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Der Spinnenkrieg

Der Spinnenkrieg

Titel: Der Spinnenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erreichen, eine niedrige, runde Klappe in der Wand, die einen äußerst massiven Eindruck machte. Hinter der Wand schlug das atomare Herz des Gleiters, ein winziger Fusionsreaktor, in dem Temperaturen wie im Inneren einer Sonne herrschten. Und plötzlich spürte Hartmann doch Angst. Seine Hände begannen zu zittern, und sein Herz schlug plötzlich so fest, daß es weh tat. Trotzdem streckte er die Finger nach dem Schott aus und berührte das komplizierte, elektronische Schloß. Dies war seine letzte Chance. Wenn er diese gepanzerte Klappe öffnete und tat, was Kyle ihm erklärt hatte, dann würde er in wenigen Augenblicken tot sein, er und Net und Kyle und jedes lebende Wesen im Umkreis von zwei Meilen. Kyle hatte ihm nicht sagen können, wie verheerend die Wirkung eines durchgehenden Fusionsreaktors in dieser unterirdischen Basis war. Vielleicht würde nur diese Halle einstürzen, vielleicht würden sie aber auch die gesamte Station vernichten, wenn sie eine Kettenreaktion auslösten. Aber Hartmann wollte plötzlich nicht mehr sterben. Er wußte, daß sein Tod die einzige Möglichkeit war, den zweiten Transmitter zu vernichten, ehe es den Moroni gelang, ihn in Betrieb zu nehmen, aber dieser Preis erschien ihm zu hoch. Viel zu hoch. Er drehte entschlossen das wuchtige Metallrad. Die Tür schwang lautlos und so rasch auf, als wäre sie schwerelos, und Hartmann blinzelte in das grellweiße, harte Licht der kontrollierten Atomexplosion, die dahinter ablief. Er wußte, daß nur ein Bruchteil des sonnenhellen Lichtes wirklich nach außen drang, denn das nukleare Herz des Gleiters war nicht allein durch Stahl abgeschirmt. Kein bekanntes Metall hätte die höllischen Temperaturen der Kernfusion auf Dauer ausgehalten. Was er sah, war auch nicht der Reaktorkern selbst, sondern die leuchtenden Energiefelder, die die Kernfusion bändigten. Er zögerte noch einmal. Alles in ihm schrie danach, es nicht zu tun. Er wollte nicht sterben, und er wollte vor allem nicht, daß Net starb. Aber wahrscheinlich war sie schon tot. Ihre Chance, den Ablenkungsangriff zu überleben, den Kyle und sie gestartet hatten, war ungefähr so groß wie die Möglichkeit, daß Hartmann die Explosion des Reaktors überlebte.  Er hob seine Waffe. Seine Augen schmerzten unerträglich, aber er zwang sich, direkt in das höllische weiße Lodern zu blicken. Es war völlig sinnlos, einfach einen ungezielten Schuß auf das Energiefeld abzugeben, aber Kyle hatte ihm gesagt, worauf er zu zielen hatte. Hartmanns Finger näherten sich dem Auslöser, verharrten noch einmal einen letzten Moment lang darauf – und drückten ihn.
     
    *
     
    Charity brauchte über zehn Minuten, um die hundert Meter bis zum Wrack des abgestürzten Gleiters zurückzulegen, denn der Wald war so dicht, daß sie manchmal kaum von der Stelle kam. Zweimal mußte sie ihren Laser einsetzen, um sich einen Weg durch das seit fünfzig Jahren ungehindert wuchernde Gestrüpp zu brennen. Natürlich kam sie zu spät. Der Gleiter war auf die Seite gestürzt und zerborsten. Neben ihm war eines der beiden anderen Scheibenschiffe niedergegangen. Das Wrack brannte lichterloh, und auf der Charity abgewandten Seite hatte das Feuer bereits auf den Wald übergegriffen. Dichter Qualm nahm ihr die Sicht, und der nahezu unerträgliche Gestank nach glühendem Metall und brennendem Kunststoff reizte sie zum Husten. Die Absturzstelle wimmelte von Jared, die aus dem gelandeten Gleiter hervorgekommen waren und die Trümmer nach Überlebenden durchsuchten, um sie zu einem der ihren zu machen. Charity suchte auch nach Überlebenden. Aber aus einem anderen Grund. Sie wußte, wie völlig unlogisch und falsch sie handelte, aber das war ihr in diesem Moment gleichgültig. Sie wollte eines dieser Biester haben, um es für das bezahlen zu lassen, was Tribeaux und Jean und den anderen angetan worden war. »Sie sollten das nicht tun«, sagte eine Stimme hinter ihr. Sie drehte sich herum und erblickte Harris. Wie Skudder war auch er ihr gefolgt, allerdings ohne zu versuchen, sie zurückzuhalten. Vermutlich hatten sie beide gespürt, was in Charity vorging. »Sollte ich nicht?« fragte Charity kalt. Harris antwortete nicht gleich, sondern sah sie nur beinahe mitleidig an, aber vielleicht war es gerade sein Schweigen, das ihr klarmachte, wie töricht sie sich verhielt. »Wenn Sie wollen, daß sie dafür bezahlen, dann bringen Sie die beiden anderen zurück zur Basis«, sagte Harris. »Und helfen Sie Stone, diese

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