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Der Spinnenkrieg

Der Spinnenkrieg

Titel: Der Spinnenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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technischen Equipment der Basis umzugehen verstanden, hatten sie darüber hinweggetäuscht, woraus die Armee bestand, die Stone ihr versprochen hatte. Es waren Kinder, nichts als Kinder. Ein rasender Zorn ergriff sie. Zorn auf die Moroni, auf Stone und Kias, aber auch auf sich selbst, daß sie wirklich zugestimmt hatte, sich auf diesen Wahnsinn einzulassen. »Keine Sorge«, sagte sie. »Wir kriegen Sie wieder hin, mein Junge.« Delgard starrte sie aus großen, vor Schmerz und Angst trüben Augen an, und sie wußte, daß er ihre Worte nicht verstanden hatte. Mit einer wütenden Bewegung stand sie auf, winkte Lerou zu sich heran und deutete auf Delgard herab. »Kümmern Sie sich um ihn«, befahl sie. Dann nahm sie ihr Gewehr von der Schulter, entsicherte es und begann in die Richtung loszulaufen, in der der Feuerschein des abgestürzten Gleiters zu sehen war.

Kapitel  12
    Hartmann schob sich langsam vor. Seine Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt. Er registrierte jedes noch so winzige Geräusch, jede winzige Erschütterung des Bodens in seiner Nähe. Bei Gott, er glaubte fast, die Ameisen riechen zu können, wenn sie sich ihm näherten. Was um alles in der Welt hatte Kyle mit ihm getan? Aber im Grunde wollte Hartmann die Antwort auf diese Frage gar nicht wissen. Der Megamann hatte eine bestimmte Stelle an seinem Rückgrat berührt, was ihm für einen Moment schier übermächtige Schmerzen verursacht hatte. Danach hatte ihn ein Gefühl von Kraft und Energie durchströmt, wie er es nie zuvor im Leben empfunden hatte. Es war, als wäre er zum ersten Mal wirklich wach. Doch Kyle hatte ihn gewarnt: Dem Ausbruch berserkerhafter Kräfte würde ein ebenso heftiger Zusammenbruch folgen. Hartmann hatte nicht viel Zeit. Eine halbe Stunde, vielleicht weniger. Bis dahin mußte er sein Ziel erreicht haben. Die Hälfte dieser Frist war abgelaufen, aber Hartmann schätzte, daß er es schaffen konnte. Das Wrack des so unheimlich veränderten Gleiters lag vor ihm. In seinem momentanen Zustand, so vermutete Hartmann, konnte er die Distanz in weniger als zwei Sekunden zurücklegen und im Inneren des Schiffes verschwinden. Theoretisch. Praktisch bestanden diese fünf oder sechs Schritte aus völlig freiem Gelände. Er traute sich durchaus zu, das Schiff zu erreichen und in der Schleuse verschwinden zu können, ehe auch nur eine der Ameisen auf die Idee kam, auf ihn zu schießen, aber leider würde ihnen das nichts nutzen. Wichtig war, daß er unbemerkt an Bord des Schiffes gelangte. Hartmann wunderte sich, wie gelassen er über den eigenen Tod nachzudenken imstande war. Er hatte sich solch gefährliche Situationen mehr als einmal ausgemalt, und er hatte gehofft, daß er in der Lage sein würde, sie ruhig und gefaßt zu meistern. Der Gedanke, daß er in wenigen Minuten tot sein würde, wenn er Erfolg hatte, berührte ihn nicht einmal. Vielleicht, überlegte er, hatte Kyle irgend etwas getan, um ihm seine Angst zu nehmen. Er hatte das Ende der schmalen Gasse erreicht, die zwischen den zyklopischen Maschinenblöcken hindurch zum Sternentransmitter führte, und richtete sich behutsam auf. Sein Blick tastete das freie Stück vor sich ab. Er zählte ein Dutzend Ameisen. Er mußte warten. Nervös sah er auf die Uhr. Sie hatten zwanzig Minuten ausgemacht, und achtzehn waren verstrichen. Ohne die übermenschliche Schärfe seiner Sinne und die unheimliche Schnelligkeit seiner Reaktionen wäre Hartmann nicht einmal bis hierher gekommen. Wieder sah er auf die Uhr. Noch eine Minute. Dreißig Sekunden, zwanzig, zehn … Hartmann spannte sich, als der Sekundenzeiger sich der zwölf näherte. Jetzt! Nichts geschah. Die Moroni vor ihm bewegten sich mit der Gleichmäßigkeit von Maschinen weiter, und zum allerersten Mal kam Hartmann die Möglichkeit zu Bewußtsein, daß ihr Plan vielleicht nicht funktionieren würde, weil diese Insektengeschöpfe einfach ihre ihnen aufgetragenen Arbeiten weiterverfolgten, auch wenn rings um sie herum die Welt unterging. Was, wenn … Ein greller Lichtblitz zerriß das Halbdunkel der Halle, und eine Sekunde später ließ eine donnernde Explosion den Boden wanken. Ein zweiter und dritter Laserblitz folgten, und plötzlich war die Luft voll vom Kreischen und Zirpen der Moroni. In die Gestalten vor Hartmann kam hektische Bewegung. Sie warfen ihre Lasten davon, wirbelten herum und hielten plötzlich Waffen in den Händen, während sie an Hartmann vorbei in die Richtung stürmten, in der die Schüsse

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