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Der Strand von Falesa

Der Strand von Falesa

Titel: Der Strand von Falesa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Indessen ging ich doch zu Randall hinüber, um mal zu sehen, ob ich da was aufschnappen könnte, und fand Case auf der Haustreppe; er war dabei, ein Gewehr zu putzen.
    »Gute Jagd hier?« sage ich.
    »Prima!« sagt er. »Der Busch ist voll von allen möglichen Vögeln. Ich wollte, Kopra wäre ebenso reichlich«, sagte er, und es kam mir vor, wie wenn er dabei eine Absicht hätte, »aber damit scheint hier gar nichts los zu sein.«
    Ich konnte den Schwarzen Jack im Kaufladen sehen, wie er einen Kunden bediente, und sagte:
    »Das sieht aber doch nach Geschäft aus.«
    »Das ist der erste Verkauf, den wir seit drei Wochen erleben.«
    »Das wollen Sie mir doch nicht erzählen?« sage ich. »Drei Wochen? Na, na!«
    »Wenn Sie mir nicht glauben«, schreit er, ein bißchen hitzig, »können Sie nach dem Koprahaus gehen und nachsehen; 's ist bis zu dieser gesegneten Stunde halb leer.«
    »Das würde mir nicht viel nützen, nicht wahr? Denn soviel ich davon weiß, könnte es ja gestern ganz leer gewesen sein.«
    »Da haben Sie recht«, sagt er und lacht dabei ein bißchen.
    »Übrigens«, sage ich, »was für 'n Knabe ist denn der Priester? Scheint ein ganz netter Mann zu sein.«
    Da lachte Case laut heraus und sagte:
    »Aha! Nun sehe ich, was für Schmerzen Sie haben! Galuchet hat Ihnen einen Floh ins Ohr gesetzt.«
    Vater Galoshes nannte man ihn gewöhnlich, aber Case sprach den Namen immer richtig französisch aus, und das war auch einer von den Gründen, warum wir glaubten, er sei von besserer Herkunft.
    »Ja, ich habe ihn getroffen. Soviel ich ihn verstehen konnte, hat er von Ihrem Kapitän Randall keine hohe Meinung.«
    »Die hat er allerdings nicht! Es war die Geschichte wegen dem armen Adams; am letzten Tag, als er im Sterben lag, da holte der junge Buncombe ihn – den Priester, mein' ich. Kennen Sie Buncombe?«
    »Nein!«
    »Ist 'ne putzige Kruke, der Buncombe!« lacht Case. »Na, Buncombe setzte sich in den Kopf, weil kein anderer Geistlicher zur Hand sei als die Kanakenpastoren, müßten wir Vater Galuchet rufen, damit der alte Mann die Letzte Ölung und die Wegzehrung kriegte. Mir war's wurscht, wie Sie sich denken können; aber ich sagte, nach meiner Meinung müßte Adams das bestimmen. Der quatschte fortwährend von gewässerter Kopra und allem möglichen Unsinn. ›Hör mal‹, sagte ich, ›du bist ziemlich krank. War's dir recht, wenn Galoshes käme?‹ Da richtete er sich auf und stützte sich auf den Ellbogen und sagte: ›Holt den Priester! Holt den Priester; laßt mich hier nicht verrecken wie 'nen Hund! So rief er ganz wild, aber er war doch ziemlich vernünftig. Hiergegen war nun nichts zu sagen; so schickten wir denn 'rum und fragten Galuchet, ob er kommen wollte. Na, ob der wollte! Er sprang vor Vergnügen in seinem dreckigen Hemd bei dem bloßen Gedanken daran. Aber wir hatten die Rechnung ohne Papa gemacht. Der ist ein standhafter Baptist, unser Papa! Papisten brauchen ihm nicht zu kommen. Er also auf und schließt die Tür zu. Buncombe sagte ihm, er sei bigott, und da dachte ich, er hätte einen Raptus gekriegt. ›Bigott!‹ schreit er. ›Ich bigott?! Ich alter Mann soll mir so was von einem Schnösel sagen lassen?‹ Und damit ging Papa auf Buncombe los, und ich hatte genug zu tun, die beiden auseinanderzuhalten; und mitten zwischen ihnen lag Adams und hatte wieder sein Delirium gekriegt und quatschte wie verrückt von Kopra und so weiter. Es war 'ne famose Komödie, und ich lachte mich halbkrank; plötzlich richtete Adams sich auf, schlug die Hände vor die Brust und kriegte das heulende Elend. Er starb hart, der John Adams!« sagte Case und war plötzlich ganz ernst geworden.
    »Und wie wurde es mit dem Priester?« fragte ich.
    »Der Priester? Oh, der ballerte draußen gegen die Tür und schrie auf kanakisch, man solle aufmachen, da sei eine Seele, die er retten wolle, und lauter solches Zeug. Er war ganz außer sich, der Pfaff. Aber was meinen Sie? Da war nichts mehr zu wollen – Johnny war abgerutscht; da war kein Johnny mehr, und mit Letzter Ölung war nichts mehr zu machen. Dauerte nicht lange, so kriegte Randall zu hören, der Priester bete auf Johnnys Grab. Papa war hübsch voll, nahm einen Knüppel und ging stracks damit nach dem Grab hinaus; und richtig, da lag Galoshes auf seinen Knien, und ein Haufen Insulaner guckten zu. Sie möchten wohl meinen, Papa machte sich aus nichts etwas, außer aus Schnaps; aber nein – er und der Priester waren zwei Stunden lang an der Arbeit und

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