Der Sternenwald
»Eigentlich brauchen wir Sie gar nicht bei der Besprechung.«
Doch inzwischen konnte Peter einen Bluff als solchen erkennen. »Wenn Sie glauben, dass die Medien meine Abwesenheit bei einer Dringlichkeitsbesprechung nicht zur Kenntnis nehmen, gehe ich mit meinen Delphinen schwimmen.« Er kannte die eigene Bedeutung und nutzte seine Freiräume, soweit er konnte. Nur selten schätzte er die Grenzen, die ihm Basils Geduld setzte, falsch ein. Jeden kleinen Kampf führte er mit Finesse und subtilem Geschick. Und er wusste, wann es aufzuhören galt.
Schließlich gab Basil vor, dass es nicht weiter wichtig wäre. Seine primären Berater – der innere Kreis von ihm selbst ausgewählter Repräsentanten, Militärexperten und Hanse-Beamten – saßen hinter verschlossenen Türen an einem Tisch, auf den das Licht eines Kronleuchters fiel. Stille Bedienstete servierten ein leichtes Essen, brachten Buketts, Damastservietten und Silberbesteck. In drei Alkoven plätscherten Springbrunnen.
Peter hatte auf einem verzierten Stuhl am oberen Ende des Tisches Platz genommen. Der junge König kannte seine Rolle und hörte in respektvollem Schweigen zu, während der Vorsitzende die zu besprechenden Punkte nannte.
Basils eisengraues Haar war perfekt geschnitten und gekämmt. Er trug einen teuren, bequemen Anzug und trotz seiner dreiundsiebzig Jahre bewegte er sich mit würdevoller Agilität. Bisher hatte er kaum etwas gegessen und nur wenig Eiswasser und Kardamomkaffee getrunken.
»Ich benötige eine genaue Einschätzung der Situation in den Hanse-Kolonien.« Der Blick des Vorsitzenden glitt über die Gesichter der Berater, Admiräle und Gesandten der Kolonialwelten. »Fünf Jahre sind vergangen, seit die Hydroger König Frederick töteten und den Betrieb von Himmelsminen in den Atmosphären ihrer Gasriesen verboten – Zeit genug für Schlussfolgerungen und realistische Projektionen.« Er wandte sich an den Kommandeur der Terranischen Verteidigungsflotte. Als Vorsitzende der Hanse führte er praktisch auch den Oberbefehl über die TVF. »Wie schätzen Sie die allgemeine Lage ein, General Lanyan?«
Der General schob ein Display mit statistischen Daten beiseite, das ihm ein Adjutant reichen wollte. »Die Antwort ist einfach, Vorsitzender. Wir sind in großen Schwierigkeiten, obgleich die TVF das Ekti seit Beginn der Krise streng rationiert hat. Ohne diese ausgesprochen unpopulären Maßnahmen…«
Peter unterbrach ihn. »Unruhen haben ebenso großen Schaden angerichtet wie der Mangel an Treibstoff, insbesondere in neuen Kolonien. Auf vier Kolonialwelten mussten wir bereits das Kriegsrecht ausrufen. Die Menschen leiden und hungern. Sie glauben, ich ließe sie im Stich.« Er betrachtete die Fleischscheiben und bunten Obststücke auf seinem Teller und hatte plötzlich keinen Appetit mehr, als er an die Not vieler Kolonisten dachte.
Lanyan sah den König an, ohne zu antworten, wandte sich dann an Basil. »Wie ich gerade sagen wollte, Vorsitzender: Sparmaßnahmen haben es uns gestattet, die wichtigsten Verbindungen aufrechtzuerhalten. Doch unsere Vorräte gehen immer mehr zur Neige.«
Tyra Laufendes Pferd, eine Gesandtin von den Kolonialwelten, schob ihren Teller zurück. Peter versuchte sich daran zu erinnern, welche Kolonie sie repräsentierte. Rhejak? »Wasserstoff ist das häufigste Element im Universum. Warum beschaffen wir uns ihn nicht aus einer anderen Quelle?«
»Konzentrierter Wasserstoff ist woanders nicht so leicht zugänglich«, sagte einer der Admiräle. »Gasriesen sind die besten Reservoirs.«
»Die Roamer produzieren noch immer ein wenig Ekti und setzen sich dabei erheblichen Gefahren aus«, sagte der Gesandte von Relleker. Mit seinem blassen Gesicht und den aristokratischen Zügen ähnelte er den klassischen Statuen an der Rückwand des kleinen Bankettraums. »Sollen sie weiterhin ihren Hals riskieren.«
»Und es gibt einfach keinen anderen Treibstoff für den Sternenantrieb«, ließ sich ein anderer Gesandter vernehmen. »Wir haben alles versucht und müssen uns mit dem zufrieden geben, was die Roamer liefern.«
Lanyan schnitt eine finstere Miene und schüttelte den Kopf. »Die derzeitigen Lieferungen der Roamer reichen nicht einmal für unseren dringendsten militärischen Bedarf, ganz zu schweigen vom zivilen Bereich. Vermutlich bleibt uns nichts anderes übrig, als weitere Sparmaßnahmen zu ergreifen.«
»Weitere Sparmaßnahmen?«, wiederholte der dunkelhäutige Gesandte von Ramah. »Es ist Monate her, seit
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