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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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einiger Gäste, die den Mann in den feinen Tüchern mit einigem Argwohn an einem einfachen Ort wie diesem beobachteten. Doch Sachs ließ sich davon nicht beirren. Er schaute, ob er irgendwo einen Angestellten der örtlichen Kaufmannschaft entdeckte, den er zu einem Kelch einladen konnte, um so vielleicht interessante Neuigkeiten zu erfahren.
    Mehr im Vorbeigehen sah er das kostbare seidene Kleid, das an diesem Ort ebenfalls wie ein Fremdkörper wirkte. Beim ersten flüchtigen Blick war es das Interesse eines Mannes an einer schönen Frau, das Amman Sachs’ Aufmerksamkeit unvermittelt ablenkte. Dann wunderte er sich, dass diese Frau, von der er nur den kostbar gekleideten Rücken und die tiefschwarzen Haare sah, einer anderen, unscheinbaren Frau gegenübersaß – offenbar eine Bettlerin, den Lumpen nach zu urteilen, aus denen ihr Mantel bestand. Der Kontrast der beiden Frauen hätte größer nicht sein können.
    Sachs trat langsam näher. Und je deutlicher er das Profil der schönen Schwarzhaarigen sehen konnte, umso größer wurde seine Freude. »Prinzessin!«, rief er.
    Die Angesprochene reagiert zuerst gar nicht und fühlte sich offenbar nicht angesprochen. Dann aber gewahrte sie im Augenwinkel den sich nähernden Gast, blickte ihn an – und erstarrte vor Erstaunen, das rasch von ehrlicher Freunde verdrängt wurde.
    »Amman Sachs!«, rief sie schließlich. »Was macht Ihr denn hier?«
    Der Schweizer war noch ganz fassungslos von diesem unerwarteten Zusammentreffen. So lange Zeit hatte er Tecuichpo, seine Prinzessin, nicht gesehen. Er hatte jeden Tag an sie und an den Sturm ihrer beider Gefühle in jener unvergleichlichen Nacht an Bord des Depeschenbootes gedacht. Waren seitdem tatsächlich bereits zehn, fast elf Jahre vergangen?
    Sachs bewunderte die kostbaren, nach der neuesten Mode gefertigten Kleider, die die schöne Frau trug. Die Sachen mussten sehr teuer gewesen sein; das wusste Amman Sachs als Handelsagent eines noch immer großen Kaufmannshauses. Aber das war eigentlich nicht das Erstaunlichste, was Sachs beschäftigte.
    »Was macht Ihr in Madrid, Prinzessin?« Die Bettlerin, die hastig einen Teller leer gegessen hatte, schaute verwirrt auf und blickte den Fremden und ihre Wohltäterin nacheinander an, sagte aber nichts.
    Tecuichpo lächelte ihr mildes und doch so geheimnisvolles Lächeln. »Ich lebe in dieser Stadt«, sagte sie schlicht. Und da sie die nächsten Fragen des Schweizers ahnte, fügte sie hinzu: »Ich bin verheiratet mit dem Edlen Pedro Gallego de Andrada. Man nennt mich nun Isabel . . . Isabel de Montezuma.«
    Amman Sachs verstand. Isabel war ein katholischer Name. »So haben Eure Guacas also wirklich versagt, und Ihr habt das Erbe Eures Volkes in Euren Namen gesetzt. Ich freue mich unendlich, Euch zu sehen.«
    Die Bettlerin blickte immer noch verwirrt die beiden vornehmen Leute vor sich an. Schließlich war ihr deren Gegenwart wohl nicht mehr geheuer, und sie nahm ihre Schüssel und ihren Krug, stand rasch vom Tisch auf und verschwand in einer dunklen Ecke der Schänke. Amman Sachs setzte sich nach kurzem Zögern auf den frei gewordenen Platz der Mexikanerin gegenüber.
    Tecuichpo mochte ihren Namen geändert haben, ihr Gesicht aber hatte sich kaum verändert. Sie war noch immer die schöne, geheimnisvolle Fremde, die Amman Sachs die ganze Zeit seit ihrer letzten Begegnung in seinen Träumen und Gedanken gesehen hatte. Ein wenig reifer war sie vielleicht, die Mundwinkel ein wenig härter, aber immer noch mit verlockender, tiefbrauner Haut und voller Rätsel und Geheimnisse in den schwarzen Augen.
    »Ich dachte, Ihr würdet in Mexiko leben, im Land Eurer Väter«, versuchte Amman Sachs den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen. »So jedenfalls sagte mir damals dieser Engländer, Francis Walsingham, der Euch mitnahm – und mich ins Meer warf.«
    Ein Anflug von Melancholie huschte über das Gesicht der Frau. »Ja, ich ging damals zurück nach Mexiko. Aber es schien mir klüger, meinem Schicksal zu folgen und den Antrag eines spanischen Konquistadoren zu akzeptieren. Ich denke, wir haben es gut bei ihm getroffen.«
    Amman Sachs wunderte sich kurz, dass die Mexikanerin mit einem Mal in der Mehrzahl von sich sprach, maß dem aber keine weitere Bedeutung zu. Vielmehr genoss er das Gefühl, dieser aufregenden Frau wieder gegenübersitzen zu dürfen – einer Frau, die er noch immer liebte. Er spürte, wie heißes Begehren in ihm aufstieg. Aber diese Frau war jetzt verheiratet. Und ihr

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