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Der Strom, der uns traegt

Der Strom, der uns traegt

Titel: Der Strom, der uns traegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rinus Spruit
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Bauern in der Nähe.
    Die langen Fahrradtouren waren uns immer mehr zuwider. Merien und ich überlegten manchmal, dass wir gern ein kleines Auto hätten. Merien würde es dann fahren. Wir fragten den Vater, aber der wollte nichts davon wissen. Doch wir hatten die Nase so voll vom Radfahren, dass wir immer wieder um ein Auto baten.
    »Ja«, sagte der Vater, »in den nächsten Jahren kaufenwir eins, ja, in den nächsten Jahren kaufen wir ein Auto.«
    Und wenn das Jahr dann vorbei war und wir fragten: »Vater, wollen wir uns jetzt nach einem Ford umschauen?«, wurde er böse und sagte: »Was meckert ihr denn die ganze Zeit. Schaut mich an, ich bin schon so alt und fahre noch mit dem Rad, und ihr wollt das nicht können, so junge Kerle?«
    Und so radelten wir weiter. Die Eisenhaken und das Klopfbrett auf dem Rücken, die Reetnadel und den Saumhaken dazwischengesteckt. Ein Bündel Zweige an der Stange, den Brotsack am Lenkrad. Aus der Sache mit dem Auto wurde nie etwas.

DAS SCHMALZ
    Die Mutter schmierte Butter auf ihr Brot, wir Schmalz. Das Schmalz von unseren eigenen Schweinen. Der Vater legte sechs oder sieben Speckschwarten in einer Pfanne in den eisernen Kohlenherd. Durch die Hitze tropfte das Fett heraus und übrig blieb der beste Speck. Das Fett konnte man später, wenn es fest geworden war, aufs Brot schmieren.
    Ich vertrug Schmalz nicht so gut, ich bekam Schwierigkeiten mit dem Magen, aber essen musste ich es trotzdem. Dann fing ich manchmal an zu schwitzen, wenn ich bei der Arbeit die Brote aß, die der Vater in der Früh fertig gemacht hatte. In Eile geschnitten, großzügig mit Schmalz bestrichen und darüber noch eine Schicht Zucker. Ich habe mich beim Vater und bei der Mutter beklagt, aber es blieb mir nichts anderes übrig, als weiterhin Schmalz zu essen. Die gute Butter für die Mutter war schon teuer genug.
    Ach ja, Speck und Schmalz hielten uns zusammen.

DAS MOTORRAD
    Weil der Vater wohl nie ein Auto kaufen würde, haben Merien und ich von unserem gesparten Geld ein gebrauchtes Motorrad gekauft. Von einem Bauern in Heinkenszand hatten wir gehört, dass sein Sohn sein Motorrad verkaufen wollte. Wir haben es für fünfundachtzig Gulden gekauft. Merien und ich bezahlten je zweiundvierzigeinhalb Gulden, der Vater und Bram wollten sich nicht beteiligen. Es war ein altes Modell mit hohen Rädern, Marke Gillet, aus den Herstalwerken in Belgien. Merien schaffte den Führerschein und fuhr, ich saß auf dem Soziussitz. Wir fühlten uns wie die Könige mit unserem Motorrad. Jetzt konnten wir wenigstens abends zu einer vernünftigen Zeit nach Hause kommen. Der Vater und Bram arbeiteten fortan in der Nähe, Merien und ich erledigten die Arbeiten weit weg von zu Hause. Diese Touren auf unserem Motorrad, auf dem Sitz hinter Meriens Rücken, waren unvergessliche Erlebnisse.
    Dass ich jetzt mit Merien zusammenarbeiten musste, war mir nur recht, wir kamen gut miteinander aus. Und tatsächlich, den Vater freute es allmählich auch, dass wir das Motorradfahren so genossen. »Junge, Junge«, sagte er, »was für einen Spaß euch das macht!«

KARTOFFELSCHEUNEN
    Im Frühjahr des Jahres 1936 unternahm der Vater eine Reise nach Rotterdam, um in einem Hotel Geschäfte mit einem Bauern vom Amsterdamer I J-Polder zu machen. Er nahm dort einen großen Auftrag für viel zu wenig Geld an, eine Arbeit, die ihn völlig überforderte. War es, weil er während der Verhandlungen mit dem Bauern zwei Schnäpse getrunken hatte? Der Vater, der nie trank, nur zweimal im Jahr den einen Schnaps vor dem Schlachten? Dieser Amsterdamer Bauer wollte, dass der Vater drei große Kartoffelscheunen baute. Frostsichere Kartoffelscheunen, denn damals konnte es ziemlich kalt werden. Von einem Kaufmann hatte der Bauer gehört, dass der Vater in Krabbendijke mal eine Kartoffelhalle gebaut hatte. Aber die war viel kleiner und einfacher als die, die dem Amsterdamer Bauern vorschwebte. Was wollte dieser Bauer? Er wollte drei Kartoffelscheunen, vierzehn Meter lang und drei Meter breit, mit einem Dach, das fast bis zum Boden reichte.Zunächst sollten sechzehn schwere Pfosten tief in den Boden gerammt werden. Diese Pfosten bildeten den Umriss der Scheune. Die Räume zwischen den Pfosten sollten wir mit gepressten Strohballen auffüllen. So würden die Wände der Scheune entstehen. Dann würde ein Zimmermann kommen, um das Dachgebälk aufzusetzen. Das Dachdecken war dann wieder unsere Aufgabe. Das Dach war etwas ganz Besonderes. Es sollte aus drei Schichten

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