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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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arm wie Hiob, welche durch einen einzigen Diamanten urplötzlich reiche Leute geworden waren, während wieder Andere sich über erfolglose Bemühungen, über die Habsucht der Unterhändler oder die Unzuverlässigkeit der in den Gruben beschäftigten Kaffern beklagten, welche oft die schönsten Steine stehlen sollten. Ueberhaupt trug das Gespräch einen rein technischen Charakter. Es drehte sich einzig und allein um Diamanten, Karatgewicht und gleich um Hunderte von Pfund Sterling.
    Im Großen und Ganzen machten die Leute einen elenden Eindruck, und auf einen glücklichen »Digger«, der geräuschvoll eine Flasche Champagner verlangte, um sein Glück anständig zu begießen, sah man zwanzig traurige Gesichter, deren Eigenthümer sich mit einem sehr dünnen Bier begnügten.
    Gelegentlich ging wohl auch ein Stein an dem Tische von Hand zu Hand, wurde gewogen, geprüft und abgeschätzt, um endlich wieder in dem Gürtel seines Eigenthümers zu verschwinden. Dieser halbgraue, glanzlose Kiesel, der nicht mehr Feuer zeigte, als jeder von einem Bergbache herabgerollte Feldstein, war der Diamant in seiner natürlichen Gangart.
    Bei Einbruch der Nacht füllten sich die Kaffeehäuser, und wieder folgten sich die nämlichen Gespräche, welche schon das Mahl gewürzt hatten, jetzt aber begleitet von so manchem Glase Gin oder Brandy.
    Cyprien selbst hatte sich bei Zeiten in einem Bette niedergelegt, das ihm unter einem dem »Hôtel«benachbarten Zelte angewiesen worden war. Hier schlief er bald ein, trotz des Geräusches eines Balles unter freiem Himmel, den sich die Kaffern aus der Umgebung gaben, und trotz des Geschmetters eines Klappenhorns, das in einem öffentlichen Salon den choreographischen Uebungen der weißen Herren den Tact angab.
Drittes Capitel.
Ein wenig, in aller Freundschaft gelehrte Wissenschaft.
    Der junge Ingenieur, zu seiner Ehre sei es gleich hier gesagt, war nicht nach dem Griqualande gekommen, um seine Zeit in dieser Atmosphäre von Habgier, Trunksucht und Tabaksrauch zu vergeuden. Er war beauftragt, in gewissen Theilen des Landes topographische und geologische Aufnahmen vorzunehmen, Proben von diamantartigem Gestein und Erdarten zu sammeln und gleich an Ort und Stelle eingehende Untersuchungen derselben vorzunehmen. Seine erste Sorge bestand also darin, sich eine ruhige Wohnung zu verschaffen, wo er sein Laboratorium einrichten konnte, welches sozusagen als Mittelpunkt für die vorzunehmenden Ausflüge im Minendistricte dienen sollte.
    Der kleine Hügel, auf dem sich die Farm Mr. Watkins’ erhob, erregte bald seine Aufmerksamkeit als eine Stelle, welche für seine Arbeiten besonders günstig gelegen war. Hinreichend entfernt von dem Lagerplatze, um von dieser lärmenden Nachbarschaft nicht zu sehr gestört zu werden, befand sich Cyprien hier etwa eine Stunde von den Kopjen entfernt – denn der ganze Diamantenbezirk hatte nur einen, zehn bis zwölf Kilometer nicht übersteigenden Umfang. So genügte dem jungen Ingenieur denn ein halber Tag, um eines der verlassenen Häuser von John Watkins auszuwählen, sich mit Letzterem über den Miethpreis zu einigen und sich daselbst einzurichten.
    Der Farmer selbst kam ihm dabei ziemlich wohlwollend entgegen. Eigentlich langweilte er sich doch recht stark in seiner Einsamkeit und sah es mit großem Vergnügen, daß sich ganz in seiner Nähe ein junger Mann niederließ, durch den er einige Abwechslung in dem alltäglichen Treiben erwarten zu können hoffte
    Wenn Mr. Watkins darauf gerechnet hatte, in ihm einen Tischgenossen und Liebhaber der Ginflasche zu finden, so hatte er sich freilich arg getäuscht. Kaum fertig mit der Aufstellung seiner Retorten, Oefen und Reagenzgläser in dem verlassenen Häuschen, und selbst noch bevor die wichtigsten Stücke seines Laboratoriums eingetroffen waren, begann Cyprien schon seine geologischen Ausflüge in die Umgebung. Auch des Abends, wenn er gänzlich erschöpft und beladen mit Felsenbruchstücken in seiner Zinktrommel, in der Jagdtasche, in den übrigen Taschen und oft selbst im Hute heimkam, empfand er natürlich weit mehr Verlangen, sich niederzulegen und auszuschlafen, als auf die alten Erzählungen und das Geschwätz des Mr. Watkins zu lauschen. Uebrigens rauchte er sehr wenig und trank noch weniger Das entsprach aber gar nicht der Vorstellung von einem lustigen Genossen, die sich der Farmer vorher zurecht gelegt hatte.
    Nichtsdestoweniger benahm sich Cyprien so gefällig und gutmüthig, war er so einfach im Auftreten und

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