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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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ich werde Sie auf der Stelle informieren, wenn ich
irgend etwas finde. Ein Spiegel aus Bilbao, wie?«
    »Manchmal wird es auch Bilboa
geschrieben«, erklärte ihm Max. »Bedeutet aber genau dasselbe. Außer in Bilbao,
selbstverständlich. Hast du vielleicht Pappe und Einpackpapier, Sarah?«
    »Bring das Ding am besten in
die Küche. Mal sehen, was ich finden kann.«
    Etwas einzupacken ist oft
schwieriger, als es auf den ersten Blick scheint, und der Spiegel bereitete
besondere Probleme. Schließlich hatten sie jedoch genügend Material zum Polstern
und Verstärken gefunden, um einen sicheren Transport im Streifenwagen zu
gewährleisten.
    »So, das hätten wir, Sergeant.«
Max trug das Paket selbst nach draußen und verstaute es im Kofferraum des
Streifenwagens. »Ich habe ›zerbrechlich‹ draufgeschrieben, aber am besten
sorgen Sie trotzdem dafür, daß Ihre Leute auf dem Revier auch wirklich
vorsichtig damit umgehen. Und lassen Sie um Himmels willen nicht zu, daß es
jemand auspackt.«
    »Dazu wird keiner Gelegenheit
haben«, versicherte Jofferty ihm. »Wir haben nämlich in der Bank ein besonderes
Tresorfach, in dem wir Wertgegenstände aufbewahren, und zufällig bin ich dafür
zuständig. Ich werde das Ding auf direktem Wege hinbringen und vergessen, einen
Bericht darüber zu den Akten zu heften. Zufrieden? Ach so, grüßen Sie bitte
Ihre Familie von mir.«
    Während er den Zündschlüssel in
seinem schlammbespritzten Wagen umdrehte, blickte er hinüber zu Bittersohns
luxuriösem Wagen und grinste. »Ich wette, Ihre Mutter hat damals so ungefähr
dasselbe zu Ihnen gesagt wie meine, als ich in der Fabrik für Fischbuletten
aufgehört habe, um zur Polizei zu gehen. Ich hab’ ihr gesagt, ab und zu
Zielscheibe zu spielen sei immer noch besser, als ein Leben lang Schellfische
auszunehmen. Bis dann, Max. Tschüs, Mrs. Kelling.«
    »Das ist ja fabelhaft«, meinte
Sarah schmollend, nachdem er losgefahren war. »Wenn Sergeant Jofferty dich
bereits Max nennt, wenn er dich gerade 30 Sekunden lang kennt, warum nennt er
mich dann nicht auch Sarah?«
    Das hätte er sicherlich auch
getan, wenn sie Mrs. Bittersohn und nicht Mrs. Kelling hieße. Gleichgültig, wie
weit weg Max auch zog, hier an der Nordküste von Neuengland würde man ihn immer
auf eine Art und Weise akzeptieren, die kein Mitglied ihrer Familie jemals
kennenlernen würde, selbst wenn sie jeden Sommer hier einfielen, einige von
ihnen sogar seit drei oder vier Generationen. Die Grenzen zwischen den
Sommergästen und den Menschen, die das ganze Jahr über hier lebten, waren
vielleicht inzwischen weniger genau abgesteckt als zu Zeiten ihrer Großeltern, doch
es gab sie immer noch, und das war einfach nicht fair.
    »Ihr seid eben echte Snobs, das
ist alles. Nimm dich selbst, beispielsweise. Du kommst nicht einmal aus Ireson
Town, und trotzdem behandeln dich alle wie ihren langvermißten Vetter. Selbst
bei Alexander haben sie nie —«
    Sie unterbrach sich jäh. Max
hatte sicher allmählich mehr als genug von Alexander. »Komm mit nach oben, und
hilf mir im Kampf mit den neuen Matratzen. Mr. Lomax hat sie in die falschen
Zimmer gebracht.«
    Sie waren noch damit beschäftigt,
die Gästezimmer in Ordnung zu bringen, als das Telefon klingelte. Sarah hatte
ein Kissen unter das Kinn geklemmt und war gerade dabei, es in einen Bezug zu
stopfen, der offenbar bei der Wäsche eingelaufen war. »Gehst du bitte ans
Telefon, Max?« murmelte sie undeutlich. »Es ist wahrscheinlich dein Freund
Jofferty wegen des Spiegels. Vielleicht hat er herausgefunden, wem er gehört.«
    Max lief zum Telefon, aber er
war bereits wieder oben, bevor Sarah den zweiten Kissenbezug
auseinandergefaltet hatte. »Es ist für dich. Irgendeine Frau namens Tergoyne.
Sie dachte schon, sie hätte sich verwählt.«
    »Warum hast du sie nicht davon
überzeugt, daß sie recht hatte?«
    Sarah verspürte nicht die
geringste Lust, mit Miffy Tergoyne zu plaudern — oder eher ihr zuzuhören. Miffy
gehörte zu der alten Clique vom Yachtclub, in dem auch Alexanders Eltern früher
Mitglieder gewesen waren. Ihre offizielle Mitgliedschaft war zwar verfallen,
als Alexanders Vater gestorben war und seine Yacht verkauft werden mußte, doch
die Kellings zählten automatisch immer noch zum elitären Kreis, weil es eben
immer so gewesen war.
    Als Witwe, über die viel
geredet wurde, und, was noch schlimmer war, die in den letzten Monaten beinahe
mittellos dagestanden hatte, hatte Sarah als positive Nebenwirkung eher mit

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