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Sommernachts-Grauen

Sommernachts-Grauen

Titel: Sommernachts-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mennings
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Kapitel 1: Mülleimer
    Mit klopfendem Herzen betrat sie die Straße. Warme Luft wehte ihr ins Gesicht. Tief sog sie diese ein, froh darüber, dass der in Hamburg andauernde Wind nicht ihre Frisur zerstören würde. Eine Dose Haarspray hatte sie auf ihr toupiertes Haupt entleert. Ihre dunkelblonden Haare wirkten, als hätte sie ihre Finger einige Sekunden in eine Steckdose gesteckt. Grundsätzlich war es ihr nicht egal, wie sie aussah, aber heute hatte sie sich besonders viel Mühe gemacht. Nichts sollte dem Zufall überlassen werden. An die Investition in ein paar traumhaft schöne und wundervoll hohe Pumps wollte sie nicht denken. Das eindringliche Pink dieser Schuhe würde sie in den nächsten Wochen darüber hinwegtrösten, dass sie eisern sparen musste. Obwohl ihr im Grunde klar war, dass sie nach diesem Abend kaum mehr in der Lage sein würde, sich etwas Besonderes leisten zu können, geschweige denn auszugehen. Sie musste Opfer bringen, was sie mehr als bereit war zu tun.
    Endlich konnte sie mit Sven allein sein. Es war eine richtige Verabredung. Kein Freund, kein Bekannter oder irgendetwas anderes würde die beiden stören, davon war Anke überzeugt. Sie wollten sich in einem richtigen Restaurant treffen. Nicht in einem Imbiss oder einer Kneipe, in der sie sich sonst immer gesehen hatten.
    Anke kannte Sven schon so lange, dass sie nicht mehr sagen konnte, wie und wo sie ihm das erste Mal begegnet war. Auf einmal gehörte er eben dazu. Mehrere Male hatte sie seine Blicke und seine Aufmerksamkeit ihr gegenüber bemerkt, sich allerdings nicht viel dabei gedacht. Erst recht nicht, dass er eventuell in sie hätte verliebt sein können. Doch je öfter sie ihn sah, desto mehr begann sich ihr Magen in einen Kochtopf zu verwandeln, der jeden Moment übersprudeln würde. Wie der erste Schluck Cola, der in dem Moment zu explodieren beginnt, wenn er die Speiseröhre hinabgeflossen ist. Sie wartete auf das erleichternde Aufstoßen, doch so lange Sven in ihrer Nähe war, verstärkte sich dieses Gefühl.
    Vor zwei Tagen hatte er sie direkt angesprochen und gefragt, ob sie ihn zum Essen begleiten würde; er kenne einen guten Griechen, da sei das Gyros super und die Portionen so groß, dass man sie kaum schaffen könnte. Wenn tatsächlich etwas übrig blieb, war man dort so nett und verpackte es zum Mitnehmen. Ein Umstand, den Anke als Entscheidungshilfe nahm, als sie am Nachmittag diesen neon-pinkfarbenen Traum aus Leder mit mindestens acht Zentimetern Absatz in den Händen hielt. 125 Mark waren kein Pappenstiel. Damit wäre sie normalerweise ganz entspannt über zwei bis drei Wochen ausgekommen. Zumal ihr Budget für diesen Monat schon mehr als reichlich ausgeschöpft war.
    Nachdem sie den Schweißausbruch in der Boutique am Mittelweg überwunden hatte, in der Hand eine Tüte, die sie zukünftig als Tragetasche nutzen wollte – jeder sollte sehen, was sie sich leisten konnte – war sie sicher, das Richtige getan zu haben. In dieser Nacht würde sie mit Sven schlafen. Ein Nein würde sie nicht gelten lassen. Sie war jedoch davon überzeugt, dass er ihre Einladung, sie später in ihre Wohnung zu begleiten, nicht ablehnen würde.
    Glücklich stand sie nun am Abend vor ihrem Haus. Ihr Herz schlug von Minute zu Minute schneller. Sie schaute an sich herunter und das Pink ihrer Schuhe leuchtete. Das weiche Leder drückte kein bisschen an ihren Füßen und an die Höhe würde sie sich gewöhnen. Ihr Rock war kurz und brachte ihre gebräunte Haut zur Geltung. In diesen Schuhen schien sie endlos lange Beine zu haben. Noch einmal zog sie an ihrem Oberteil, damit noch mehr von ihrer Schulter zu sehen sein würde. Auf einen BH hatte sie verzichtet. Er sollte sehen, wie gut sie ausgestattet war. Ein extrem breiter Gürtel betonte ihre schmale Taille. Mit Mühe hatte sie den Stoff ihres Oberteils unter den Gürtel gezwungen.
    Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Obwohl die Tage bereits merklich kürzer wurden, war es um kurz nach acht noch immer hell. Über den Häusern konnte sie die Sonne scheinen sehen. Sie genoss die langen Sommernächte in Hamburg und war davon überzeugt, noch während des Sonnenuntergangs mit Sven in ihre Wohnung zurückzukehren. Noch einmal atmete sie tief ein, versuchte ihre Aufregung zu bändigen und machte sich auf den Weg.
    Obwohl in Eimsbüttel recht viel los war, wohnte sie doch in einer Gegend, die man als eher ruhig bezeichnen konnte. Kein Mensch war auf der Straße zu sehen. Kein Auto fuhr an ihr vorbei. Sie

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