Der Sucher (German Edition)
sein Lehrling geworden war, hatte er oft zum Besten gegeben.
Mein alter Meister vererbte mir seine Sammlung von Merkwürdigkeiten. Ich entschied mich, nur wenige, besonders wichtige Stück daraus zu behalten. Die anderen Sachen schenkte ich Udikos vielen Freunden als Erinnerung an ihn. Das zog sich über Monate hin, weil ich jedem, der einen Gegenstand bekam, die Geschichte erzählte, die dazu gehörte.
Ynea, genannt Jini, blieb heimatlos. Ich vermute, dass die Übertragung immerhin zum Teil erfolgreich war und sie deshalb der Luft-Gilde verbunden blieb. Sie begann, mit Korallen zu handeln und dafür durch ganz Daresh zu reisen. Doch sie kehrte immer wieder ins Seenland zurück und fand dort auch den Gefährten, mit dem sie heute zwei Söhne hat. Wir sehen uns ab und zu, tauschen Neuigkeiten aus und sprechen von Joelle und Mi‘raela.
Merwyn fand das, was er gesucht hatte. Nachdem Udiko sich endgültig aus seiner Berufung zurückgezogen hatte, nannten die Leute Merwyn den besten Sucher des Seenlands, wenn nicht ganz Dareshs. Vielleicht wäre der Titel auch mir irgendwann zugefallen ... nur leider durfte ich über meine wichtigsten Suchen nicht reden. Vieles von dem, was ich gefunden und getan habe, muss für immer geheim bleiben. Aber das macht mir nichts aus. Seit meiner Zeit in der Felsenburg kann ich Dinge wie diesen Titel einfach nicht mehr wichtig nehmen.
Merwyn hat das Geheimnis der Schale nie verraten. Er und ich sind nicht wirklich Freunde geworden, aber wir respektieren uns. Wenn ich in der Nähe des Irawai unterwegs bin, schaue ich bei ihm auf Mija Nikobus vorbei und wir trinken einen Cayoral zusammen. Seine Hautprobleme hat er längst in den Griff bekommen, und seine Partnerin Neela ist sehr nett. Merwyns Vater wurde übrigens wegen illegaler Geschäfte aus der Gilde ausgestoßen und lebt seither von dem, was ihm Merwyn heimlich zukommen lässt.
Auch Mi‘raela wurde glücklich. Sie ist die große alte Dame ihrer Sippe und lebt heute im Roten Wald, weitab von allen Siedlungen. In drei Nächten hatte sie mir ihre Geschichte erzählt, damit ich sie in meinen Bericht einfügen konnte. Später hat sie mir bei meinen Suchen in Alaak mit Hinweisen sehr geholfen und mich sogar zwei- oder dreimal begleitet. Auch ihre Enkel sind mir gute Freunde geworden.
Leider ist Cchrando – der junge Iltismensch, der mich damals zum ersten Mal »Bruder« nannte – in der Burg umgekommen, bevor Rena ke Alaak Daresh Frieden brachte und dem Missbrauch der Quelle ein Ende setzte. Einige wenige der Halbmenschen, die mir damals halfen, sind freiwillig in der Burg geblieben und arbeiten heute noch dort, alle anderen sind heimgekehrt.
Mein Skagarok blieb noch drei Winter nach meiner Rückkehr bei mir. Dann fand er eine Gefährtin und kehrte zum Brüten in die Region von Xanthu zurück. Wir blieben bis zu seinem Tod (Skagaroks werden leider nicht sehr alt) gute Freunde. Das Schneehörnchen dagegen habe ich nicht wiedergesehen, ich nehme an, es lebt immer noch in der Nähe der Felsenburg. Dorthin bin ich aus gutem Grund nie zurückgekehrt.
Nemur und die anderen Schwarzen Kutten wurden – so hat mir Rena später erzählt – von Hetta nach einem Streit in das unwirtliche Land jenseits der Außengrenze von Daresh verbannt. Entweder sie sind dort umgekommen, oder sie leben heute noch dort. Das Volk von Daresh hat von all dem und der Rolle dieser Männer nichts erfahren. Offiziell war und ist es immer die Regentin, welche die Macht auf Daresh hält.
Dagua und Ujuna verließen beide das Seenland, um nach dem Frieden in der neuen Regierung von Daresh mitzuwirken. Sie spielten beide eine wichtige Rolle im Rat der vier Gilden, der nach Renas Friedensreise gegründet wurde und seinen Sitz in der Felsenburg hat. Ich konnte Ujuna nie wirklich verzeihen, habe aber keine sicheren Beweise dafür gefunden, dass sie in unschöne Geschichten verwickelt war. Dagua und ich sind noch immer in Kontakt, er ist ein Freund der Familie geworden.
Janor kehrte der Felsenburg den Rücken, nachdem die neue Regentin die Macht übernommen hatte. Vielleicht war er froh, endlich ohne Eskorte von Farak-Alit reisen zu können und nicht mehr nur »der Sohn« zu sein. Im Norden von Nerada hat er heute ein nettes Auskommen als Vorhersager; angeblich ist er gar nicht so schlecht in seiner Berufung.
Uu‘war ist ein guter Freund von mir geblieben, ich besuche ihn und seine Nestbrüder mindestens einmal jeden Winter. Er hat großen Spaß daran, die frisch
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