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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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viel änderte das nicht an der Art, wie ich mich fühlte. Ich war aus der Wüste zurückgekehrt, doch ein Teil von ihr war in meiner Seele zurückgeblieben. Hatte Udiko Recht? Würde ich womöglich den Rest meines Lebens mit diesem Gefühl kämpfen? Wenn ja, dann wollte ich wenigstens dort wohnen, wo ich gerne sein wollte. Ich entschied mich, zu den tiefen, kalten Seen von Colaris zurückzukehren. In meine alte Heimat.
    Doch ich kam nicht dort an. Auf dem Weg dorthin, als ich nur noch eine Tagesreise entfernt war, hatte ich in der Dämmerung das Gefühl, beobachtet zu werden, was ich sehr ernst nahm; Udiko hatte mich gelehrt, meinen Instinkten zu vertrauen. Ich schaute mich unauffällig um – und blickte in zwei goldene Augen, die im letzten Licht des Tages schimmerten.
    Ein Krötenmensch. Und nicht irgendeiner. Ich erkannte ihn an den Narben von Skagarok-Klauen, die sich über Kopf und Schultern zogen. »Uu‘war!?«
    »Jederfreund«, erwiderte er, und sein Grinsen reichte fast von Ohr zu Ohr.
    »Ich konnte nicht kommen damals«, sagte ich zu ihm. »Es war reines Ungeschick – ich bin auf deine Nachricht draufgetreten. So wusste ich nicht, wo dein Nest ist.«
    Es war eine schwache Ausrede. Er wusste sicher längst, dass ich ausgebildeter Sucher war. Hätte ich mir die Zeit genommen, ich hätte sein Heimatnest gefunden.
    Uu‘war brauchte nicht lange, um zu merken, dass mit mir etwas nicht stimmte. Obwohl er besorgt dreinblickte, fragte er nicht, was passiert war. Natürlich, er wusste längst Bescheid. Sonst hätte er mich in Daresi begrüßt statt in seiner eigenen Sprache.
    »Wieso kommst du nicht jetzt, wieso?«, fragte er plötzlich. »Wir leben hier, ganz nah.«
    Ich war gerührt von seinem Angebot. Damals hatte ich mich um ihn gekümmert, als es ihm schlecht ging, und jetzt wollte er das gleiche für mich tun. Aber beim Gedanken, in einem unterirdischen Nest in der Dunkelheit zu leben, wurde mir sofort unwohl. »Weißt du, ich ...«
    Doch er packte mich sanft am Arm, zog mich mit sich. »Komm!«
    Im unterseeischen Nest war es kühl und feucht, und es roch nach Kröte. Aber es war auf eigenartige Weise gemütlich. Fasziniert blickte ich mich um, als Uu‘war mich durch die Gänge geleitete. Er konnte es gar nicht erwarten, mir die Laichplätze zu zeigen, die Aufzuchtteiche, in denen rundliche Quappen umherschwammen, und die Kammern, in denen die Jungen das Singen lernten. Ich wusste, dass es eine einmalige Ehre war, was ich erlebte, und das Staunen lenkte mich von meiner düsteren Stimmung ab.
    Der Nestvater wies mir eine eigene Schlafkammer zu, und ich gewöhnte mich langsam wieder daran, drinnen und auf dem Boden zu schlafen. Die Albträume sind mir bis heute geblieben, aber immerhin, in dieser Zeit wurden sie seltener, manchmal wachte ich nur ein- oder zweimal auf.
    Scheu und neugierig beäugten mich die anderen Krötenmenschen. Viele hatten noch nie mit Menschen zu tun gehabt, und es dauerte eine Weile, bis sie sich trauten, mit mir zu sprechen oder sogar zu scherzen. Es half sehr, dass ich ihre Sprache verstand, denn nur die wenigsten von ihnen konnten Daresi. Ich fand heraus, dass sie ausgesprochen verfressen waren und es mochten, wenn man leise sprach und mit ihnen sang.
    Die Zeit bei ihnen war das Beste, was mir damals passieren konnte. In den letzten beiden Wintern hatte ich gelernt, dass der ärgste Feind des Menschen der Mensch selbst ist. Aber die Halbmenschen hatten mich noch nie enttäuscht. Bei ihnen konnte ich einfach Jederfreund sein – eine Rolle, in der ich mich sehr wohl fühlte. Es gab Momente, in denen ich dankbar dafür war, dass ich die Quelle berührt hatte. Sehr wahrscheinlich wäre ich sonst nie in diese Gemeinschaft aufgenommen worden, die mir immer mehr bedeutete.
    Nach etwa einem Monat kam Uu‘war mit fünf anderen Krötenmenschen zu mir. Er war in einer eigenartigen Stimmung und blickte mich lange forschend an, während seine Nestbrüder schweigend und angespannt hinter ihm standen. Was hatte das zu bedeuten? »Ich soll dich etwas fragen«, sagte er schließlich. »Es ist vielgut, dich das zu fragen. Es wäre schön, das.«
    Ich musste lächeln. »Dann frag doch. Um was geht‘s?«
    Aber er zierte sich noch. »Kannst du ein Geheimnis bewahren? Auch lange Zeit, lange?«
    Nun waren wir beide ernst. Eigentlich hatte ich nicht mehr viel Lust auf Geheimnisse, mich drückten schon ein paar zu viele. Doch irgendwie spürte ich, dass dies ein besonderer Moment war. »Ja – wenn es

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