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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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vielen Blautönen zurückließ, das sich wie Rauch von den Kohlen eines Feuerbeckens ausbreitete.
    »Was hast du, Daron?«
    »Das – Amulett.« Er hatte die Hände auf sein Wams gedrückt. »Es wird wärmer. Es fühlt sich schon sehr warm an.«
    Fast flüsternd fragte Sonja: »Osylla? Oder meinst du – dein Vater?«
    »Ja, mein Vater«, antwortete er, ohne den Blick von der untergehenden Sonne zu nehmen. »Bald …«
     
    Zuerst war es nur ein Schatten an einem Berghang – ein dunkler Fleck, der sich von dem umgebenden grauen Schiefer und den vereinzelten Pflanzen abhob. Doch beim Näher kommen teilte der Schatten sich und erwies sich als steinerne Säulen, eine breite Freitreppe und als Bäume mit knorrigen Wurzeln am oberen Hang. Frostiger Mondschein löste das Abendrot fast unmittelbar ab, als Sonja und Daron dem Hang mit seinen seltsamen Schatten schon nahe waren und das sahen, was sie vermutlich suchten: ein kleines steinernes Haus, eine Säulenreihe und eine breite Steintreppe zu einer Tür, die in den Berg zu führen schien.
    Ihre Pferde scheuten, Darons Tier bäumte sich auf, ehe er es zu beruhigen versuchte. Vor ihnen lag ein mit Steinplatten gepflasterter breiter Platz, jahrhundertealt vermutlich, vor der Freitreppe. Plötzlich fluchte Daron laut und riss sich das Wams auf.
    »Was ist?« rief Sonja, doch ein Blick verriet ihr sofort sein Problem. Daron hatte sich das Amulett von der Brust gerissen und schwenkte es in der Rechten. Es glühte in wechselnden Rottönen mit einem leuchtenden weißen Kern.
    »Mitra! Mitra!« knurrte er. »Das verdammte Ding ist zu heiß zum Anfassen.«
    Etwas unbeholfen stieg er ab, dabei fiel der glühende Stein zu Boden. Sonja saß gleichzeitig ab. Für kurze Zeit verstellte Darons Stute den Blick auf das Amulett, doch sie hörte Daron wieder fluchen, aber diesmal klang es erstaunt. Als sie um die Stute herumging, sah sie, was geschah.
    Von dem feurigen Stein stieg eine gelbliche Rauchwolke auf, während er selbst vor ihren Augen auf dem Pflaster zerbröckelte. Sonja hörte ein Zischen wie von Dampf, der einem zugedeckten Kessel entweicht, und plötzlich schoss aus dem Herzen des Amuletts ein glitzernder Strahl empor und verschwand am Nachthimmel, ehe das Auge ihm noch zu folgen vermochte.
    »Erlik …!«
    Sonja rannte herbei und kniete nieder. Wo gerade noch der prächtig glühende Stein gelegen hatte, befand sich nur noch ein winziges Häufchen Asche.
    »Er ist zur Vollkommenheit zurückgekehrt«, hauchte Daron ehrfürchtig.
    »Du meinst – Urrim?«
    »Ja. Trauere nicht um ihn, Sonja! Er ist heimgekehrt, um wieder mit dem EINEN vereint zu sein, der vor allen Welten war. Uns und vielen anderen wird dieses Glück noch lange nicht zuteil, wir müssen noch so manchen Kreislauf von Geburt und Tod erdulden.«
    Sonja schaute zum Nachthimmel empor und nickte. »Dann ist alles gut mit Urrim. Ich glaube dir, Daron – ich muss dir glauben. Doch nun müssen wir wohl weiter unserem Geschick folgen. Wohin?«
    Daron blickte zum Eingang in den Berg. »Das muss es sein«, antwortete er gedämpft. »Das Amulett kann uns nicht weiter führen.«
    Sie banden ihre Pferde an junge Bäume, lockerten ihre Schwerter in den Hüllen und schritten über den Pflasterhof zu den breiten Stufen. Eine kühle Brise wehte von dem weiten Wiesenland herbei, trieb welke Blätter über das Pflaster und wirbelte Staub und Sandkörnchen auf. Der Mond, voll und leuchtend wie Mitras Auge, löste sich von einem Wolkenschleier und strahlte seinen Silberschein hernieder.
    In seinem Licht sahen sie nun den Eingang hinter der Säulenreihe am Hang. Es war eine gähnende Öffnung, die einst eine Tür geschützt hatte. Doch jetzt waren von ihr nur noch die Angeln übrig, und sie saßen verrostet und verbogen auf der Eisenhalterung, die im Gestein des Berges verankert war.
    Eine lange Weile starrten Daron und Sonja in diese Öffnung. Das Mondlicht zeigte ihnen jedoch nur die ersten paar Fuß des Bodens; dahinter erstreckte sich ungebrochene, lautlose Schwärze.
    »Nun denn …«, murmelte Daron und tastete in seinem Beutel nach Feuerstein und Stahl.
    Aber Sonja war ihm bereits ein paar Schritte voraus. Sie zog das Messer aus der Scheide im Stiefelschaft und schnitt einen Zweig von einem Bäumchen, der aus den Spalten im Pflaster wuchs.
    »Hol ein bisschen von dem Gras dort drüben! Es sieht trocken aus.«
    Er sammelte eine Handvoll dörrenden Buschgrases, und Sonja band es an das Ende des Zweiges. »Es wird nicht lange

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