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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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PROLOG
     
    Katakomben des Petersdoms, Rom
    Montag, 05. April 1999
    Die Außenwelt
     
     
    Die Katakomben des Petersdoms erinnerten Christopher jedes Mal an das Labyrinth des Minotaurus. Lange, verwinkelte Korridore, schlecht belüftet und noch schlechter beleuchtet; Kerkerzellen, deren Insassen von der Menschheit vergessen vor sich hin vegetierten; ab und an ein gellender Schrei eines Folteropfers – so sah die Heilige Römische Kirche hinter ihrer Fassade aus Gold, Brokat und Weihrauch wirklich aus. Denn dies hier waren die Katakomben der Heiligen Inquisition.
    Wie sich wohl Theseus gefühlt hatte, als er in das Labyrinth hinab gestiegen war, um das Monster zu erschlagen? Ein bisschen konnte sich Christopher in den Helden hineinversetzen. Auch hier lauerte die Gefahr an jeder Ecke. Selbst anderthalb Jahrtausende nach dem Fall des Römischen Reichs war Rom durchsetzt von Ränke und Intrige. Ein Spiel für die gelangweilten Potentaten der Kirche, die von ihrem ungeheuren Reichtum längst satt und stumpf geworden waren. Ein Spiel, das selbst die Mächtigsten stürzen und neue Emporkömmlinge ins Licht rücken konnte. Ein Spiel, in dem Gewalt und Verrat so alltäglich waren wie in der Unterwelt mancher gefallener Großstadt.
    Christopher freute sich darauf, der Stadt bald wieder den Rücken zuzukehren. Er hasste die Arroganz, die Rücksichtslosigkeit, die Besessenheit der Potentaten. Denn besessen waren sie
alle
– die meisten von Macht und Reichtum, viele von perversen Lüsten, einige von Drogen. Eines machte sie gefährlicher als das andere.
    Trotz alledem war die Inquisition ein gut organisierter, effektiver Apparat. Von hier aus wurden mehr als zweihundert Inquisitoren gesteuert, mehr als tausend Agenten und weiß Gott wie viele Spione. Hier liefen die Fäden zusammen, hier war das Zentrum des Spinnennetzes. Nicht viele Geheimdienste arbeiteten besser als die Inquisition. Und keiner davon beschäftigte sich mit dem Übernatürlichen.
    Christopher ließ die Katakomben hinter sich und war froh darüber. Die düsteren Korridore konnten einem Mann ziemlich auf das Gemüt schlagen, und das war haargenau ihr Zweck. Ein psychologischer Trick für Gefangene wie für Mitarbeiter. Wer nicht gestand, wer sich nicht an die Regeln hielt, endete
hier,
wo eine sinnlose Existenz und ein unendliches Leiden auf ihn warteten.
    Die eigentlichen Arbeitsräume der Inquisition lagen zwar ebenfalls unterirdisch, hatten aber mit den Katakomben nicht mehr viel gemein. Hier gab es Teppichböden, Ventilatoren, Namensschilder, Überwachungskameras und Haussicherheit, nicht anders als in einer Konzernzentrale. Dies war auch ein gerne verwendetes Code-Wort für die Inquisition: Der
Konzern

    Christopher erreichte den Arbeitstrakt des Kardinals, wo zwei Wachmänner vor einer breiten Tür aus poliertem Mahagoni den Weg versperrten. Sie trugen Anzüge und Headsets, stets über Funk mit ihren Kollegen verbunden, und waren mit Maschinenpistolen bewaffnet. Sie hatten ihn längst bemerkt und mit ihren Blicken durchbohrt. Er wusste, dass sie ihn erkannt hatten. Andernfalls hätten sie bereits die MPis in Anschlag gebracht. So aber ließen sie ihn passieren, ohne sich länger mit ihm aufzuhalten.
    Christopher war das nur recht – je schneller er die Sache hinter sich brachte, desto schneller konnte er Rom wieder verlassen. Er trat an den beiden Wachen vorbei in den Korridor und aktivierte die Ruftaste vor der Tür zum Vorzimmer des Kardinals. Das grüne Licht darüber brannte sofort, offenbar hatten die Wächter Matthäus bereits über seine Ankunft informiert. Er trat ein.
    Die beiden Agenten aus dem Vorzimmer des Kardinals glichensich wie ein Ei dem anderen. Beide trugen weiße Hemden mit Schweißflecken unter den Achseln und dicke Pistolen in Schulterhalftern, ihr Haar war militärisch kurz geschnitten, ihre Gesichter waren glatt rasiert. Man sagte den beiden Zwillingen eine große Zukunft voraus, wenn sie ihre ersten Missionen bekamen, doch Christopher hielt sie für zu phantasielos für den Außendienst.
    »Inquisitor Christopher«, meldete er, »zurück aus Norwegen und Deutschland.«
    Einer der beiden hielt kurz inne mit seinem stupiden Kaugummikauen. »Wie war’s?« fragte er, und, als Christopher nicht gleich antwortete, »alles glatt gelaufen?«
    »Kann ich rein?«, fragte Christopher.
    Ein Schatten huschte kurz über das Gesicht des Agenten als er keine Antwort bekam. »Ja«, sagte er dann, »Sie werden erwartet.«
    Christopher wandte

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