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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becky Masterman
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Spurensicherung wird feststellen, dass mit einem solchen Tathergang irgendetwas faul ist.«
    Er überlegte einen Moment, stieß ein abschätziges Schnaufen aus und legte seine Pfeife zurück auf den Schreibtisch. »Weißt du was? Es spielt keine Rolle, wie genau sie den Hergang rekonstruieren, solange sie nur glauben, dass ein unschuldiger Barmann dabei den Tod gefunden hat.« Er steckte die Pistole ein. »Ich habe jetzt zu tun. Ich muss die Toten in Position bringen.«
    Er ging zu der Leiche des unbekannten Obdachlosen und stöhnte vor Anstrengung, als er versuchte, den schätzungsweise hundertzwanzig Kilo schweren Toten hinter sich herzuschleifen. Er bewegte sich keinen Meter.
    »Brauchen Sie Hilfe?«, fragte ich.
    »Stand in meinem Profil, dass ich ein Idiot bin?«
    »Sie müssen eine Menge Leichen bewegen. Die Zeit wird knapp. Sie müssen mir dieses Band ohnehin abnehmen, bevor Sie verschwinden, damit die Spurensicherung es nicht an mir findet.«
    Es klang ziemlich überzeugend. Man lügt verdammt gut, wenn man glaubt, dass man sterben muss. Im Vertrauen auf seine eigene Kraft und die Waffe nahm er ein Paketmesser aus dem Stiftbecher auf dem Schreibtisch und durchtrennte das Klebeband um meine Handgelenke und Knöchel. Dann legte er das Messer zurück auf den Schreibtisch. »Du nimmst das schwerere Ende, damit ich die Pistole halten kann«, befahl er.
    »Ich glaube nicht, dass ich das hochkriege«, sagte ich.
    »Und ob!«, erwiderte er. »Ich habe dich beobachtet.«
    Ich erhob mich, trat hinter den Leichnam und packte ihn unter den Achseln, während Emery einen Arm um die Beine schlang. Ich hob den Toten an und ließ ihn gleich wieder fallen. Für einen Augenblick war Emery abgelenkt.
    »Entschuldigung«, sagte ich.
    Emery warf einen vielsagenden Blick zu Laura Coleman. »Keine Verzögerungstaktik, sonst ist ihr anderes Ohr an der Reihe«, befahl er.
    Wir packten den Leichnam erneut und schleiften ihn mühsam zur Küche, wo sich das Zentrum der Explosion befinden würde. Nur, dass ich in dem Moment, als ich den Toten hatte fallen lassen, das Messer in meine Jeanstasche geschoben und mit dem Saum meines Hemds verdeckt hatte.
    Wir gingen in die Küche, wo auf einer Arbeitsfläche aus Edelstahl sechs große Spirituosenflaschen in einer Reihe standen. Aus jeder ragte ein zusammengedrehter Stofflappen. Jetzt wusste ich auch, woher der starke Geruch nach Benzin kam. Emery reichte mir einen der Molotow-Cocktails. »Schieb das hier unter sein Kinn, damit sein Gesicht zerstört wird«, wies er mich an.
    Ich ging auf die Knie und tat wie geheißen. Ich wollte mich wieder aufrichten, als mein Rücken sich plötzlich verkrampfte und ich vor Schmerz ächzte. Das war kein gutes Omen.
    Emery betrachtete die Leichen. »Fünf innerhalb von vierundzwanzig Stunden«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Und dabei habe ich früher ausgeklügelte Pläne geschmiedet, um mir eine einzige im Jahr zu holen.« Das Gemetzel, das er veranstaltet hatte, schien ihn ein bisschen verlegen zu machen.
    Immer noch auf den Knien, fasste ich meinen Entschluss. Emery war ein gutes Stück größer als ich – ein von unten geführter Streich mit dem Messer über seinen Bauch würde ihn überraschen. Ein schneller Hieb gegen die rechte Schläfe sollte ausreichen, um ihn zu erledigen. Das größte Problem dabei war mein Rücken. Der Schlag an sich war einfach, nur hatte ich nicht die leiseste Ahnung, wie ich vom Boden hochkommen sollte, um diesen Schlag anzubringen. Ich konnte nur hoffen, dass das Adrenalin, das sich in meinem Kreislauf sammelte, seine Arbeit erledigen würde.
    Emery ging zur Arbeitsfläche neben dem Spülbecken, wo die restlichen Molotow-Cocktails in leeren Spirituosenflaschen von Grey Goose, Bombay Gin und Crown Royal standen. Heftiger Explosivstoff. Sie hatten längere Stoffstreifen als die anderen, die ich bisher gesehen hatte, und alle waren mit einem einzigen langen Streifen Stoff verbunden, vermutlich, damit er die Bomben an verschiedene Stellen legen und alle gleichzeitig zünden konnte, bevor er zur Hintertür hinausstürzte und der Laden in die Luft flog.
    »Eine davon muss ich neben den Füßen deiner Freundin platzieren«, sagte er. »Sonst findet noch jemand heraus, dass ich ihr die Sehnen durchtrennt habe.«
    »War es Wodka?«, fragte ich.
    »Was?«
    »In Lynchs IV -Beutel.«
    Er legte die Pistole auf den Tresen und nahm einen der Molotow-Cocktails. »Ich dachte mir, bei all den Schmerzmitteln in seinem Kreislauf würde

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