seinen Füßen stand, um ihm im nächsten Moment einen Stapel Papiere zu reichen.
    „Mum ist tot. Sie hat ein Testament hinterlassen, wo drinsteht, dass ich bei dir bleiben soll. Oma und Opa sind sauer deswegen und wollen mich nicht haben, deswegen bin ich hier.“ Kilian sah wieder auf, die Augen voller jugendlichem Trotz. „Also? Hast du

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