Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
gehabt, bis der Admiral an Land war.
    Am oberen Ende der Leiter drehte er sich scharf um. »Sir Charles befindet sich nicht wohl. Ist diese Sache denn so eilig?«
    Captain Rook holte tief Atem, und Bolitho bekam einen scharfen Brandygeruch in die Nase, als Rook leise fragte: »So wissen Sie also noch nichts? Sie hatten keinen Kontakt mit der Flotte?«
    »Zum Donnerwetter«, fuhr Bolitho ihn an, »hören Sie endlich mit dem Drumherumreden auf, Mann! Ich muß heute noch ein Schiff ausrüsten, Kranke an Land bringen und noch zweihundert andere Dinge erledigen. Sie können doch nicht vergessen haben, was es heißt, ein Schiff zu kommandieren!«
    Er sah, wie sich die Augen des Mannes verdunkelten, und legte ihm die Hand auf den Arm. »Das war unfair von mir. Entschuldigen Sie!« Er schämte sich seiner Ungeduld. Meine Nerven müssen wohl noch schlechter sein als ich glaubte, dachte er bitter.
    Captain Rook schlug die Augen nieder. »
Meutere
i
, Sir.« Mit seiner einen Hand knöpfte er sich sorgfältig die Uniform am Halse auf und zog einen großen versiegelten Umschlag hervor.
    Bolitho starrte auf diese Hand, und das eine furchtbare Wort hallte wie ein Glockenton in seinem Kopf. »Meuterei« hatte Rook gesagt – aber wo? Die Festung sah aus wie sonst, die Flagge leuchtete wie buntes Metall am hohen Mast. Die Garnison konnte sowieso wenig Grund zur Meuterei haben. Dort standen hauptsächlich Freiwillige und Milizen aus dieser Gegend, die genau wußten, daß es ihnen hier, wo sie ihr eigen Haus und Hof verteidigten, besser ging, als wenn sie irgendwo weit weg auf einem Feldzug durch Matsch oder Sand stapfen müßten.
    Langsam sprach Rook weiter. »Die Flotte in Spithead hat gemeutert. Vorigen Monat ging es los; die Besatzungen haben die Schiffe in ihre Gewalt gebracht und stellten Bedingungen.« Verlegen zuckte er die Achseln. »Es ist schon vorbei. Lord Howe hat mit den Anführern verhandelt, und die Kanalflotte ist wieder auf See.« Er sah Bolitho bedeutsam an. »Ganz gut, daß Ihr Geschwader nichts davon wußte. Es hätte Ihnen sonst schlimm ergehen können.«
    Bolitho blickte an ihm vorbei und sah Keverne mit einigen anderen Offizieren, die von der gegenüberliegenden Deckseite herüberstarrten. Sicher hatten sie gemerkt, daß etwas nicht stimmte. Wenn sie die Wahrheit wüßten…
    Brüsk wandte er ihnen den Rücken zu.
    »Ich habe schon oft gedacht, daß es auf dem einen oder anderen Schiff einmal losbrechen würde.« Seine Stimme zitterte vor mühsam unterdrücktem Zorn. »Manche Politiker und Seeoffiziere denken, einfache Matrosen sind nicht viel besser als Ungeziefer, und dementsprechend behandelt man sie auch.« Starr sah er Rook in die Augen.
    »Aber daß eine ganze Flotte wie
ei
n

Mann meutert! Furchtbar!«
    Rook schien sich etwas erleichtert zu fühlen, weil er seine schlimme Nachricht losgeworden war. Oder vielleicht hatte er halb und halb erwartet, die
Euryalu
s

in den Händen von Meuterern zu finden, die haarsträubende Forderungen stellten.
    »Manche Leute fürchten«, sagte er, »daß das Schlimmste erst noch kommt. Auch bei der Nore-Flotte hat es Unruhen gegeben; wir wissen allerdings noch nicht, in welchem Ausmaß. Unter den dortigen Rädelsführern sollen mehrere Iren sein, und vielleicht hält die Admiralität diese ganze Geschichte für das Ablenkungsmanöver vor einer beabsichtigten Invasion.« Er seufzte bedrückt. »Daß ich so etwas noch erleben muß, geht über meinen Verstand!«
    Meuterei
!

Bolitho blickte zu dem Admiral hinüber, der dort drüben im eifrigen Gespräch mit seinem Sekretär stand. Das wäre ein schlimmes Ende für seine Karriere. Bolitho wußte aus eigener böser Erfahrung, wieviel hitzige, sinnlose Wut bei einer Meuterei stets zum Ausbruch kam. Aber bisher hatte es sich immer nur um einzelne Schiffe gehandelt, wo Lebensbedingungen oder Klima, Entbehrungen oder schiere Brutalität des Kommandanten die Ursachen waren. Daß aber eine ganze Flotte explosionsartig gegen die Disziplin, gegen die Autorität ihrer Offiziere und damit gegen König und Parlament rebellierte, war etwas völlig anderes. Dahinter mußten Organisation und außerordentliche Geschicklichkeit stecken, und ein willensstarker, vorwärtsdrängender Kopf mußte an der Spitze stehen, sonst hatte ein solches Unternehmen keinerlei Aussicht auf Erfolg. Aber zweifellos hatte es Erfolg gehabt.
    »Ich spreche sofort mit Sir Charles«, sagte Bolitho und nahm Rook den Umschlag aus der Hand. »Das ist eine bittere

Weitere Kostenlose Bücher