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Der Sternenkavalier

Titel: Der Sternenkavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
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Vielleicht täuschst du dich aber auch.“
    Doch das war ausgeschlossen, denn Naps linkes Auge besaß übernatürliche Sehkraft. Die aber rührte von einem mißglückten Experiment her, das der Großmeister seinerzeit auf der Geo unternommen hatte. Statt der geplanten Implosion war eine Explosion eingetreten, wodurch As Nap das linke Auge und das rechte Gehör einbüßte. Selbstredend fertigte Eto seinem Assistenten sogleich ein künstliches Auge und ein nicht minder künstliches Gehör an. Und da beide auf dem höchsten Stand der Technik standen, konnte As Nap seitdem unglaublich gut und sogar das ansonsten unhörbare Zirpen der Gravitationsströme hören und beinahe bis ans Ende der Unendlichkeit sehen, und das war mehr, als ihm lieb war. Daher kniff er für gewöhnlich das linke Auge zu und verstopfte das rechte Ohr mit einem Wachsklümpchen. Wenn er aber das eine oder das andere öffnete, mußte er das zweite Auge oder Ohr schließen, da die ihm verbliebenen natürlichen Sinnesorgane mit den künstlichen nicht übereinstimmten, so daß Nap, wenn er beide gemeinsam benutzte, eine ziemlich verworrene Wahrnehmung hatte. Im Augenblick hatte er jedoch das rechte und also natürliche Auge zugekniffen, weshalb jede Täuschung ausgeschlossen war.
    „Eine Täuschung ist ausgeschlossen“, rief As denn auch, „ich kann sogar Einzelheiten erkennen. Ein schönes Gewusel ist das!“ „Was ist ein Gewusel?“ fragte Eto.
    „Die Leute laufen durcheinander wie die Ameisen, wenn einer mit dem Stock in ihrem Haufen herumwühlt.“
    „Kannst du was hören?“
    As klaubte das Wachsklümpchen aus dem rechten Ohr und stopfte es ins linke. „Sie reden wie sie laufen“, sagte As jetzt, „alle durcheinander. Ich kann kein Wort verstehen.“

    „Eine schöne Aufgabe für uns!“ Eto rieb unternehmungslustig die Hände aneinander.
    As Nap blickte den Meister erschrocken an. „Ihr habt doch nicht etwa vor, eine ästhetische Ordnung in das Gewusel zu bringen? Wer weiß, was uns da übrig-bleibt!“
    As sprach seinen Meister stets in der zweiten Person Plural an, selbst dann, wenn er ihn für ein bißchen übergeschnappt hielt.
    „Eine schöne Aufgabe“, wiederholte Eto, „mir schwebt da schon ein reizvolles Muster vor.“
    „Bevor wir die Leute in ein Muster bringen“, meinte As, „sollten wir sie erst einmal fragen, was sie so durcheinandergebracht hat.“
    Eto schien mit diesem Vorschlag einverstanden zu sein, denn er sagte nichts dagegen, sondern schwieg vor sich hin. Vielleicht vertiefte er sich aber nur des weiteren in sein Muster.
    As richtete seine Aufmerksamkeit neuerlich auf das Gewusel und strengte sein linkes Auge und sein rechtes Ohr an. Und wenn er auch nichts Genaueres ausmachen konnte, so beschlich ihn doch ein ungutes Gefühl.
    „Ich glaube“, sagte er zu Eto, „wir sollten nicht gleich mit dem Planeten ins Haus fallen.“
    „Womit wohin?“ fragte Eto, aus dem Schweigen aufgeschreckt.
    „Mit dem übrigen Stern unter die Leute“, erklärte As. „Die sind schon nervös genug. Der Stern könnte der Tropfen sein, der das Faß zum Überlaufen bringt.“
    Eto sagte nichts, er schien wieder in sein Muster vertieft zu sein.
    „Also einverstanden“, sagte As, „wir verstecken den Plumpsack hinter der nächsten Ecke und tun so, als ob wir von nichts wüßten.“
    As bemühte ein weiteres Mal sein linkes Auge, und er fand auch bald ein geeignetes Versteck in Gestalt einer großen Meteoritenwolke, schleppte den Stern dahinter und zog den Gravitationsfaden ein.

Himmel und Menschen
      Die Geomanen hatten, sobald der Stern untergebracht war, wieder Kurs aufgenommen und setzten, als sie den bewohnten Planeten erreicht hatten, die Rakete in einer unbevölkerten Gegend nieder. Eto sprang sogleich auf, rieb sich einmal mehr unternehmungslustig die Hände und stieg aus, bevor As die Leiter ausgefahren hatte. As fuhr die Leiter aus, stieg hinab und half dem Meister auf die Beine.
    Eto schien gar nicht bemerkt zu haben, daß er gestürzt war.
    „Wo ist das Gewusel?“
    „Ich habe die Rakete etwas abseits gelandet“, erklärte As, „vorsichtshalber.“
    „Also gehen wir“, sagte Eto, „und vergiß den Automaten nicht.“
    As holte den Rechner aus der Rakete, stopfte ihn in den dazugehörigen Rucksack und hockte ihn auf. Der Großmeister war indessen auf seinen langen Beinen davongestakt, wirbelte das Kavaliersstöckchen durch die Luft und kümmerte sich nicht weiter um seinen Assistenten. Nap hatte einige

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