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Der Strand von Falesa

Der Strand von Falesa

Titel: Der Strand von Falesa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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krank vor Ärger und konnte nicht viel an anderes denken. Ben hatte die Vorräte erst beim vorigen Anlegen des Schoners eingenommen; ich wußte, ich konnte Ben trauen, aber es war klar, daß irgend jemand in der Zwischenzeit unter den Waren aufgeräumt hatte. Ich fand, daß ein Wert fehlte, der mich mindestens sechs Monate von meinem Gehalt und Gewinnanteil kosten konnte, und ich hätte mich ohrfeigen mögen, daß ich so ein verdammter Esel gewesen war und mit diesem Case geschwätzt hatte, statt mich um meine Sachen zu kümmern und den Bestand aufzunehmen.
    Na, es hat ja keinen Zweck, über verschüttete Milch zu jammern. Es war nun einmal geschehen und konnte nicht ungeschehen gemacht werden. Ich konnte nichts weiter tun, als das, was übriggeblieben war, in Ordnung zu bringen, meine neuen Waren, die ich selber ausgewählt und mitgebracht hatte, richtig aufzustapeln, das Haus von Ratten und Kellerasseln zu säubern und meinen Laden im richtigen Sydneystil zurechtzumachen. Bildschön sah er aus; und als ich am dritten Morgen meine Pfeife angezündet hatte, in der offenen Tür stand und mir meinen Laden ansah, mich dann umdrehte und nach den Bergen hinaussah, wo die Kokospalmen sich wiegten, an denen viele Tonnen Kopra hingen, dann auf die Dorfwiese blickte und die Kanakenstutzer sah und mir die Ellen Kattun berechnete, die sie für ihre Leibschürzen und Kleider brauchen würden – da hatte ich das Gefühl, ich sei am rechten Ort, um mir ein Vermögen zu machen und damit nach Hause zu gehen und eine Kneipe aufzumachen. Hier saß ich nun auf meiner Veranda, in einer Landschaft so schön, wie man sie sich nur denken kann, in der leuchtenden Sonne und mit einem schönen, gesunden Beruf, der einem Mann das Blut erfrischt wie ein Bad in der See. Und dann vergaß ich alles um mich herum und träumte von England, das eigentlich ein ekliges, kaltes, dreckiges Nest ist, wo man nicht genug Licht hat, um dabei zu lesen; und ich träumte, wie meine Kneipe aussehen würde, an der Ecke einer breiten Straße, und von meinem Wirtshausschild, das ich an einen grünen Baum angenagelt hätte.
    So war's am Morgen; aber der Tag verging, und kein Mensch, der Teufel sollt' es holen, sprach bei mir vor, und nach allem, was ich von den Eingeborenen auf anderen Inseln wußte, kam mir das sonderbar vor. Die Leute draußen hatten sich schon ein bißchen lustig gemacht über unsere Firma und ihre schönen Stationshäuser und über diese Station Falesa im besonderen; die ganze Kopra im Bezirk könnte in fünfzig Jahren – so hatte ich sie sagen hören – die Kosten nicht einbringen, was mir eine Übertreibung schien. Als aber der Tag hinging und überhaupt nichts zu tun war, da begann ich niedergeschlagen zu werden; und gegen drei Uhr nachmittags ging ich aus, um einen Bummel zu machen und mich etwas aufzuheitern. Auf der Dorfwiese sah ich einen Weißen mir entgegenkommen; er trug einen Talar; daran und an seinem Gesicht sah ich, daß er ein Priester war. Er sah wie eine gutmütige alte Seele aus, schon ein bißchen grauhaarig und so dreckig, daß man mit ihm auf ein Blatt Papier hätte schreiben können.
    »Guten Tag, Herr«, sagte ich.
    Er antwortete mir munter auf kanakisch.
    »Sprechen Sie denn gar nicht englisch?« frage ich.
    »Französisch«, sagt er.
    »Na«, sage ich, »tut mir leid, das kann ich nicht.«
    Er versuchte noch eine Weile französisch zu sprechen und dann wieder kanakisch; er schien zu denken, damit würde es wohl noch am besten gehen. Ich merkte, daß er mehr auf dem Herzen hatte, als mir guten Tag zu sagen, und daß er mir etwas mitteilen wollte, und so spitzte ich denn meine Ohren. Ich hörte die Namens Adams und Case und Randall – Randall am häufigsten – und das Wort Gift oder so etwas Ähnliches und ein kanakisches Wort, das er sehr oft aussprach. Ich ging nach Hause und sagte fortwährend dieses Wort vor mich hin.
    »Was bedeutet ›fussy-oky‹?« fragte ich Uma; denn so ungefähr schien das Wort mir zu klingen.
    »Totmachen«, sagte sie.
    »Den Teufel auch!« sage ich. »Hast du jemals was davon gehört, daß Case den Johnny Adams vergiftet hat?«
    »Jede Mann er wissen das«, sagte Uma, ganz verächtlich, wie mir schien. »Geben ihm weißen Sand – schlimm Sand. Er noch haben Flasche. Wenn er Euch geben Gin, Ihr nicht nehmen ihn.«
    Nun hatte ich dieselbe Geschichte fortwährend auf anderen Inseln gehört, und immer war dabei dieses selbe weiße Pulver die Hauptsache; deshalb gab ich nicht viel darauf.

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