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Der Sommernachtsball

Der Sommernachtsball

Titel: Der Sommernachtsball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gibbons
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geraten, sich von dieser lauten, ordinären Shirley Davis fernzuhalten, an der man höchstens ihren roten Haarschopf loben könne. Viola ist dieser Empfehlung scheinbar widerspruchslos gefolgt. Erst als Viola und Vic schon drei Jahre verheiratet sind und ihr zweites Kind, Gloria, erwarten, sieht Mrs Spring eines Tages, als sie mit dem Auto unterwegs ist, Viola und Shirley laut lachend und bester Laune in einem Taxi vorbeifahren.
    Diese Viola! Na, so eine!
    Aber Mrs Spring ist eine kluge Frau, jedenfalls besitzt sie Menschenkenntnis, und sie weiß, wann es besser ist zu schweigen und aus einer Mücke keinen Elefanten zu machen. Daher sagt sie nichts über solche kleinen Hinterhältigkeiten von Viola, und die Springs bleiben eine glückliche, harmonische Familie.
    Lady Spring behält ihre kurzen Locken, ihre schlanke Figur und die Gewohnheit »Also wirklich! Gute Güte!« zu sagen, wenn etwas sie überrascht. Sie wird nie vergessen, dass sie einst ein unbedarfter Habenichts war, und hört nie auf, den Luxus und die Privilegien zu schätzen, die sie mit ihrer Heirat gewonnen hat.
    Ich darf an dieser Stelle sagen (um möglichen Sorgen vorzubeugen), dass Viola als Lady Spring ein voller Erfolg ist. Wie sie einst mit Tina besprochen hat, überlässt sie den Haushalt einer kompetenten Haushälterin, ist nicht knauserig, sorgt dafür, dass sich das Personal wohlfühlt, und schimpft nicht über die gesalzenen Rechnungen für Strom und Alkohol. Sie hält sich an Shirleys Rat, dem alten Schlachtross seinen Zucker zu geben, und lässt Mrs Spring in dem Glauben, dass sie ihren Willen bekommt; auch Victor gibt sie fast in allem bereitwillig nach und widerspricht nur, wenn sie glaubt, dass ihm ein wenig weiblicher Widerstand guttäte. Im Übrigen wendet sie ihren ganzen Verstand auf, um Victor die Frau zu sein, die er sich wünscht.
    Das ist keine schwere Aufgabe, denn sie war schon vor ihrer Heirat so, wie er sich eine Frau vorstellt. Und er wiederum ist ihr ein guter Ehemann, romantisch und treu und furchtbar stolz auf seine vier prächtigen, schönen und gesunden Kinder. Er verlangt nichts von seiner Frau, als dass sie ihn liebt, schöne Kleider trägt und seinen Freunden eine gute Gastgeberin ist. Und sie kommt gut an bei diesen Freunden, reichen, ein wenig groben Männern, die das Leben zu genießen wissen. Sie mögen ihre Frische und respektieren ihre Tugendhaftigkeit, denn im Grunde ihres Herzens sind sie alle schrecklich prüde. Auch die Ehefrauen mögen sie, weil sie nicht versucht, ihnen den Mann auszuspannen.
    Dazu hat Viola gar keine Lust, denn es gibt niemanden auf der Welt, der so ist wie Vic: so attraktiv, so klug, so großzügig. Er sagt die nettesten Dinge zu ihr, und sie sagt ihm, wie nett sie sie findet (Phyllis hätte ihm seine romantischen Anwandlungen innerhalb von sechs Monaten gründlich ausgetrieben und dann mit Entsetzen festgestellt, dass er ihr spätestens nach weiteren sechs Monaten einen handfesten Scheidungsgrund gegeben hätte). Sie necken sich gegenseitig damit, noch immer so verliebt wie in den ersten Tagen zu sein, und das tun auch die Kinder. Die Wahrheit ist, dass die beiden sich lieben bis ans Ende ihrer Tage.
    Aber bis dahin sind es noch viele Jahre: Jetzt ertönt erst einmal der Hochzeitsmarsch, die erhebendste und triumphalste Melodie der Welt, und hier kommt sie, durch den Mittelgang, am Arm ihres Mannes, Viola Thompson-Wither-Spring. Sie trägt ein weiß-lila Kleid und duftet nach Love in Paris . Sehr zufrieden sieht sie aus, und sie hat allen Grund dazu. Ihr Mann hat seinen hellbraunen Schopf ein wenig zu ihr hingeneigt, um zu sehen, wie sie sich freut. Den anwesenden Damen entgeht das nicht, und sie tuscheln entzückt.
    Es muss komisch sein, wenn man so glücklich ist, denkt Hetty, die dem Paar durch den Mittelgang folgt, der gesäumt ist von lächelnden, gerührten und wehmütigen Gesichtern. Mir ist mein Leben lieber. Ob er wohl schon betrunken ist?
    Der Kirchendiener hat die Flügel der Kirchentür weit aufgerissen. Arm in Arm treten sie hinaus in den Sonnenschein, begrüßt von einer lachenden und jubelnden Menge. Konfettischauer, winzige silbrige Hufeisen und Reis regnen auf Viola und Victor herab. Alle Vögel scheinen ihnen singend Glück zu wünschen, es ist, als würde die Landschaft selbst zu ihrer Freude singen (Vögel mögen Landschaften wie Essex, flach, bewaldet und wasserreich), und doch ist es weniger ein Gesang als ein geschäftiges Zirpen und Zwitschern, als würde man

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