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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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legte Urrim den Kopf schräg und lauschte angespannt den Rufen der Nachtvögel, als könnte er sie verstehen. Hin und wieder kratzte er sich, betrachtete eingehend Finger und Hände, sog an den Nägeln oder versuchte die kleinen Käfer zu fangen, die in der Rinde des Baumstamms umherkrabbelten, auf dem er saß.
    An diesem Abend beobachtete Sonja Urrim hin und wieder. Nach einem Schluck Wein sagte sie zu Daron: »Willst du mir denn nicht verraten, warum du ihn mitgenommen hast?«
    Daron antwortete ihr nicht sofort, sondern schien über ihre Bitte nachzudenken.
    Aber sie ließ nicht locker. »Sagst du mir nun endlich, wonach wir überhaupt suchen?«
    »Du klingst misstrauisch.«
    »Es gefällt mir nicht, dass du mich auch jetzt noch nicht in dein Vertrauen ziehst, nachdem ich dir versprochen habe zu helfen und wir nun schon seit Tagen unterwegs sind.«
    »Ich bat Bo-ugan, mein Schweigen zu respektieren …«
    »Ich bin nicht Bo-ugan! Wir reiten schon eine lange Zeit miteinander, Daron. Ich vertraue dir, sonst wäre ich nicht mitgekommen, und ich fürchte auch nicht, dass du mich in irgendeine Falle führen willst. Aber manchmal frage ich mich, ob du wirklich weißt, was du tust. Betrachte es einmal so: Je länger du wartest, bis du mich einweihst, desto zögernder könnte meine Reaktion sein, wenn du dich darauf verlässt. Wie dem auch sei, ich möchte Bescheid wissen. Ich tappe nicht gern im dunkeln. Also überzeuge mich lieber schnell, dass all dies notwendig ist! Ich warte auf eine Erklärung, seit wir aufgebrochen sind.«
    Daron seufzte tief. »Du hast ja recht, Sonja. Wenn ich dir nicht trauen kann, kann ich wirklich niemandem trauen – habe ich recht?«
    »Ich wollte kein Kompliment hören, sondern einen guten Grund für unser Hier sein.«
    »Das ist verständlich.«
    »Weißt du überhaupt, wohin es geht, Daron?«
    »Ungefähr. Ich weiß, dass wir westwärts müssen. In zwei oder drei Tagen sollten wir einen größeren Sumpf erreichen. Es ist dort im Sumpf, irgendwo.«
    »Was ist dort? Wonach suchen wir?«
    »Nach meinem Vater.«
    »Deinem Vater?« Sonja runzelte die Stirn. Sie beugte sich vor und musterte Daron im Licht des Lagerfeuers. »Dein Vater ist tot.«
    »Nein.«
    »Verdammt, du hast mir gesagt …«
    »Ich sagte, dass ich ihn verloren habe – meine Wortwahl. Ich habe dich getäuscht, und ich entschuldige mich dafür. Aber damals konnte ich ja nicht wissen, ob ich dir trauen könnte – oder sollte.«
    »Dein Vater lebt in einem Sumpf? Warum? Ist er ein Gesetzloser? Was hat er getan?«
    »Sonja!« Daron wandte sich ihr zu. Qual sprach aus seinem Gesicht. »Mein Vater ist ein Zauberer.«
    Eine Weile war der einzige Laut das Zischen, wenn Gänsefett ins Feuer tropfte.
    Vorsichtig wiederholte Sonja: »Ein Zauberer?«
    »Ja. Willst du – willst du die ganze Geschichte hören?«
    »Wenn du bereit bist, sie zu erzählen.«
    »Die Geschichte meiner unverzeihlichen Geburt? Die Ermordung meiner Mutter? Meine merkwürdige Kindheit? Meine Erziehung? Mein Fluch?«
    »Nur wenn du davon reden möchtest, Daron«, sagte Sonja leise. Seine bitteren Worte, die seine innere Verzweiflung beleuchteten, erregten tiefes Mitgefühl in der Hyrkanierin. Auch sie unterlag dem Fluch einer dunklen, schmerzhaften und einsamen Vergangenheit.
    »Ja, ich möchte jetzt davon sprechen. Es brennt in mir. Ich muss es jemandem erzählen. Vielleicht wirst du einiges davon verstehen, Sonja, einiges über mich. Du bist weise, auf diese oder jene Art. Du bist in der Welt herumgekommen.«
    »Vielleicht leide ich unter ähnlichen Qualen, Daron«, sagte Sonja behutsam. Vielleicht dachte sie daran, wie Liebende sich so manches aus ihrer Vergangenheit anvertrauen.
    Darons Blick folgte dem Schein auflodernder Flammen, der über Sonjas Wange und den Nasenrücken spielte und. die Augen im Schatten ließ. »Vielleicht«, antwortete er, »vielleicht …«
    Nach dem Abendessen, und als Urrim neben seinem blitzgefällten Baumstamm eingeschlafen war, legten Daron und Sonja dicke dürre Äste auf das Feuer und rückten enger zusammen. Und während sie so saßen und das Feuer und die Nacht miteinander teilten, erzählte der junge Mann der jungen Frau, wer er war und wie er zu dem geworden war, der er war. Die Geschichte eines Lebens, so anders als andere …
     
    »Du hast deinen Vater also nicht mehr gesehen, seit du vier oder fünf warst?«
    »Stimmt«, antwortete Daron leise. Als wollte er ein wenig Abstand von der ungewöhnlichen Geschichte gewinnen,

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