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Der Strand von Falesa

Der Strand von Falesa

Titel: Der Strand von Falesa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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schämte mich, über so was zu sprechen; ich dachte, jedermann würde laut herausplatzen und mir gerade ins Gesicht lachen. So hielt ich denn meinen Mund, dachte aber um so mehr; und je mehr ich dachte, desto weniger gefiel mir die Geschichte.
    Am Montagabend war es mir ganz klar, daß ich unter Tabu sein mußte. Daß ein neuer Kaufladen in einem Dorf zwei Tage offenstand und kein Mann oder Weib kam, sich die Waren anzusehen – das war unnatürlich.
    »Uma«, sagte ich, »ich denke, ich bin unter Tabu.«
    »Ich denken auch«, sagte sie.
    Ich bedachte mich eine Weile, ob ich sie noch weiter fragen sollte; aber es ist nicht gut, Eingeborene darauf zu bringen, daß man sie überhaupt um Rat fragen kann; so ging ich also zu Case.
    Es war dunkel, und er saß ganz allein, wie er es meistens tat, auf seiner Treppe und rauchte.
    »Case«, sagte ich, »hier ist was Sonderbares los. Ich bin unter Tabu.«
    »Och, Quatsch! Das ist hier auf diesen Inseln nicht Mode!«
    »Das kann sein oder kann auch nicht sein. Wo ich bis jetzt war, da war es Mode. Und Sie können sich darauf verlassen, ich weiß damit Bescheid; und ich sage Ihnen, es ist Tatsache: Ich bin unter Tabu.«
    »Na, was haben Sie denn getan?«
    »Das will ich eben grade herausbringen.«
    »Ach, Sie können nicht unter Tabu sein – das ist ausgeschlossen, aber ich will Ihnen sagen, was ich tun will: Bloß damit Sie ruhig sein können, will ich mal 'rumgehen und herausbringen, wie es damit wirklich ist. Spazieren Sie 'rein und klönen Sie ein bißchen mit Papa.«
    »Danke. Ich bleibe lieber hier draußen auf der Veranda; in Ihrem Hause ist es so stickig.«
    »Dann will ich Papa 'rausrufen.«
    »Mein lieber Junge, tun Sie das lieber nicht! Ich mache mir nämlich nicht viel aus Kapitän Randall.«
    Case lachte, nahm eine Laterne vom Ladentisch und machte sich auf den Weg ins Dorf. Er blieb vielleicht eine Viertelstunde fort und sah mächtig ernst aus, als er wiederkam.
    »Nu ja«, sagte er und setzte die Laterne auf die Verandatreppe, »ich hätte es niemals geglaubt, ich weiß nicht, wie weit die Unverschämtheit dieser Kanaken nächstens noch gehen wird; sie haben scheint's jede Ahnung von Respekt vor den Weißen verloren. Was wir brauchen, ist ein Kriegsschiff – ein deutsches, wenn wir's haben könnten –, die wissen mit Kanaken umzugehen.«
    »Ich bin also unter Tabu?« rief ich.
    »So was Ähnliches. Es ist der schlimmste Fall, der mir je in der Art vorgekommen ist. Aber ich stehe Ihnen bei, Wiltshire, als Mann zu Mann. Kommen Sie morgen früh gegen neun Uhr bei mir vorbei, und wir wollen es bei den Häuptlingen richtigstellen. Sie haben Angst vor mir, oder hatten wenigstens Angst; aber sie sind jetzt so aufgeblasen, daß ich gar nicht weiß, was ich davon denken soll. Verstehen Sie mich recht, Wiltshire; die Frage geht nicht Sie allein an!« rief er in einem sehr entschlossenen Ton. »Sie geht uns alle an, uns Weiße, und ich gehe mit Ihnen durch dick und dünn, und da haben Sie meine Hand darauf!«
    »Haben Sie den Grund herausgebracht?«
    »Noch nicht; aber wir werden die Kerls morgen früh festnageln.«
    Im großen und ganzen war ich mit seiner Haltung ziemlich zufrieden und beinah noch mehr am nächsten Tage, als wir uns trafen, um miteinander zu den Häuptlingen zu gehen, und ich ihn ernst und entschlossen sah. Die Häuptlinge erwarteten uns in einem ihrer großen eirunden Häuser, das wir schon von ferne als das Versammlungshaus erkannten, weil eine große Menschenmenge, mindestens hundert, sich rundherum drängte – Männer, Weiber und Kinder. Viele von den Männern waren auf ihrem Wege zur Arbeit und trugen grüne Kränze, und ich dachte bei ihrem Anblick an unsern Ersten Mai daheim. Die Menge ließ uns beide durch und summte um uns herum, wie in einer plötzlichen ärgerlichen Aufregung.
    Fünf Häuptlinge waren da; vier davon mächtig stattliche Männer, der fünfte alt und verschrumpelt. Sie saßen auf Matten in ihren weißen Hüftschürzen und Jacken; Fächer hatten sie in ihren Händen wie feine Damen; und zwei von den jüngeren trugen katholische Medaillen, was mir zu denken gab. Unser Platz war zurechtgemacht, und Matten lagen für uns ausgebreitet, den großen Männern gegenüber, dicht am Eingang des Hauses; die Mitte war leer. Die Menge, die sich dicht an uns herandrängte, murmelte und reckte die Hälse und schubste sich, um etwas sehen zu können, und ihre Schatten bewegten sich vor unseren Füßen auf den weißen Kieseln des Fußbodens. Die

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