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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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geraten war, in der er es vorzog, allein zu trinken.
    Er hatte in Köln noch nicht Fuß gefasst. Die neuen Kollegen waren ihm fremd, auch zu Tessa hatte er noch keinen Zugang gefunden. Er hätte einen seiner ehemaligen Kollegen zu einem Bier einladen können oder Isa, doch er würde keinen Abstand gewinnen, wenn er immer wieder zu den vertrauten Menschen zurückkehrte. Und Isa als Polizeipsychologin würde ihn sofort durchschauen.
    Bert hatte niemandem den wahren Grund für seine Versetzung verraten und nicht vor, das jetzt zu tun. Später würde er gelöst auf diese Zeit zurückblicken und dann möglicherweise auch darüber reden können.
    Er beschloss, seinen strapazierten Magen mit einem Frühstück zu besänftigen, ging in die Küche und schob zwei Scheiben Weißbrot in den Toaster. Als sein Handy klingelte, war er davon überzeugt, dass seine Kinder ihm einen schönen Tag wünschen wollten, doch es war ein Kollege von der Schutzpolizei, der ihn darüber informierte, dass jemand in die Wohnung Albert Kluths eingedrungen war.
    Fluchend stellte Bert sich unter die Dusche. Er aß den kalten Toast, während er sich die Schuhe anzog, und holte fünf Minuten später seinen Wagen aus der Garage.
    Inzwischen war es acht Uhr und der Bordcomputer zeigte bereits zweiunddreißig Grad an. Das allein reichte aus, um ihn in Schweiß zu tauchen. Er stellte die Klimaanlage auf achtzehn Grad und lenkte den kalten Luftstrom direkt auf seinen Körper. Am Ende würde er das mit einer steifen Schulter bezahlen, doch im Moment war es ihm egal.
    Der Beamte, der ihn vor der Wohnung erwartete, berichtete, dass eine Studentin, der die defekte Versiegelung aufgefallen war, die Polizei informiert hatte. Langsam ging Bert durch das Zimmer des Mordopfers, dann durch das Zimmer des Mitbewohners.
    Vielleicht war Lukas Tadikken hier gewesen, um etwas zu holen.
    Vielleicht hatten sich Sensationslüsterne einen Kick verschafft.
    Oder aber der Täter (ein anderer als Lukas Tadikken) war zurückgekommen.
    Im nächsten Moment hatte Bert Isas Nummer gewählt.
    »Ja?«
    Ihre Stimme klang verschlafen.
    »Bert hier. Ich habe eine Frage, Isa. Was bedeutet es, wenn ein Täter unmittelbar an einen Tatort zurückkehrt, also solange der noch versiegelt ist?«
    »Dir auch einen Guten Morgen, lieber Bert. Ich nehme an, du sprichst von einem deiner Mordfälle?«
    »Entschuldige. Guten Morgen, Isa … Ja.«
    Sie unterdrückte ein Gähnen, und Bert wurde bewusst, dass er sie aus dem Bett geworfen haben musste. Es war Sonntag und noch früh. Er hätte verstehen können, wenn Isa ihn angefaucht hätte. Doch das tat sie nicht.
    »Vielleicht möchte er etwas von der Erregung des Tötens wieder spüren«, antwortete sie. »Oder er hat das Bedürfnis, seinem Opfer noch einmal nah zu sein. Möglicherweise ist es ein Spiel mit der Gefahr. Eine an die Polizei gerichtete Provokation. Vielleicht will er aber auch nur überprüfen, ob er irgendwas am Tatort vergessen hat.«
    »Was ist am wahrscheinlichsten?«
    »Das hängt vom Mörder, vom Opfer und der Art des Mordes ab, Bert. Die Frage kann ich dir so nicht beantworten.«
    »Aber du könntest eine Vermutung anstellen.«
    »Die Psychologie ist keine Wissenschaft der Antworten. Und erst recht keine der Mutmaßungen. Es gab Zeiten, da haben wir uns in jedem zweiten Gespräch genau darüber gestritten, erinnerst du dich?«
    Es tat Bert gut, Isas Stimme zu hören. Für einen Moment sehnte er sich in sein altes Leben zurück. Was hatte er alles aufgegeben.
    »Ich vermisse dich«, sagte er, bevor er es sich anders überlegen konnte.
    »Ich dich auch.« Isa klang schon viel wacher. »Dich und deine Fragen und deine Ungeduld.«
    »Komm nach Köln«, sagte Bert. »Ich will wieder mit dir arbeiten.«
    Ihre Antwort war ein leises Lachen.
    »Schon gut.« Bert seufzte theatralisch. »Dann bleib in der Provinz. Du wirst schon sehen, was du davon hast.«
    »Da spricht der Mann von Welt.«
    Bert konnte ihr Grinsen spüren.
    »Du«, sagte er, »ich melde mich wieder. Wenn ich darf.«
    »Jederzeit«, erwiderte Isa und beendete das Gespräch.
    Bert schob die Tür zum Badezimmer auf. Abgesehen davon, dass man die Leiche entfernt und in die Gerichtsmedizin transportiert hatte, schien alles unverändert. Die Brutalität, mit der dieser Mord begangen worden war, klebte mit den Blutspritzern an den Wänden.
    Die Erkenntnis traf Bert wie ein Schock. Es gab noch jemanden, der sich hier Zutritt verschafft haben konnte. Er blätterte im Adressbuch

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