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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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auffälligen Erscheinung beizubringen Dieser Durchmesser beträgt nämlich mindestens das Doppelte von dem, den man in Europa wahrnimmt.
    Cyprien Méré erwartete aber ein noch weit ungewohnteres Schauspiel in der Kopje, das heißt in dem eigentlichen Diamantenfelde.
    Beim Anfang der Arbeit bildete die Mine einen flachen Hügel, der hier die im übrigen gleich der Meeresfläche glatte Ebene überragte. Jetzt aber erschien sie in Form einer gewaltigen Aushöhlung mit steilen Wänden, einer Art Circus von elliptischer Gestalt und vierhundert Quadratmeter Seitenfläche, der an derselben Stelle ausgehoben war. Auf dieser Fläche vertheilt, lagen nicht weniger als drei-oder vierhundert »Claims« oder Concessionen von je einunddreißig Fuß Breite, welche deren Inhaber ganz nach Belieben ausbeuteten.
    Die Arbeit dabei besteht ganz einfach darin, mittelst Spitzhaue und Schaufel den Boden auszuheben, der im Allgemeinen aus rothem Sande mit Kieseln gemischt besteht. An den Rand der Minen befördert, wird diese Erde nach Erzscheidetischen geschafft, um gewaschen, zerkleinert, gesiebt und endlich mit größter Sorgfalt auf ihren etwaigen Gehalt an kostbaren Steinen untersucht zu werden.
    Da diese Claims alle unabhängig von einander ausgegraben wurden, bilden sie natürlich Gruben von sehr verschiedener Tiefe. Die einen reichen wohl hundert Meter und noch mehr hinunter, während andere nur fünfzehn oder dreißig Meter tief sind.
    Aus Rücksicht auf die Arbeit und den Verkehr ist jeder Concessionär durch amtliche Verordnung streng verpflichtet, an den Seiten seines Loches sieben Fuß Durchmesser unberührt stehen zu lassen. Diese Fläche bildet, im Verein mit einer gleich großen, welche der Nachbar liegen lassen muß, eine Art Straße oder Erdwall im Niveau mit dem eigentlichen Erdboden. Darauf kommt dann dicht aneinander eine Reihe Balken zu liegen, welche auf jeder Seite über den Rand noch einen Meter hinausragen, um dem Gang hinreichende Breite zu geben, daß zwei Karren bequem an einander vorübergelangen können. Zum Schaden der Solidität dieses schwebenden Weges wie der Sicherheit der Minengräber unterlassen es die Concessionäre leider nicht, den Fuß der Mauer allmählich, und je weiter sie in die Tiefe dringen, zu untergraben, so daß dieser Wall, der oft die Höhe gewaltiger Kirchthürme übertrifft, endlich eine umgekehrte Pyramide bildet, die auf ihrer Spitze ruht. Die Folgen dieses unverzeihlichen Verfahrens sind leicht vorauszusehen. Die Minen stürzen eben häufig ein, entweder während der Regenzeit oder wenn eine plötzliche Temperaturveränderung die schon vorhandenen Sprünge in der Erdmasse erweitert. Trotz der periodischen Wiederkehr solcher Unfälle lassen sich die Diamantengräber aber nicht abhalten, ihre Wand bis zur äußersten Grenze abzuschachten.
    Als Cyprien Méré sich der Mine näherte, sah er zunächst nichts als Karren, welche leer oder beladen auf dem schwebendem Wege dahinrollten. Weiter herangekommen, konnte er jedoch den Blick bis in die Tiefen dieses eigenartigen Steinbruchs fallen lassen und gewahrte nun die große Menge von Leuten jeder Race, Farbe und Tracht, welche eifrig im Grunde der Claims wühlten. Hier gab es Neger und Weiße, Europäer und Afrikaner, Mongolen und Kelten – die Meisten fast ganz nackt oder höchstens bekleidet mit Leinensandalen, Flanellhemden, einem baumwollenen Schurz und auf dem Kopf einen, häufig mit Straußenfedern geschmückten Strohhut.
    Alle diese Männer füllten die Erde in Ledereimer, welche dann sofort an den Rand der Gruben emporstiegen, indem sie an langen Eisenkabeln, gezogen von aus Kuhhäuten geschnittenen Riemen, welche über durchbrochene Rollen liefen, dahinglitten. Hier wurden die Eimer ebenso schnell in Karren entleert und gelangten dann nach dem Grunde der Claims zurück, um wieder mit neuer Ladung emporzusteigen.
    Diese langen Eisendrahtkabel, welche schräg über die von den Claims gebildeten länglichen Vierecke weggespannt sind, geben den »Drydiggings«, den trockenen Diamantgruben, ein ganz eigenthümliches Ansehen. Man möchte glauben, die Fäden eines riesenhaften Spinnengewebes vor sich zu sehen, dessen Herstellung plötzlich unterbrochen wurde.
    Cyprien amüsirte sich einige Zeit mit der Betrachtung dieses menschlichen Ameisenhaufens, dann kehrte er nach New-Rush zurück, wo alsbald eine gewaltige Tischglocke ertönte. Dort fand er im Laufe des Abends Gelegenheit, die Einen von reichen Funden sprechen zu hören, Mineurs, so

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