Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

deshalb schwerfällig und unbeholfen,
als sie die Luke öffnete, rückwärts an der Flanke der Hitzeschildkapsel hinunterkletterte und ungelenk zu Boden sprang. Das Pulsgewehr an die Brustplatte ihres Druckanzugs gepresst, ging sie am Shuttle entlang und betrachtete den Weg, der um die Flanke des Vulkankegels herum auf die kleine, erleuchtete Kuppel zuführte. Sie arbeitete sich bis zum äußersten Rand der ausladenden Plattform des Landefeldes vor und vergaß einen Moment lang ihre Furcht vor einem Hinterhalt, als sie mit atemlosem Erstaunen und sich überschlagenden Gedanken auf diese neue Welt hinausblickte.
    Unter ihr führte ein steiler Abhang, der dicht mit hauchdünnen kohleschwarzen Schirmen auf schlanken Stielen bewachsen war, die sich in anmutigen Wellen in dem Wind wiegten, der an ihrem Helm vorbeipfiff, zu einem flachen Kratergrund aus schwarzem Eis hinab. Der Kratergrund erstreckte sich mehrere Kilometer weit und wurde vom kreisrunden Rand der Caldera umschlossen. Hier und dort war er von keilschriftartigen Verwehungen weißen Schnees bedeckt, der von Schloten herabrieselte. Die tieferen Hänge des Kraterrandes waren mit Streifen derselben schwarzen Schirme bewachsen, und sein nackter, gewellter Kamm ragte vor einem Himmel auf, der mit orangefarbenem Smog bedeckt war.
    Newt fragte, ob sie irgendeine Spur von Avernus oder den Insassen des Shuttles entdecken konnte.
    »Noch nicht. Vielleicht sollte ich mir diese Kuppel einmal genauer ansehen.«
    »Kümmere dich als Erstes um das Shuttle«, sagte Newt. »Alles andere ergibt sich von selbst.«
    Macys Anzug teilte ihr mit, dass jemand über einen der Sichtlinienkanäle mit ihr Kontakt aufnehmen wollte. Es war Avernus, die sagte: »Ich hoffe, Sie haben nicht vor, dieses
Schiff zu stehlen. Die werden Sie verfolgen, wenn Sie das tun.«
    »Wir sind hier, um Sie zu retten«, sagte Newt.
    »Ich nehme an, das ist einer der Gründe, warum Sie Ihr Schiff und Ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben, um mir zu folgen. Aber ich brauche keine Rettung, und Sie hätten nicht hierherkommen sollen.«
    Macy fragte Avernus, wo sie sich befand, und die Genzauberin sagte ihr, dass sie zum östlichen Kraterrand hinüberschauen sollte. »Direkt oberhalb der Baumlinie.«
    An der Stelle befand sich ein langer, flacher Felsvorsprung unter einem Überhang aus dunklem Eisgestein. Als Macy ihn näher heranzoomte, sah sie Avernus in ihrem schwarzen Druckanzug, die an einem Ende des Vorsprungs stand und langsam und methodisch eine silbrige Tarndecke von einem kleinen Doppeldecker entfernte, der auf einem abgeschrägten Katapultmechanismus ruhte. Macy teilte Newt mit, was sie sah, der sich wiederum an Avernus wandte und sie aufforderte, augenblicklich zur Landeplattform zurückzukehren, weil sie so rasch wie möglich wieder abfliegen mussten. »Die Brasilianer haben uns ein weiteres Schiff hinterhergeschickt.«
    Newt hatte den Truppentransporter, der vom Saturn zum Titan unterwegs war, entdeckt, als er noch mit seinen Bekannten in Tank Town darüber verhandelt hatte, dass sie ihm die Hitzeschildkapsel zur Verfügung stellten. Es hatte ihn das komplette Ansehen gekostet, über das er und Macy momentan verfügten, und noch einiges, das sie in den nächsten fünf Jahren gewinnen mochten.
    »Für den Augenblick würde ich eigentlich gerne hierbleiben«, sagte Avernus. Die alte Genzauberin atmete schwer bei der Arbeit, klang sonst jedoch vollkommen ruhig.
    »Wo sind die Insassen des Shuttles?«, fragte Newt.

    »Schauen Sie in der Mitte der Caldera nach.«
    Nach einem kurzen Moment entdeckte Macy eine Gestalt in einem blauen Druckanzug, die gefesselt auf dem Rücken auf einer langgezogenen Anhöhe aus Eisgestein lag, inmitten von etwas, das wie Wolken von Drähten oder Fäden aussah, die aus einem brodelnden See am Fuß der Anhöhe hervorkamen.
    »Professor Doktor Sri Hong-Owen«, sagte Avernus mit einer Spur weltentrückter Belustigung.
    »Ist sie allein?«, fragte Newt.
    »Ist sie am Leben?«, erkundigte sich Macy.
    »Sie hatte jemanden bei sich, der wohl ihr Leibwächter war, aber der ist tot. Sie selbst war allerdings noch am Leben, als ich sie verlassen habe.« Avernus erzählte ihnen von den Eiswürmern und wie sie ihren Futterreflex stimuliert hatte, als sie sich mit Sri Hong-Owen getroffen hatte. »Ich würde Ihnen für den Augenblick davon abraten, sie retten oder dort herausholen zu wollen. Es sei denn, Sie haben einen Vorrat an 3-Hydroxyanthranilsäure bei sich. Das ist das Einzige, womit