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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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alles weit besser zusammen, als Worte oder Gedanken es könnten.
    Die Gig schwang herum und glitt in den Schatten der Pier, der Bugmann schlug den Haken ein, Allday nahm seinen Hut ab, Bolitho stand auf, kletterte über das Dollbord und die abgetretenen, wohlbekannten Stufen hinauf.
    Er hätte Allday gerade jetzt gern bei sich gehabt, aber es wäre falsch gewesen, die Gig ohne Aufsicht zu lassen.
    »Sie kehren zum Schiff zurück, Allday.« Er sah Besorgnis in des Bootsführers Augen aufblitzen und fügte gelassen hinzu: »Ich weiß ja, wo Sie sind, wenn ich Sie brauche.«
    Allday blieb noch einen Moment stehen und sah Bolitho nach, der zwischen zwei salutierenden Milizsoldaten auf den Kai trat. Halblaut murmelte er: »Bei Gott, Käpt’n,
wi
r

brauchen
Sie

    Dann sah er auf die müßigen Rudergasten hinunter und knurrte: »Na, ihr faulen Hunde, laßt mal sehen, ob ihr dieses Boot heute noch in Fahrt kriegt!«
    Der Schlagmann, ein abgehärteter Vollmatrose mit dickem rotem Haar, sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Haste Angst, wir kriegen was von der Schweinerei zu hören?«
    Allday sah ihn an, ohne eine Miene zu verziehen. Also wußten sie es schon. Er grinste. »Ein Wort ist wie Dung, Mann. Es muß breitgestreut werden, wenn’s wirken soll.« Und etwas leiser: »Also liegt es an uns, daß das nicht geschieht – oder?«
    Als er sich umschaute, war Bolitho bereits außer Sicht. Was mochte wohl zu Hause auf ihn warten?

Der Besucher
    Ein paar Minuten lang stand Bolitho reglos und starrte auf sein Haus. Er war absichtlich nicht durch die Stadt gegangen, sondern hatte den enggewundenen, angenehm ländlich duftenden, heckenumwachsenen Feldweg genommen. Nun stand er im hellen Sonnenschein und spürte, wie still es war, und wie hart das Land gegen seine Schuhsohlen drückte. Es war alles so anders als an Bord, es fehlten die ständigen Geräusche, die ständige Bewegung. Diese Erkenntnis überraschte und erfreute ihn sonst jedesmal. Diesmal allerdings war es nicht dasselbe. Mit halbem Ohr lauschte er auf das freundliche Summen der Bienen, das ferne Gebell eines Schäferhundes, der die Herde umkreiste; aber seine Augen ruhten auf dem Haus. Kantig und kompromißlos stand es vor dem Himmel und den sanften Hängen, die es umgaben und zur Landzunge hinunterführten.
    Mit einem Seufzer schritt er weiter, seine Schuhe wirbelten Staub auf, und er blinzelte in die grelle Sonne. Als er das breite Tor in der Steinmauer durchschritten hatte, stockte er wieder – er hätte lieber nicht herkommen sollen, dachte er.
    Doch als die Doppeltür oben an den Treppenstufen aufging und er Ferguson erblickte, seinen einarmigen Verwalter, und die beiden Dienstmädchen hinter ihm, die ihn begrüßen wollten, da war ihr Lächeln so aufrichtig erfreut, daß er für den Augenblick seine eigenen trüben Gedanken vergaß und gerührt war.
    Ferguson ergriff seine Hand und murmelte: »Gott segne Sie, Sir. Schön, daß wir Sie wieder mal zu Hause haben.«
    Bolitho lächelte. »Nicht für lange. Aber ich danke Ihnen.«
    Da kam auch Fergusons Frau herbeigeeilt, rundlich, rosig, mit we ißem Häubchen und makelloser Schürze, und in ihren Zügen kämpften Freude und Tränen miteinander, als sie ihn begrüßte. »Wir hatten ja keine Ahnung, Sir. Wenn nicht Jack, der Zollwächter, gewesen wäre, hätten wir gar nicht gewußt, daß Sie wieder da sind! Er hat Ihre Obersegel gesehen, als der Nebel hochging, und ist extra hergeritten, um uns Bescheid zu sagen!«
    »Vieles ist jetzt anders geworden.« Bolitho nahm den Hut ab und ging durch das hohe Entree. Da war es wieder: der kühle Stein, das alterslose Eichenpaneel, das matt im einfallenden Sonnenlicht glänzte.
    »Früher konnten die jungen Männer von Falmouth ein Schiff des Königs schon riechen, wenn seine Masten noch gar nicht über der Kimm standen!«
    Ferguson wandte den Blick ab. »Sind nicht mehr viele junge Männer hier, Sir. Die keine feste Stellung haben, sind alle gepreßt worden oder haben sich freiwillig gemeldet.« Er folgte Bolitho in die große Halle mit dem leeren Kamin und den hochlehnigen, lederbezogenen Stühlen. Auch hier war es ruhig – es war überhaupt, als hielte das ganze Haus den Atem an.
    »Ich hole Ihnen ein Glas Wein, Sir«, sagte Ferguson, und hinter Bolithos Rücken winkte er seiner Frau und den Mägden, hinauszugehen.
    »Sie werden in der ersten Stunde ein bißchen allein sein wollen. «
    Bolitho drehte sich um. »Danke.« Er hörte, wie sich die Tür hinter ihm

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