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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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dahin, auf die Steppe zu, aufgeteilt in Dutzende buntgemischter Abteilungen, und die Krieger sangen die Marschlieder ihrer Heimat, und ihre Augen glänzten in Erwartung der Beute und des Ruhms. Ihr Anblick ließ Sonjas Herz höher schlagen, obwohl sie die Wahrheit selbst über die Schlimmsten kannte, und flüchtig bemächtigte sich ihrer das Gefühl, das große Feldherrn zu großen Eroberungen führt.
    Und so zog die Armee fort von Ikrahad in das weite Steppenland, in der Hoffnung auf Gold und Abenteuer, um ein Land, das sie noch nie zuvor gesehen hatte, von tyrannischer Zaubermacht zu befreien.
     
    Ban-Itos’ Söldnerarmee kam Tag um Tag weiter ostwärts. Sie brach im Morgengrauen auf und schlug ihr Lager auf, wenn die Sonne am Horizont verschwand. Es kam zu keinen Streitereien, zu keiner Unzufriedenheit. Die Truppe war guten Mutes und bester Hoffnung, und die Ehrfurcht, die ihr Magierführer sich verschafft hatte, hielt sie auch von übertriebenen Begeisterungsausbrüchen ab.
    Eines Tages sahen sie fern im Südosten ein dunkles Wolkenband, das sich unbewegt tief über den Horizont erstreckte. Am nächsten Tag war es näher und größer, und am Tag darauf noch größer. Es war unheimlich, wie es reglos am Himmel hing und sein Grau sich in der unteren Schicht zu einem grimmigen Purpur färbte, wie ein riesiger Deckel über dem Land.
    Tag um Tag, während sie sich dem Fluss näherten und ihm dann aufwärts zu Bo-ugans Dorf folgten, wuchs ganz allmählich eine seltsame Anspannung unter den Männern dieser Söldnerarmee, besonders aber spürte Sonja sie bei Daron. Er sprach nur noch selten, und wenn, dann hauptsächlich zu Ban-Itos. Er wanderte auch nach dem Abendessen oft allein durch die Wiesen und über die sanften Hügel und stahl sich des Nachts aus dem Lager in die Dunkelheit, um ungestört seinen Gedanken nachzuhängen. Er sprach zu Sonja auch nicht mehr über seine Liebe zu ihr.
    Dagegen unterhielten Sonja und Ban-Itos sich nun häufig miteinander, wenn die Krieger sich nach des Magiers Kostproben seiner Zauberkräfte friedlich zurückgezogen hatten, denn nun hatte Sonja mit ihrer großen militärischen Erfahrung die Führung der Armee übernommen. Doch immer noch erbat sie sich Ban-Itos’ Rat in Dingen, die über praktische Erfahrung hinausgingen. Während eines ihrer Gespräche, eine Nacht von Bo-ugans Dorf entfernt, sagte der greise Zauberer zu Sonja: »Ich bin auf dem Weg in meinen Tod.«
    Erstaunt blickte sie ihn an. »Was meint Ihr damit? Doch nicht, dass Thotas Euer Ende sein wird?«
    Er zuckte die Schulter. »Thotas mag das Werkzeug sein, doch nicht der wahre Grund. Dieses Leben ist fast zu Ende für mich. Es wird Zeit, dass ich mich neuen, anderen Dingen zuwende.« Er blickte sie streng an. »Sagt es Daron nicht!«
    »Natürlich nicht, Weiser. Aber kann seine Zauberei uns helfen, wenn Eure versagt oder Ihr sterbt?«
    Bedächtig antwortete der Greis. »Sie kann es, wenn er es will, wenn er imstande ist, den Kampf in seinem Innern zu schlichten.«
    »Er kämpft mit sich, seit ich ihn kenne. Das ist zwar noch nicht sehr lange, trotzdem kommt es mir manchmal vor, als wäre es – eine Ewigkeit. Zwischen uns ist etwas …«
    »Ich verstehe.«
    »Er liebt mich. Und ich, Ban-Itos – Ehrwürdiger, ich liebe ihn, und ich fühle mich zerrissen.«
    »Euer Kampf ist nicht neu; er ist alt, sehr alt. Ihr beide kämpft in Eurem Innern.«
    Beim Ton seiner Stimme wurde es Sonja kalt ums Herz – nicht aus Ärger, sondern aus Angst. »Was – meint Ihr, Ban-Itos?« fragte sie und fürchtete seine Antwort.
    »Ihr habt schon vor dieser Zeit gelebt, Ihr beide – und habt Euch in vergangener Zeit gekannt. Vielleicht schon viele Male. Jedes Leben sucht neue Antworten zu alten Fragen.«
    »Wir haben uns beide schon – früher gekannt?«
    »Und Euer Problem löst sich möglicherweise auch in diesem Leben nicht, Sonja. Ihr beide kehrt vielleicht immer wieder, bis in fernste Zukunft. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie so etwas ist. Ich kann den Tod kaum erwarten, damit ich zurückkehren und nach der Frau suchen kann, die ich in meiner Jugend liebte. Ich verlor sie vor langer Zeit durch eine schreckliche Seuche.«
    Sonjas Herz hämmerte. »Ban-Itos – Ban-Itos – erzählt mir mehr – bitte!«
    Er zuckte die Schulter. »Was gibt es da mehr zu erzählen, meine hyrkanische Freundin? Ich habe Euch gesagt, was zu sagen ist. Denkt darüber nach – Ihr selbst werdet die Umrisse meiner Worte ausfüllen.«
    So sprach Ban-Itos

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