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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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ihr in die Tasthaare fuhr und die Sonne ihr den Rücken wärmte.
    Leichtfüßig lief Mi‘raela einen Pfad entlang, auf dem Weg zum Revier ihrer Sippe. Bis ihr Magen knurrte und sie entschied, eine Pause einzulegen. Der Wind verriet ihr, dass Beute in der Nähe war. Genauer gesagt kam die Beute genau auf sie zu! Na so was!
    Ein Kanilo – eines der hellpelzigen Nagetiere, die von der Rinde junger Bäume lebten – flitzte quer über den Pfad, so schnell es seine kurzen Beinchen erlaubten. Knapp hinter ihm jagte eine Art roter Blitz her – und stieß voll mit Mi‘raela zusammen. Gemeinsam kugelten sie durchs Gebüsch. Als Mi‘raela wieder auf die Beine kam, hatte sich das Kanilo längst davongemacht. Aber das pelzige Geschöpf, das sie umgerannt hatte, war noch da.
    »Ent-t-t-t-schuldigung, Schwester«, stammelte der junge Katzenmensch und versuchte ungeschickt, ihr die Blätter aus dem Fell zu zupfen.
    »Lass nur«, brummte Mi‘raela, nachdem der Kleine sie zum zweiten Mal versehentlich an den Haaren gezogen hatte. »Ich erledige das nachher selber. Besser, du machst dich wieder auf die Jagd, besser! Aber ich fürchte, dein Kanilo ist weg.«
    »Ich weiß«, sagte der Kleine, aber seine runden grünen Augen strahlten trotzdem. »Hab noch nie eins erwischt. Macht aber trotzdem Spaß!«
    Mi‘raela musste lachen. »Wie heißt du?«
    »Mi‘riko!«
    Ihr blieb fast das Herz stehen vor Freude und Aufregung. Er gehörte zu ihrer Sippe, das verriet die Form seines Namens! Aber wer genau war er? Sie hatte ihn noch nie gesehen, ohne Zweifel war er geboren worden, während sie in der Felsenburg hatte leben müssen.
    »Wer bist du?«, veränderte Mi‘raela ihre Frage.
    »Sohn von Mi‘rajuna, die Tochter ist von Mi‘raela, die Tochter ist von Mi‘ryn, die Tochter ist von Mi‘rogirai ...«
    Bei den Schnurrhaaren des Großen Katers, er war ihr Enkel! Sie hatte mindestens einen Enkel, und auch noch einen so prächtigen Burschen und begabten Jäger! Ach, das Leben war wunderbar. Ihr Herz barst fast vor Freude.
    »Reicht schon, reicht schon«, bremste sie die Aufzählung seiner Ahnen. »Was für ein gutes Gedächtnis du hast. Komm, führ mich zu deiner Sippe. Wir bringen ein Kanilo mit und sagen, dass du es gefangen hast, in Ordnung?«
    * * *
     
    Der Ort, in dem mein Vater wohnte, lag ein ganzes Stück entfernt, ich brauchte lange bis dorthin. Das war mir ganz recht – die Bewegung tat mir gut. Als ich in Larkness ankam, geriet ich nicht mehr so schnell außer Atem, meine Muskeln fühlten sich deutlich fester an und ich erreichte wieder Tiefen, mit denen ich mich zumindest nicht blamierte.
    Larkness war ein hübscher Ort, etwa hundert Luftkuppeln am Grunde eines kristallklaren, von Wäldern gesäumten Sees. Ich fragte so lange herum, bis ich wusste, wo mein Vater lebte.
    Erst jetzt fiel mir ein, dass ich besser eine Nachricht vorausgeschickt hätte. Wenn ich Pech hatte, war mein Vater gar nicht da, sondern auf Patrouille – die Zuchtseen einer Fischfarm können weit auseinanderliegen. Oder möglicherweise war er in einer anderen Gegend von Vanamee, um neue Tiere zu kaufen. Was soll‘s , dachte ich. Ich habe nichts anderes vor in nächster Zeit. Wenn er nicht da ist, warte ich eben .
    Ich tauchte hinab zu der Luftkuppel, die groß, ziemlich neu und raffiniert gebaut war. Die Geschäfte meines Vaters schienen gut zu gehen. Sehr nervös stieß ich im Eingangsbereich der Kuppel den Begrüßungsruf aus. Ich musste daran denken, wie ich zum allerersten Mal vor Udikos Tür gestanden und wie es mir damals die Sprache verschlagen hatte.
    Nicht mein Vater öffnete.
    Sondern seine zweite Frau.
    Ihr aschblondes Haar lag glatt um ihr blasses, kühles Gesicht. Auch in ihren Augen war kein Funken Wärme. Ich musste daran denken, wie oft sie mich gedemütigt hatte, um mich nach ihren Vorstellungen zu formen. Doch seltsam – ihr gegenüberzustehen, machte mir nicht mehr besonders viel aus. Ich war stärker geworden und nicht mehr der wilde Junge, der den Tod seiner Mutter nie richtig überwunden hatte.
    Sie erkannte mich nicht. Das wunderte mich nicht besonders. Es war fünf Winter her, dass sie mich zuletzt gesehen hatte – und wie mich die Zeit im Kerker verändert hatte, hatte ich ja schon an Udikos Reaktion gemerkt.
    »Friede den Gilden«, sagte ich. »Ist Tad ke Vanamee da?«
    »Nein, er ist ...« In diesem Moment bemerkte sie den Salamander, der sich in meine Halsbeuge schmiegte. Den Salamander, der mich schon damals begleitet

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