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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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besten widerspiegelt? Oder sind wir alle – gute wie schlechte Menschen – nur Schaum auf einer Welle, ohne die Fähigkeit, diese anhalten oder lenken zu können? Vielleicht ist die Geschichte der Menschheit eine Geschichte des Mobs, und die alten Legenden, in denen Helden die Welt verändern oder retten, sind tatsächlich nur Legenden. Lügen, die man Kindern erzählt. Ich weiß es nicht«, sagte Avernus. »Ich weiß es nicht. Ich bin alt und müde, und alles, was ich für zweifelsfrei erwiesen hielt, ist nun infrage gestellt worden. Ich muss über das alles nachdenken und noch über vieles mehr.«
    Inzwischen hatte die alte Genzauberin das Flugzeug hergerichtet und stieg in das Cockpit.
    »Wenn Sie auf Titan bleiben, werden die Brasilianer nach Ihnen suchen«, sagte Newt.
    »Ich habe hier viele Gärten«, erwiderte Avernus.
    »Und selbst wenn sie Sie nicht finden, werden Sie den Mond nicht verlassen können. Kommen Sie mit uns, solange Sie noch die Chance haben.«
    »Aber ich will den Mond nicht verlassen. Nicht in nächster Zeit«, erwiderte Avernus und sagte Macy, dass sie einen zweiten Sichtlinienkanal und einen Puffer in der Kommeinheit ihres Anzugs öffnen sollte. »Ich kann nicht mit Ihnen gehen. Dadurch würde ich Sie in viel zu große Gefahr bringen. Aber ich kann Ihnen etwas geben, das Ihnen vielleicht nützlich sein wird.«
    Während Gigabytes von Informationen in Macys Kommeinheit flossen, schloss Avernus die durchsichtige Blase des Kabinendachs ihres Doppeldeckers und startete den Motor. Der transparente Propeller an der Nase des Flugzeugs erwachte zum Leben, und inmitten einer Dunstwolke und
mit einem lauten Krachen, das in die Caldera hinaushallte und von der gegenüberliegenden Seite des Kraters zurückgeworfen wurde, schleuderte das Katapult den Doppeldecker in die Luft. Er umrundete den Gipfel, der sich über dem Landefeld erhob, flog über den Rand der Caldera hinweg und stieg in den orangefarbenen Dunst auf, der den Himmel von Horizont zu Horizont bedeckte. Bald verwandelte er sich in einen hellen roten Fleck, dann in einen Punkt und war schließlich ganz verschwunden.
     
    Macy und Newt berieten darüber, was sie als Nächstes tun sollten, und kamen rasch zu dem Schluss, dass – selbst wenn es ihnen gelingen sollte, das Shuttle zu stehlen – die Brasilianer niemals aufhören würden, sie zu verfolgen.
    »Aber vielleicht können wir uns seine Geheimnisse aneignen«, sagte Newt.
    Also stapfte Macy zu dem Shuttle hinüber, zog sich zur Luke seiner Luftschleuse hinauf, betätigte den Mechanismus und betrat eine niedrige, trüb erleuchtete Kabine. Nachdem sich Newt die Bilder angesehen hatte, die sie ihm übermittelte, gab er ihr Anweisungen, wie sie sich in das Steuerungssystem einklinken konnte. Sie lud einen Dämon hoch, der eine Verbindung zur KI des Shuttles herstellte, die sich ihm problemlos fügte, kopierte Diagnose- und Reparaturdiagramme und die Betriebsparameter des Fusionsantriebs des Shuttles und schickte sie über ihr Kommsystem in die Hitzeschildkapsel und von dort aus zur Elefant hinauf. Das Ganze nahm nur fünf Minuten in Anspruch. Weitere fünf Minuten dauerte es, bis ein anderer Dämon die Navigations- und Antriebssteuerungssysteme des Shuttles ausgeschaltet hatte – selbst wenn es Sri Hong-Owen gelingen sollte, sich zu befreien, würde sie hier unten bleiben und auf Rettung warten müssen.

    Als sie fertig war, ging Macy durch die Luftschleuse wieder nach draußen und ließ den Blick ein letztes Mal über die merkwürdige Schönheit der Caldera schweifen, bevor sie wieder in die Hitzeschildkapsel einstieg, wo Newt sie erwartete. Er startete, während sich Macy noch auf ihrer Beschleunigungsliege festschnallte. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der brasilianische Truppentransporter eintreffen würde. Newt zog die Kapsel in steilem Winkel hoch, zündete den Hauptantrieb und bahnte sich einen Weg durch Kilometer von Smog, bis sie in die leere Schwärze des Raumes hinaufgelangten. Sie holten die Elefant über der Nachtseite des Titan ein und näherten sich ihr mit kurzen Schüben der Steuertriebwerke. Als sie die Hitzeschildkapsel verlassen und sich in den vertrauten beengten Raum des Lebenserhaltungssystems des Schleppers hineingezogen hatten, stieg der blutrote Punkt der Sonne durch die dunstige Außenschicht der Atmosphäre Titans auf, und ein schmaler Lichtstreifen an ihrem äußersten Rand verwandelte sich in eine Sichel.
    Macy behielt den näherkommenden

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