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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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ihn hoch, tragt ihn hinaus und zeigt ihm seine Armee!« brüllte sie sie an. »Wenn ihr es nicht sofort tut, zerre ich ihn selbst hinaus!«
    Sie berieten sich untereinander, da beendete Iatos ihre Unentschlossenheit: »Bringt unseren Führer zu seiner Armee!« Er sagte es entschieden. »Oder ist unsere Treue ihm gegenüber so gering, dass wir unseren Befehlshaber nicht tragen wollen, damit er seine Truppen sehen kann?«
    Vier der Männer plagten sich mit der Liege und Bo-ugans Gewicht, das immer noch beachtlich war, obgleich die Krankheit ihn ausgezehrt hatte. Daron und Sonja halfen mit. So trugen die sechs den Hetman den langen Weg zum Platz vor dem Tor. Ban-Itos und Iatos folgten ihnen. Auf dem Platz befahl Sonja, das Tor zu öffnen. Die Wachen dort blickten fragend von ihr zu Iatos, der ihnen zunickte, und sie schwangen das Tor auf.
    Sie schleppten Bo-ugan hinaus auf die Ebene außerhalb der Westmauer und richteten seine Liege so auf, dass er seine Armee überblicken konnte. Wind und Staub wehten vom Fluss herbei und kühlten den Schweiß auf seinem Gesicht, und eine scharfe Brise zerrte an den Decken, in die sie ihn gehüllt hatten.
    Bo-ugan blickte auf die Reihen um Reihen harter Männer, die gekommen waren, ihm zu dienen – Söldner und Abenteurer, von ihrem Land vertriebene Bauern und heimatlose Wanderer. Der Stahl ihrer Waffen glänzte und blitzte im letzten Schein der untergehenden Sonne, auf die die bleigrauen Wolken drückten.
    Tränen glitzerten auf Bo-ugans fiebergeröteten Wangen.
    »Eine Armee!« wisperte er ergriffen. »Aber – ich kann sie nicht mehr führen.«
    »Sie wird geführt werden, Bo-ugan. Sie wird unter dieser Führung auf den Feind zustürmen.«
    Daron stand hinter ihr und blickte auf den Hetman, der nun zu ihm hochschaute. »Und du hast die Waffe gefunden, die du suchtest – die Waffe, mit der Thotas vernichtet werden kann?«
    Daron nickte. »Die Waffen sind diese Armee, Lord Bo-ugan – und Zauberei. Ich bin ein Zauberer. Ich habe Euch das bisher verschwiegen. Mein Vater war ein Zauberer. Genügt es, wenn ich sage, dass ich ging, um die Waffe zu finden, die mein durch Geburt war? Thotas wird geschlagen und Euer Land befreit werden.«
    Bo-ugans Kopf sank auf seine Brust. »Ich – glaube dir«, sagte er leise. »Ich glaube dir. Und ich weiß, dass Thotas getötet werden muss.«
    Er streckte eine Hand aus. Sonja nahm sie. Kraftlos zog er sie zu sich heran. Sie beugte den Kopf und legte ein Ohr dicht an seine Lippen.
    »Ich liege im Sterben«, flüsterte er. »Mein Körper ist ein einziger Schmerz. Ich bin kein Mann mehr, und schon gar kein Feldherr … Ich bin müde und wünsche mir, zu meinen Göttern und meinen Ahnen heimzukehren. Ich kann diese Armee nicht führen. Ich habe versagt, Sonja von Hyrkanien, gegenüber meinem Volk und mir selbst. Kriegerin – versagt nicht auch Ihr.«
    »Bo-ugan, ich …«
    »Versagt nicht!« flehte er und hielt ihre Hand so fest es seine Kräfte zuließen. »Hört …« Er hielt inne und stöhnte. Sein ganzer Körper zuckte, und er biss in unendlicher Qual die Zähne zusammen. Dann keuchte er verzweifelt und rang nach Luft. Als er wieder einigermaßen zu Atem kam, öffnete er die feuchten Augen und blickte zu Sonja hoch. Ein eindringliches Licht brannte in diesen Augen – ein neues Licht, doch es schwand schnell.
    »Führt sie! Schlagt sie! Vernichtet Thotas!« Er stöhnte aufs neue, dann schnappte er würgend nach Luft und sprach langsamer, qualvoller weiter: »Führt sie, Rote Sonja … Vernichtet …« Seine Augen öffneten sich weiter. »Ihr seid eine Frau, und doch – seid Ihr keine Frau. Von welchem Geist seid Ihr besessen? Weshalb seid Ihr seit Eurem Aufbruch durch meine Träume gegeistert? Warum…?« Er hustete, zitterte. »Ich verstehe Euch nicht, Frau aus Hyrkanien, Frau – mit Rüstung und Schwert. Ihr kommt in mein Lager, wenn wir um unser Leben kämpfen. Ihr seid jedem einzelnen meiner Männer ebenbürtig; dann – brecht Ihr auf und kehrt mit einer Armee zurück … Ihr gebt Euch mit Zauberei ab … Ihr seid – ein weißer Schatten mit Flammenhaar und einem Schwert – so stark wie Mitra – und von einem Temperament, das meinem nicht nachsteht …« Er ächzte plötzlich und wand sich heftig vor Schmerzen. »Ihr Götter – Götter! Ich sterbe – und habe mein Volk im Stich gelassen. Meine Pflicht sie fällt Euch zu, Frau-die-mehr-ist-als-Frau. Aber – wer seid Ihr, Sonja von Hyrkanien? Wer – seid Ihr?«
    Ein neuer Schmerzanfall

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